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Pilzkrankheiten an Pflanzen – Pilzbefall erkennen und bekämpfen

Wein mit Mehltau

Pilze leben mit uns auf dieser Welt, Menschen können gut mit ihnen leben, wenn sie übermäßige Vermehrung von Pilzen nicht unbewusst fördern und ausbreitungswütige Pilze nur mit angemessenen Maßnahmen in Schach halten. Im Artikel erfahren Sie, wie Sie aufmüpfige Pilze mit natürlichen Fungiziden in ihre Schranken verweisen, sodass Sie nie wieder Probleme mit Pilzen haben:

Video-Tipp

Die Pilze und die Pilzkrankheiten und die Pflanzen

Die Pilze (Fungi) sind in einer heute noch gebräuchlichen, aber veralteten Klassifikation das dritte große Reich eukaryotischer Lebewesen neben den vielzelligen Tieren und den Pflanzen. Zum Reich der Pilze gehören Vielzeller wie die Hutpilze, Einzeller wie die Backhefe und Formen ohne Zell-Untergliederung. Nachdem sie bis in das späte 20. Jahrhundert zu den Pflanzen gerechnet wurden, sind Pilze nach heutiger Kenntnis näher mit den Tieren als mit den Pflanzen verwandt.

Pilze gibt es überall auf der Welt in unglaublichen Mengen, woran der Mensch wenig ändern kann.

Deshalb:

Pilzbefall erkennen ist wichtig; Pilzbefall bekämpfen macht nur insoweit Sinn, wie es das Auftreten von Pilzkrankheiten an Pflanzen eindämmt und nicht langfristig fördert.

Warum werden Pflanzen von Pilzen befallen?

Pflanzen werden nicht von Pilzen befallen, sondern Pilze leben zusammen mit den Pflanzen in dieser Welt. Pilze und Pflanzen interagieren miteinander in vielfältiger Art und Weise, meist zum gegenseitigen Wohl. Aber eben nicht immer zum gegenseitigen Wohl, die Formel „panta rhei“ = „alles fließt“ gilt auch für Symbiosen, die zwischendurch gerne mal kräftig aus dem Gleichgewicht geraten. Das ist passiert, wenn wir sagen: Diese Pflanze ist von einem Pilz befallen; Sie müssen also nur das Gleichgewicht wieder herstellen.

Was bedeutet, die Pflanze soweit zu stärken, dass sie „Partner Pilz“ zu einer für beide gedeihlichen Zusammenarbeit zwingen kann. So hart es ist – Pflanzen am falschen Standort, die im falschen Boden wachsen und falsch gepflegt werden, werden immer wieder Opfer von Pilzen werden. Für die Natur macht das Sinn: Bei solchen Pflanzen ist bereits am Wuchs zu merken, dass sie nicht sehr lange leben werden – auch wenn Sie das als Mensch vollkommen anders sehen (wollen). Die wichtigen Destruenten (die Aufräumer, Zersetzer, Nährstoffzerkleinerer der Natur; ein großer Teil der Pilze und Bakterien „arbeitet in dieser Branche“) gehen also schon mal an die Arbeit, vielleicht ist auch für sie eine gelegentliche Portion Frischgemüse besser als immer nur halbvergammeltes Zeug.

Pilzbefall erkennen

Pilze lassen sich daran erkennen, dass die Pflanze irgendwie anders aussieht – das wäre die korrekte, aber wenig hilfreiche Beschreibung. Also etwas detaillierter: Pilzbefall lässt sich immer dann sofort erkennen, wenn die typischen Fruchtkörper namens Hutpilz auftauchen. Die stellen zwar gewöhnlich keinen Schaden an, zeigen aber zumindest, dass z. B. der Rasen unter Bedingungen wächst, in denen sich Pilze wohlfühlen.

Auch potenziell schädlichere Pilze, deren Sporen sich auf Pflanzen breit machen und die eigentlich für jede Pflanzenart ihre eigene Form entwickelt haben. Die häufigsten Pilzkrankheiten erkennen Sie so:

  • Echter Mehltau macht weißlichen, mehlartigen Belag auf die Blätter und tritt eher bei warmem, trockenem Wetter auf
  • Falscher Mehltau verursacht ähnlichen Belag, liebt aber feuchtes Wetter
  • Blattfleckenkrankheiten verursachen braune, rote, gelbe Flecken unterschiedlicher Größe Flecken auf den Blättern
  • Sternrußtau „malt“ sternförmige, dunkle Flecken zuerst auf die unteren Blätter und wird deshalb auch Schwarzbeinigkeit genannt
  • Schorf und Rost ähneln den Blattfleckenkrankheiten und sind v. a. auf modernen Zuchtsorten von Äpfeln, Birnen und Rosen zu finden
  • Kraut- und Braunfäule tritt bei Nachtschattengewächsen auf, die immer wieder lange mit feuchtem Laub dastehen

Erkennen müssen Sie die genaue Pilzart aber nur in Ausnahmefällen, z. B. wenn Ihre Region gerade von einer der häufigen Pilzkrankheiten in überdurchschnittlichem Ausmaß heimgesucht wird. Das erfahren Sie dann meist schon vor dem Befall in den Medien, weil der Schädling zuerst in der intensiven Landwirtschaft auftritt, bevor er in die Hausgärten wandert. Gewöhnlich reicht zum Handeln der Verdacht auf Pilzbefall, Fungizid-Einsatz (der Identifikation der Art erfordert) bringt Sie langfristig nur selten weiter:

Fungizide gegen Pilze?

Rhododendron mit Mehltau

Wenn Sie den dargestellten Gedankengängen soweit gefolgt sind, schwant Ihnen bereits, dass es nicht die beste Idee sein kann, Pilze schlichtweg töten. Töten des einen Partners einer symbiotischen Gemeinschaft beendet diese Gemeinschaft – was auch dem Partner, der den Gifteinsatz überlebt, nicht nur Vorteile bringt. Die Pilze sind ein wichtiges Training für das Immunsystem der Pflanze, das ihr nun fehlt, was sie langfristig schwächeln lässt und um so schneller zum nächsten Pilzbefall führt (Pilzsporen fliegen immer und überall um uns herum durch die Luft).

Konventionelle Fungizide („zid“ kommt von „caedere“, der lateinische Ausdruck für töten) sind vom Menschen „erfundene“ chemische Verbindungen, die in natürlichem Umfeld nicht vorkommen. Solche Substanzen haben nicht nur auf Pilze eine tödliche Wirkung: Die Lebewesen mit Zellkern (Eurokaryoten) teilen sich in die Reiche der Pilze, Tiere (inklusive Mensch) und Pflanzen; alle um ein Vielfaches empfindlicher als Angehörige der anderen beiden Lebens-Domänen (Bakterien + Archaeen). Was einen Eurokaryoten töten kann, kann deshalb auch alle anderen töten – Fungizide können also immer auch Menschen umbringen, es kommt nur auf die Dosis an.

Muss man das wirklich haben im eigenen Garten? Immer mehr Menschen meinen: Nein!, vor allem weil die schädlichen Wirkungen gegen Menschen (Haustiere, Wildtiere, die Umwelt) entweder bei der Produktentwicklung überhaupt nicht vernünftig erforscht werden oder im verkaufsgeneigten Lob des Produkts untergehen. Deshalb verfügt Punkt P273 Gefahrstoffkennzeichnung Pflanzenschutzmittel: „Freisetzung in die Umwelt vermeiden“. Das meinen die ernsthaft so – der Garten gilt nur nicht als Umwelt, weil die entsprechende Lobby auf die Freiheit des Bürgers bestand, in seinem Garten Gift ausbringen zu dürfen.

Verschärfend kommt hinzu, dass Pilze genetisch sehr wandlungsfähig sind und bei Vermehrungsraten von mehreren Generationen pro Vegetationsperiode sehr schnell Resistenzen gegen Fungizide entwickeln. Deshalb ist bei Anwendung von Fungiziden gewöhnlich eine ellenlange Anleitung zu befolgen, um größtmögliche Effektivität bei geringstmöglichem Mittel-Einsatz zu garantieren; je weniger Sorgfalt bei der Anwendung der Fungizide beachtet wird, desto schneller werden (noch giftigere) Fungizide gebraucht.

Tipp:

Wenn (wie z. B. vom Umweltbundesamt) geraten wird, möglichst auf Fungizide zu verzichten, macht das nicht wehrlos. Der Einsatz von Fungiziden kann in eng begrenzten Bereichen unbedingt Sinn machen (z. B. wenn eine Pflanze bewusst unter Mangelbedingungen kultiviert wird, weil sie eigentlich nicht in diesem Klima, bei dem Licht usw. gedeiht), die Mittel treffen dann aber gewöhnlich separat gehaltene Pflanzen.

In Pflanzenverbänden wie dem Garten stehen natürliche Mittel zur Verfügung, deren Einsatz schlauer ist als der Einsatz menschlich erschaffener Chemie (-Cocktails), über deren Auswirkungen man (bis auf die tödliche Wirkung) oft kaum etwas weiß. Vor Einsatz natürlicher Mittel wirkt aber noch etwas ganz anderes gegen die übermäßige Vermehrung von Pilzen:

Pilze immer wegschneiden

Das erste und einfachste Mittel zur Abwehr von Pilzen ist die Schere:

  • Geschädigte Pflanzenteile können ohne Nachdenken geopfert werden
  • Schön sehen sie ohnehin nicht mehr aus
  • Sie würden auch durch das beste Fungizid der Welt nicht wieder schön werden
  • Also weg damit, bis in den Bereich, in dem die Pflanze gesund ist
  • Schnittgut separat halben und möglichst schnell aus dem Garten entfernen
  • Ohne auf dem Weg zum Kompost oder zum Müll Sporen im Garten zu verstreuen

Wenn der Pilzbefall nicht völlig verschlafen wurde, sind nur die äußeren Triebe und nicht der Kern bzw. Stamm der Pflanze betroffen. Wenn ein Pilz es ausnahmsweise geschafft hat, eine Pflanze großflächig zu befallen, sollten sie den oberirdischen Teil der Pflanze vernichten und die ganze Pflanze ersetzen, wenn sie im nächsten Frühjahr nicht wieder austreibt.

Schadpilze an den Wurzeln gibt es eigentlich nur an Gehölzen, die bei einem solchen Pilzbefall bereits so geschwächt sind, dass Sie die natürlichen Destruenten besser einfach ihre Arbeit tun lassen sollten (nachdem ggf. unter Beachtung der Vorschriften der örtlichen Baumschutzsatzung die Teile gefällt wurden, die Passanten auf den Kopf fallen könnten).

Dass das Schnittgut immer in die Restmülltonne und nicht auf den Kompost gehören, ist falsch: Mehltau-Pilze überleben z. B. nur auf lebendem Pflanzengewebe, und vielen anderen Pilzen behagen die 70 °C inmitten der Heißrotte auch nicht wirklich – wenn die Mülltonne leer bleiben soll, lohnt sich die Nachfrage, z. B. beim örtlichen Umweltamt.

Pilzbefall vorbeugende Gartenkultur

ApfelmehltauClemson University – USDA Cooperative Extension Slide Series, Bugwood.org, Podosphaera leucotricha (Ellis & Everh.) E. S. Salmon -UGA1236033, bearbeitet von Hausgarten, CC BY 3.0
Clemson University – USDA Cooperative Extension Slide Series, Bugwood.org -, Podosphaera leucotricha (Ellis & Everh.) E. S. Salmon -UGA1236181, bearbeitet von Hausgarten, CC BY 3.0

Pilzbefall vorbeugend wirkt eine Gartenbestellung und -führung, in der sich verschiedenste Pflanzen unter guten Wuchsbedingungen so wohl fühlen, dass sie nebeneinander prächtig gedeihen und sich gegenseitig im Wuchs unterstützen. Denn „Pilzbefall“ heißt nichts anderes, als dass ohnehin (überall und immer) vorhandene Mikroorganismen auf schwache Pflanzenorganismen treffen, auf/an denen sie sich in unnormalem Maß vermehren können. Damit beugt jeder Garten einem Pilzbefall vor, der sich in einem ökologischen Gleichgewicht befindet, in dem also alle Beteiligten so gut leben, dass sie a) selbst gesund und kräftig sind und b) den meisten Pilzen etc., die ihnen ans Leder gehen, die Stirn bieten können (den meisten, weil es selten auch wirkliche Fieslinge gibt, die nur mit „Medikamenten“ zur Räson zu bringen sind).

Um dieses Gleichgewicht herzustellen, gibt es zwei Wege: Den gerade abgehandelten Einsatz von Fungiziden, oder den traditionellen Weg, der all die Regeln umfasst, die Pflanzen kultivierende und züchtende Menschen in Tausenden von Jahren „ausbaldowert haben“. Es gibt Spezialregeln, der „Überbau“ ist aber immer der gleiche:

  • Ständig gepflegter Gartenboden voller Regenwürmer und Mikroorganismen
  • Zum Standort passende, einheimische oder sogar in der Region beheimatete Pflanzen
  • Fremde Gäste nur in Arten/Sorten, die sich bei uns nicht anfällig gezeigt haben
  • Düngen mit organischen Nährstoffe, die langsam und erst nach Umsetzung durch Bodenorganismen wirken
  • Vermeiden von schnellwirksamen Mineraldüngern, die nur nach genauer Berechnung in korrekten Mengen auszubringen sind
  • Vermeiden von Pflanzenschutzmitteln, die das ökologische Gleichgewicht stören
  • Möglichst wenig zusätzliche Bewässerung
  • Ausreichende Pflanzabstände, genug Licht und Luft für jede Pflanze
  • Natürliche Mittel gegen Pilze, Bakterien, Viren, größere Schädlinge
  • Nur wenn erforderlich, nur in der erforderlichen Intensität eingesetzt

Ob eine gesund wachsende Pflanze überhaupt von Pilzen „belästigt“ wird, hängt dann noch ganz entscheidend von der Zuchtsorte ab. Moderne Zuchtsorten, wahre Wunder an Blühkraft und/oder Fruchtentwicklung, haben im Gegenzug oft an Widerstandskraft verloren.

Schnelle, unter Einsatz von Gentechnik bewirkte Resistenzzucht ist auch nicht immer der Weisheit letzter Schluss: Resistenzzucht beginnt gewöhnlich bei den empfindlichen Zuchtsorten des Erwerbsanbaus, weil diese zuerst von Pilzen befallen werden. Bei den „resistenten“ Apfel-Sorten treten bereits erste Schorfdurchbrüche auf.

Wenn Sie sich dagegen an alte, in behutsamer, möglicherweise in jahrhundertelanger Zuchtarbeit entwickelte Zuchtsorten halten, die im Laufe langer Nutzung ein natürliches Abwehrsystem entwickelt haben, haben Sie bessere Chancen, in Ihren Garten nicht von Pilzen überwuchert zu werden.

Da aber auch die Witterung eine Rolle spielt und Pilzen gelegentlich ihr feuchtes und warmes Ideal-Wetter schickt, werden selbst im perfekten Ökogarten einzelne Pilze immer wieder mal frech, doch auch dagegen gibt es Mittel:

Natürliche Mittel gegen Pilze

Auch die gesamte Natur besteht aus chemischen Verbindungen, die allerdings nicht von Menschen, sondern in Millionen von Jahren entwickelt wurden. Darunter sind viele Mittel, die gegen Pilze wirken, wahrscheinlich sehr viele verschiedene Mittel, von denen noch nicht sehr viele erforscht sind.

Apfel - Malus krank

Falls Sie das erstaunt:

Wir wissen heute erst über einen sehr kleinen Teils der Nutz- und Zierpflanzen einigermaßen Bescheid: 150 Pflanzenarten belegen 90 % der Welt-Anbaufläche, 5.000 Pflanzenarten werden insgesamt kultiviert, 380.000 Pflanzenarten kennen wir aktuell, zwischen 3,6 und 112 Millionen! Tier- und Pflanzenarten (genauer wissen wir es nicht) sind weder entdeckt noch erforscht. Selbst bei den paar bekannten Zier- und Nutzpflanzen sind längst noch nicht alle Inhaltsstoffe erforscht, auch hier könnten zahlreiche pilztötende Stoffe bisher unserer Aufmerksamkeit entgangen sein.

Zu einem gewissen Grundstock fungizider wirkender Pflanzenmittel haben es unsere Vorfahren aber immerhin gebracht, diese Mittel haben sich gewöhnlich lange bewährt:

  • Milch und Molke sind die Geheimwaffen gegen Mehltau: Verdünnt auf die befallenen Stellen sprühen
  • Pflanzenbrühen aus Schachtelhalm, Knoblauch, Rainfarn helfen gegen Mehltau und manchen anderen Pilz
  • Nützlinge wie Marienkäfer und Blattwespen fressen etliche Pilze
  • Pilz-Lieblings-Pflanzen können durch Umpflanzung mit Knoblauch, Basilikum oder Schnittlauch geschützt werden
  • Auch Kaffeesatz, das Kochwasser von Eiern, Bananenschalen, Horn sollen die pflanzliche Pilzabwehr unterstützen
  • Bekannte pflanzliche Fungizide z. B. gegen Sternruß sind Schachtelhalm und Brennnessel

Trauen Sie sich, zu experimentieren: Sachalin-Staudenknöterich setzt Mehltau zu, vielleicht taugt dann auch der mit ihm eng verwandte Japanknöterich, der in der Nähe als Sichtschutz wuchert, zum natürlichen Fungizid? Alle erwähnten Mittel sind den Versuch wert, ob Sie auch andere Pilze zurückdrängen als den, auf den sie gewöhnlich gesprüht werden.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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