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Unkrautex – das hilft gegen Unkraut zwischen Pflastersteinen

Unkraut

Unkraut zwischen den Pflastersteinen kann ordentliche Menschen bis zur Weißglut ärgern. Erfolgreich beseitigen lassen wird es sich allerdings nur mit der genau gegenteiligen Geisteshaltung, mit stoischer Ruhe und an Sisyphos erinnernder Stetigkeit. Alle anderen Mittel sind mit noch mehr Arbeit verbunden, schädlich oder verboten; nur die ultimativ arbeitserleichternde Umdeutung des Unkrauts zum Kraut steht Ihnen natürlich frei.

Video-Tipp

Die gute alte Handarbeit bringt es

Die Unkrautbeseitigung müssen Sie natürlich nicht mit nackten Händen durchführen (auch wenn sich die gerade im Nagelstudio gefertigten Stiletto Nails hervorragend zum Fugenkratzen eignen würden), in jedem Baumarkt gibt es schöne grüne Gartenhandschuh aus atmungsaktiver Baumwolle, mit rutschfesten Noppen, waschbar und für rund 1,- Euro. Wenn Sie sich aus dem Nagelstudio ein paar Meter „Fingernagel Feilschutz“ besorgen, werden sogar die Stilettos die Unkrautbekämpfungsaktion überstehen …

Ohne Werkzeug müssen Sie natürlich auch nicht an die Fugen gehen, Ihnen stehen sogar ganze Paletten von Werkzeugen zur Verfügung:

1. Der Klassiker im Einsatz gegen Unkraut zwischen Pflastersteinen ist der Fugenkratzer. Beziehungsweise die Fugenkratzer, von denen gibt es einige, hier ein kleiner Überblick aus Tests der gängigsten Modelle:

  • Combisystem-Fugenkratzer mit Stiel, Gardena: Um 15,- €, mit langem und kurzem Stiel, aber das dünne Metall des Fugenkratzers verbiegt schnell, das Arbeiten wird mühselig
  • Elektrischer Fugenreiniger von Weltbild: Um 80,- €, soll schnell reinigen, ließ sich aber nicht bei jedem Einsatz gerade führen, auch die die Power wurde als ausbaufähig bezeichnet
  • Unkraut jätenFugenkratzer von FugenKing: Um 25 €, kratzt mit drei Spitzen, was zwar der Haltbarkeit dient, aber Fugenreinigung entlang der Bordsteinkante unmöglich macht. Beim Auskratzen von Fugen hinterlassen die Spitzen Schleifspuren an den Plattenkanten, machen also die Steinplatten kaputt, befanden die Tester
  • Fugenkratzer KF-2K von Wolf-Garten: Um 10 €, klein, handlich mit gummiertem Griff, Arbeit geht effizient und schnell, erfordert aber Bücken, der schmale Kratzer passt in alle Fugenbreiten und entfernt das Unkraut mit Wurzel
  • Fugen up’S Fugenkratzer, S. I. S.-Uphoff: Um 16,- €, kann zwar mit Besenstiel verlängert werden, aber mit oder ohne Bücken: Die 15 Edelstahldrähte sollen Moos und Wildwuchs nicht so mühelos entfernen, wie der Hersteller angibt, sondern die Tester rissen das Unkraut nach dem Lockern mit der Hand raus
  • Rillenfix Fugenkratzer mit Teleskopstiel von Rillenfix: Um 23,- €, Kratzer mit rautenförmiger Schneide aus wolframlegiertem Vollhartmetall soll gut funktionieren, Teleskopstange und Verbindungen werden jedoch als eher labil beschrieben
  • Skil Fugenkratzer von Weedbuster: Um 80,- €, die Bürste kommt nicht ganz in schmalere Fugen, in die wird das Unkraut hineingedrückt, in breiteren Fugen soll der Weedbuster Schluchten hinterlassen, die neue Füllung der Fugen erforderlich machen können …

und so weiter, und so weiter, und am besten hat immer noch der ganz einfache hakenförmige Fugenkratzer aus stabilem Metall funktioniert.

2. Wenn Sie gerade die ultimative Arbeitswut gepackt hat, der Fugenkratzer aber noch im Laden liegt oder gerade den Geist aufgegeben hat, helfen Ihnen folgende andere Geräte, die man öfter im Haushalt hat:

  • Der dicke Schraubendreher hat oft genau die richtige Fugenbreite
  • Auch der große Fleischerhaken aus der Küche kann Erstaunliches leisten
  • Der Sauzahn ist wieder gefragt und passt mit der Spitze auch in manche Fuge
  • Hier ist aber wieder Vorsicht angesagt, manche Sauzähne sind so geformt, dass sie die Plattenkanten ankratzen
  • Ganz normale Garten-Hacken mit gebogener Form und scharfen Kanten helfen auch in Fugen
  • Mit schmalen Unkrautstechern können tiefe Pfahlwurzeln in Fugen gestochen werden
  • Wenn sie sofort nicht gut gezogen werden können, klappt das meist, wenn sie ein paar Tage getrocknet sind
  • Dazu können Sie z. B. eine Unkrautzange benutzen, aber auch eine große Kneifzange
  • Mit Schneidseite der Doppelhacke, Unkrautkuli und Garten-Disk können sie größere Unkräuter wenigstens bodennah abschneiden
  • Manche Unkräuter halten das auf Dauer nicht aus und können dann leicht und mit allen Wurzeln gezogen werden

Manche Bürger, die „Rücken haben“, haben praktische Rollsitze zur Unkrautbekämpfung in den Pflasterfugen angeschafft; die Heimwerker unter diesen Bürgern haben erstaunliche Konstruktionen mit drehbaren Schalensitzen gebaut. Diese händische Arbeit ist wohl auch wirklich das einzige sinnvolle Mittel, um Unkraut zwischen Pflastersteinen zu beseitigen:

Unkrautex aus dem Giftschrank: (Leider) verboten

1. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist auf Pflasterflächen verboten

Unkraut entfernen

Das Pflanzenschutzgesetz dient dem Schutz des Naturhaushaltes. Der Gesetzgeber beschreibt genau, welche Pflanzenschutzmittel im Haus- und Kleingarten (Privatgarten) zugelassen sind. Und er schreibt auch vor, dass diese Pflanzenschutzmittel nur auf gärtnerisch genutzten Flächen im Privatgarten ausgebracht werden dürfen, also z. B. auf Blumen- und Gemüsebeeten, Rasenflächen, auf Obst- und Ziergehölze und Hecken. Anders herum bedeutet das, dass die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln außerhalb von landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzten Flächen verboten ist.

Pflanzenschutzmittel dürfen also nicht auf Bürgersteigen und auf Wegen (auch nicht auf Gartenwegen), auf Garagenauffahrten oder Zufahrten, auf Parkplätzen, Hofflächen, Terrassen oder anderen Pflasterflächen ausgebracht werden, egal ob es sich um private Grundstücke oder um Grundstücke der Kommune handelt. Darüber hinaus dürfen sie nicht auf gärtnerisch genutzten Flächen eingesetzt werden, von denen die Wirkstoffe ins Oberflächengewässer oder in die Kanalisation gelangen könnten. Seit unser neues Pflanzenschutzgesetz Anfang 2012 auf die zunehmende Kritik an der unmäßigen Ausbringung kritischer Stoffe reagiert hat, sind die Möglichkeiten der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln weitgehend eingeschränkt worden, vor allem für nicht beruflich auf den Einsatz dieser Mittel angewiesene Haus- und Kleingärtner. Die verbotene Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln ist eine Ordnungswidrigkeit, die mit erheblicher Geldbuße geahndet werden kann, und die  Verletzungen der Verbotsvorschriften wird zunehmend nicht mehr als „Kavaliersdelikt“ gesehen.

2. Die „umweltverträglich“ Pflanzenschutzmittel

All dies gilt auch für die berühmten Pflanzenschutzmittel „ohne Chemie“, die als umweltverträglich oder ungefährlich oder biologisch abbaubar beworben werden. Sie brauchen ebenfalls eine Zulassung nach dem Pflanzenschutzgesetz, mit genau beschriebenem Anwendungs-Szenario, und umweltverträglich, ungefährlich und biologisch abbaubar sind ziemlich relative Begriffe. Wie auch immer, was im Pflanzenschutzgesetz steht, ist ein Pflanzenschutzmittel, das auf Pflasterflächen nicht eingesetzt werden darf. Wenn sich ein Problemunkraut wie Ambrosia in Ihre Pflasterfugen gesetzt hat, könnten Sie sich um eine Ausnahmegenehmigung bemühen, die die Landwirtschaftskammer des Landes auf schriftlichen Antrag erteilen könnte, wahrscheinlich wird es aber eher auf Hilfe bei der Beseitigung hinauslaufen.

Insgesamt gilt: Auch die umweltverträglichen und ungefährlichen Pflanzenschutzmittel sind nicht immer sehr schnell biologisch abbaubar und harmlos schon gar nicht, sondern in der Regel nicht ohne Grund mit einer Fülle von Gefahrstoffkennzeichnungen versehen. Welche das sind und was im Produkt überhaupt drin ist, erfahren Sie nicht unbedingt aus dem gut zu lesenden Teil des Packungsaufdrucks, sondern besser aus dem Sicherheitsdatenblatt des Produkts, dass der Händler Ihnen aushändigen muss, dass Sie aber auch bei Suche nach „Produktname“ + „Sicherheitsdatenblatt“ im Internet finden. Wenn Sie dann lesen, dass das als umweltfreundlich beworbene Produkt „schädlich für Wasserorganismen“ ist, „nicht in die Hände von Kindern gelangen darf“, nur mit Schutzhandschuhen und Schutzbrille ausgebracht werden soll und so weiter, sind Sie wahrscheinlich schnell überzeugt, dass das Pflanzenschutzgesetz recht damit hat, wenn es verhindern will, dass die Wirkstoffe in Mengen in die Umwelt und von Pflasterflächen ins Grundwasser gelangen.  Was auch Zeit sparen kann, denn Pflanzenschutzmittel dürften wenn nur in einer genau zu berechnenden Konzentration ausgebracht werden, und mischen Sie mal 13 ml Mittel pro m² in 87 ml Wasser pro m² für 33,5 m² Pflasterfläche vor Ihrer Haustür, da könnte alleine das Rechnen länger dauern als die ersten 15 Meter per Hand zu „entkrauten“.

 3. Geheimtipps und Hausmittel

Geheimtipps und Hausmittel, die gegen Unkraut zwischen Pflastersteinen angepriesen werden, gibt es sehr viele, und oft sind sie auch „sehr viel gefährlich“:

Unkraut entfernen

Salz und Essig wird empfohlen, um das Unkraut in den Pflasterfugen zunächst abzutöten, bevor es entfernt wird. Abgesehen davon, dass interessant wäre zu erfahren, warum in aller Herrgottsnamen man das tun soll, könnte dieser Rat teuer werden: Salz und Essig werden zu Pflanzenschutzmitteln, wenn sie wie Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, hier also zu streng verbotenen Pflanzenschutzmitteln, auf deren Anwendung interessante Geldbußen stehen …

Heißes Wasser gilt als Geheimwaffe gegen Unkraut zwischen Pflastersteinen. Ob diese Geheimwaffe allerdings so preiswert ist wie angepriesen, darf bezweifelt werden: Einen Liter Wasser im Wasserkocher zum Kochen zu bringen, dauert 3:43 Minuten und kostet 3,5 Cent (www.blitzrechner.de/wasser-kochen). Plus Weg zum und vom Haus, plus 10 Sekunden ausgießen, nehmen wir mal pro Liter Wasser rund 5 Minuten – pro Pflanze, denn mehr als eine Pflanze werden Sie mit einem Liter Wasser nicht totkriegen, und für die letzte Wurzelspitze ist es wahrscheinlich eher eine angenehm warme Dusche. Sind bei 100 Pflanzen 8,33 Stunden, in denen Sie mit dem Wasserkocher vom Haus zur Pflasterfläche unterwegs sind, plus Energiekosten von 3,50 Euro. Nicht die Welt, aber: Wenn Sie 100 Pflanzen per Hand rausreißen, brauchen Sie bei einer Quote von eine Pflanze pro Minute (Wurzeln lockerruckeln, mit dem Fugenkratzer ein wenig nachgraben) 1,66 Stunden, ganz ohne Kosten.

Bei Unkrautbrennern sieht es ähnlich aus, pro Pflasterfläche von 10 x 10 m fallen rund 5,50 € Energiekosten an (www.bioaktuell.ch/de/pflanzenbau/ackerbau/unkrautregulierung/direkte-massnahmen/abflammen.html, umgerechnete Hektar-Kosten), plus Kauf oder Miete des Geräts (Gas 30,- bis 50,- €, bei Infrarot wird es mindestens dreistellig), umweltschonend und ungefährlich sind die Geräte nicht unbedingt: Der CO2-Ausstoss ist relativ hoch, Gasbrenner sind hochentzündlich, müssen unter möglichst strengen Sicherheitsvorkehrungen eingesetzt und optimal gelüftet gelagert werden, ein guter Teil bodenbewohnender Nützlinge wird auch jedes Mal vernichtet. Genau dosiert eingesetzt bewähren Infrarot-Brenner sich durchaus auf großen Flächen, „unkontrollierte Brandrodung“ im Privatgarten bewirkt aber eher das Gegenteil: verstärkten Neuaustrieb zu sehr abgebrannter Pflanzen. Auch die Bilanz des Dampfstrahlers/Hochdruckreinigers ist nicht wirklich gut: Unkraut wird mit kräftigem Strahl aus den Fugen gespült, mit Fugenfüllung, Dreck spritzt weit durch die Gegend, anschließend müssen die ausgespülten Fugen neu gefüllt werden …

Eine überzeugende Alternative

Offensichtlich gehört Fugen kratzen nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen der Menschen, oder es liegt an der um sich greifenden Erkenntnis, dass Erhalten der natürlichen Grundlagen das Leben gesünder und bequemer macht – der Trend geht eindeutig in Richtung Fugen bewachsen statt Fugen bekratzen.

Wer keine Lust auf dauernde Fugensäuberung hat, könnte auf Pflanzen setzen, die in den Fugen bleiben dürfen:

  • Ajuga reptans, Kriechender Günsel, Sorten ‚Chocolate Chip‘ und ‚Valfredda‘
  • Isotoma fluviatilis, Blauer Bubikopf oder Gaudich
  • Lysimachia nummularia ‚Aurea‘, Gelbblättriges Pfennigkraut, Sorte ‚Jenny‘
  • Mazus reptans, Lippenmäulchen, Sorte ‚Purple‘
  • Sagina subulata, Sternmoos, Sorten ‚Irish Moss‘ und ‚Scotch Moss‘
  • Sedum spurium, Kaukasus-Fetthenne, Sorte ‚John Creech‘
  • Thymus praecox, Frühblühender Thymian
  • Thymus praecox ‚Coccineus‘, Roter Kriechthymian
  • Thymus pseudolanuginosus, Wolliger Thymian
  • Thymus serpyllum, Sand-Thymian, Miniatursorte ‚Elfin‘
  • Trifolium repens var. atropurpureum, Weißklee, Sorte ‚Bronze Dutch Clover‘

All diese Pflanzen sind als trittfest bekannt, zeigen leichte Höhenunterschiede und können so passend zur Fuge ausgewählt werden. Für sehr schmale Fugen empfehlen sich die kleinwüchsigen, kräftigen Thymianarten, die im Winter gleich noch ein wenig Rutschschutz bieten. Manufaktum bietet für Pflasterfugen eine Spezialmischung an, Samen sechs trockenheitsresistenter und trittfester Kräuter, www.manufactum.de/samenmischung-pflasterfugen-p1470090. Saatgut-Hersteller Rieger-Hofmann bietet ebenfalls eine Spezialmischung aus trockenheitsresistenten und trittfesten Kräutern zur Begrünung und optischen Aufwertung von Pflasterfugen an, deren Pflege „im Prinzip durch Benutzung“ erfolge, www.rieger-hofmann.de/sortiment/mischungen/begruenungen-fuer-den-stadt-und-siedlungsbereich/17-fugenmischung.html.

Fazit

Es sollen schon Menschen gesichtet worden sein, die im Kampf mit Unkraut zwischen Pflastersteinen lustige Wuttänze aufgeführt haben, weil sie Steine zerkratzt oder Fugen geleert haben. Soweit sollten Sie es nicht kommen lassen, auch andere Geheimtipps gegen den Bewuchs erweisen sich oft als verboten oder letztendlich riesig aufwendig, gewöhnlich bleibt die gute alte Handarbeit übrig. Die aktuell angesagte Alternative geht deshalb einen ganz anderen Weg und definiert das Unkraut einfach um.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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