Blaue Orchideen: so können Sie Orchideen selbst blau färben
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Blüten mit einem intensiven, blauen Farbton sind in der Natur eher selten, daher stehen sie bei Gartenliebhabern umso höher im Kurs. Allen Züchtungserfolgen zum Trotz konnten sich auch bei den Orchideen noch keine Unterarten mit dauerhaft blau gefärbten Blüten durchsetzen. Es gibt aber durchaus Tricks, mit denen Sie die Blüten selbst blau färben können.
Abgeschnittene Blüten für die Vase einfärben
Das Umfärben weißer Orchideenblüten zu einem außergewöhnlichen Blauton funktioniert ähnlich wie die oftmals für das Färben von Tulpen oder Rosen verwendete Vorgangsweise: Die abgeschnittenen Blüten werden mit ihren Stengeln ganz einfach in gefärbtes Wasser gestellt, woraufhin sich nach und nach eine mehr oder weniger starke Umfärbung der Blüten einstellt. Für diese Färbemethode können beispielsweise blaue Tinte oder auch wasserlösliche Lebensmittelfarbe verwendet werden. Die Dosierung des Färbemittels im Wasser der Blumenvase wirkt sich dabei wesentlich auf den erreichbaren Farbton der so gefärbten Blüten aus.
Versuche mit gefärbtem Gießwasser
Das Färben noch lebender Orchideen ist leider nicht ganz so einfach wie das Färben bereits abgeschnittener Blüten. Das mag nicht zuletzt auch daran liegen, dass Orchideen insgesamt überhaupt nur sehr wenig Flüssigkeit über Erdwurzeln aufnehmen. Wenn Sie mit dieser Methode langfristig überhaupt eine Blaufärbung entsprechend behandelter Orchideenblüten erreichen können, so ist diese maximal punktuell und nur in schwacher Ausprägung und Intensität zu beobachten. Da Orchideen im Allgemeinen ziemlich empfindlich sind, können sie bei einer starken Dosierung blauer Schreibtinte oder anderer Färbemittel im Gießwasser mitunter auch unrettbar eingehen.
Die Blütenfarbe per Infusion ändern
Den besonders beeindruckend in leuchtendem Blau erblühten Exemplaren der Phalaenopsis (Schmetterlingsorchidee) im Fachhandel ist die „Schummelei“ bei den Blüten meistens sehr einfach nachzuweisen. Suchen Sie einfach entlang des Blütenstiels nach einer blau gefärbten Einstichstelle oder kontrollieren Sie die Luftwurzeln auf eine graduelle Blaufärbung. Beide Anhaltspunkte sind deutliche Indizien für die Infusionsmethode, die von einem holländischen Orchideenzüchter entwickelt wurde: Dabei wird ein spezieller Farbstoff mittels einer Injektionsnadel direkt in die Leitungsbahnen im Inneren des Blütenstiels einer Orchidee injiziert.
Von dort aus breitet sich der (in den meisten Fällen blaue) Farbstoff über die Flüssigkeitszirkulation innerhalb der Pflanze nach und nach in die verschiedenen Bereiche der Pflanze aus, wobei weiße Blüten besonders „anfällig“ für die Sichtbarkeit der so eingelagerten Farbe sind. Grundsätzlich können alle Farben auf diese Art zum Umfärben einer weiß blühenden Orchideenart genutzt werden. In der Praxis werden aber bevorzugt Blautöne verwendet, da sich andere Blütenfarben wie Rosa oder Gelb ohnehin auch auf natürlichem Weg und damit dauerhaft farbstabil züchten lassen.
Das richtige Material auswählen
Blaue Tinte eignet sich nicht als Färbemittel für die Infusionsmethode bei den Orchideen, da sie beim Trocknen die Poren der empfindlichen Orchideen verstopfen würde. Spezielle Farbstoffe wie das Brillantblau FCF „E133“ sind in der Regel schwer zu bekommen, weshalb trotz der weniger starken Färbewirkung auf wasserlösliche Lebensmittelfarbe zurückgegriffen werden sollte. Sie benötigen für die Blaufärbung von Orchideen per Infusionsmethode außerdem die folgenden Zubehörteile:
- eine Spritze mit etwa 1,5 mm bis 2 mm dicker Injektionsnadel
- ggf. einen Infusionsbehälter für das Färbemittel
- Gummiringe für die zeitweise Fixierung der Infusion
- Zimt für die Wundversorgung
Die entsprechenden Utensilien erhalten Sie in der Apotheke. Es ist wichtig, eine geeignete Injektionsnadel auszuwählen: Dickere Nadeln würden die Leitungsbahnen im Blütenstiel einer Phalaenopsis unnötig stark verletzen, während dünnere Nadeln wiederum Probleme in Bezug auf die Dickflüssigkeit der Färbelösung verursachen können.
Vorgangsweise bei der Farbinjektion
Zunächst einmal sollte die ausgewählte Orchidee eine weiße oder zumindest eher helle Blütenfarbe haben. Einige Tage vor der Farbinjektion sollte die ausgewählte Pflanze kein Gießwasser mehr erhalten und maximal noch mit etwas Wasser besprüht werden. Dann gehen Sie für die Blaufärbung der Blüten mit der Injektions- bzw. Infusionsmethode wie folgt vor:
Lösen Sie die wasserlösliche Lebensmittelfarbe in einem Becher mit zimmerwarmem, weichem Wasser auf
Ziehen Sie die Spritze mit der Farblösung auf oder füllen Sie diese in den Infusionsbehälter
Wählen Sie als Injektionsstelle einen möglichst dezenten (schlecht sichtbaren) Punkt in der Nähe der Pflanzenbasis
Stechen Sie die Injektionsnadel sehr vorsichtig bis in die Mitte des Blütenstiels
Achten Sie darauf, den Blütenstiel nicht zu durchstoßen
Stechen Sie die Nadel schräg nach unten in den Stengel und befestigen Sie die Spritze mit einem Gummiring daran
Üben Sie mehrmals pro Tag sanften Druck auf die Spritze aus oder lassen Sie die Farblösung aus dem Infusionsbeutel eintropfen
Verschließen und Desinfizieren der Wundstelle mit etwas gemahlenem Zimt
Damit eine stark wahrnehmbare Wirkung der blauen Farbe erzielt werden kann, ist eine konstante Farbzufuhr über einen längeren Zeitraum hinweg notwendig. Wird eine große Farbmenge gewaltsam auf einmal in eine Phalaenopsis gepresst, so kann dies das Absterben der Pflanze zur Folge haben. Deutlich sichtbare Ergebnisse sollten sich bei einer korrekten Vorgangsweise schon nach wenigen Stunden beobachten lassen. Grundsätzlich muss auch diese Färbemethode nach dem Absterben der Blüten wiederholt werden, damit sich auch im Folgejahr wieder blaue Orchideenblüten entwickeln können.
Alternativen zur künstlichen Blaufärbung
Im Fachhandel werden auch Orchideenarten mit natürlich blau gefärbten Blüten angeboten. Dabei handelt es sich aber nicht nur um eher schwierig zu pflegende Orchideenarten wie Vanda coerulea und Cattleya Portia coerulea, sondern auch um eine jeweils wesentlich schwächer und damit dezenter ausgeprägte Blaufärbung der Blüten. Mittlerweile können Züchter aber auch erste Erfolge bei der genetisch beeinflussten Neuzüchtung von blau blühenden Orchideenarten vorweisen. Die drei Wermutstropfen dabei:
- die entsprechenden Neuzüchtungen sind noch nicht im Handel erhältlich
- auch hierbei handelt es sich vermutlich um eine schwächer ausgeprägte Blaufärbung der Blüten
- die Kreuzung anspruchsvoller Orchideenarten ergibt einen höheren Pflegebedarf als bei den Schmetterlingsorchideen (Phalaenopsis)
Allerdings stellt sich auch die Frage, ob eine unkomplizierte Verfügbarkeit natürlich blauer Orchideen nicht gerade den momentan noch vorhandenen „Reiz des Besonderen“ dieser Pflanzen zunichtemachen würde. Insofern handelt es sich bei der künstlichen Blaufärbung von Orchideen momentan immerhin noch um eine interessante Spielerei für Orchideenliebhaber, solange die aufwändig gezüchteten, strahlend blau blühenden Arten noch nicht als alltagstaugliche Ware in den Gartencentern angekommen sind.