Muss man Tomaten ausgeizen: ja oder nein? Ab wann beginnen?
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Der Tomatenernte fällt in unseren Breitengraden nicht immer üppig aus. Regen und Braunfäule setzten den Pflanzen oft zu. Auch der wild wuchernde Wuchs verbraucht viel Energie, die den Früchten dann fehlt. Doch dagegen soll das sogenannte Ausgeizen helfen. Wer regelmäßig die kraftraubenden Triebe entfernt, wird mit einer besseren Ernte belohnt. Stimmt das? Wenn ja, muss man dabei auch was beachten?
Was ist Ausgeizen?
So ungewohnt die Bezeichnung für viele auch sein mag, hinter dem Begriff Ausgeizen verbirgt sich eine einfache Maßnahme: die Entfernung unerwünschter Triebe von der Tomatenpflanze. Dabei werden nur spezielle Triebe entfernt, die als Geiztriebe bezeichnet werden. Sie tragen keine Früchte, rauben der Tomatenpflanze aber viel Energie, die sie gut für die Fruchtbildung gebrauchen kann. Sie werden daher zeitig und regelmäßig abgebrochen oder abgeschnitten.
Vorteile des Ausgeizens
Wenn eine Tomatenpflanze unkontrolliert wachsen darf, wird sie schnell buschig. Das viele Grün verbraucht viele Nähstoffe und Energie. Der dichte Wuchs begünstigt zudem Krankheiten. Das Ausgeizen löst beide Probleme.
- mehr Energie und Nährstoffe verbleiben für die Fruchtbildung
- es bilden sich mehr Tomaten
- Tomaten werden größere und schneller reif
- die Tomatenpflanze wächst schlanker
- braucht weniger Platz
- Triebe stehen luftiger
- Tomatenpflanze kann nach Regen besser abtrocknen
- Ausbreitung von Pilzkrankheiten wird vorgebeugt
Es gibt auch Nachteile
Das Ausgeizen ist nicht nur mit Vorteilen verbunden. Zum einen wird der natürliche Wuchs der Tomatenpflanze verändert. Zum anderen entstehen durch das Abbrechen oder Abschneiden der Geiztriebe offene Wunden.
- schlanker Wuchs ist weniger stabil
- Wind kann die Pflanze umknicken
- Anbinden ist erforderlich
- in Wunden können Krankheitserreger leicht eindringen
- das Krankheitsrisiko steigt
Nicht zu vernachlässigen ist auch der hohe Arbeitsaufwand. Mit einem einmaligen Entfernen der Triebe ist es nicht getan. Neu nachwachsende Geiztriebe erfordern wiederholtes Eingreifen. Für Laien besteht auch die Gefahr, dass aus Versehen statt der Geiztriebe auch fruchttragende Triebe entfernt werden.
Der richtige Zeitpunkt
Wenn die Tomatenpflanze ins Beet gepflanzt ist, sprießen schon bald die ersten Geiztriebe. Die Arbeit des Ausgeizens beginnt daher schon kurz nach dem Auspflanzen und ist erst zu Ende, wenn die Früchte erntereif sind.
- Zeitraum etwa Juni bis September
- bis zur Ernte
- wöchentlich oder zweiwöchentlich
- solange die Geiztriebe wenige Zentimeter klein sind
- an einem trockenen und warmen Tag
- idealerweise morgens
Unterscheidung der Triebe
Die Tomatenpflanzen bilden nicht nur viele kraftzehrende Geiztriebe, sondern auch Triebe, die später Früchte tragen. Die Triebe müssen klar voneinander unterschieden werden, damit nicht versehentlich die fruchttragenden Triebe entfernt werden. Diese Angst, falsche Triebe zu entfernen, hält tatsächlich viele Tomatenbesitzer vom Ausgeizen ab. Dabei können die Geiztriebe leicht identifiziert werden.
- Geiztriebe bilden sich nicht an Haupttrieben
- sie sitzen in den Blattachseln
- zwischen Haupttrieb und Seitentrieb
- solange sie klein sind, sind sie besser zu erkennen
- größere Geiztriebe drücken die Blattachseln auseinander
- dadurch wird die Unterscheidung schwieriger
Abbrechen oder schneiden?
Geiztriebe mit der Hand abbrechen oder lieber mit Schnittzeug sauber abtrennen? Darauf gibt es keine eindeutige Antwort, denn jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile. Deswegen muss jeder Tomatengärtner für sich die geeignete Methode herausfinden.
- Geiztriebe haben eine einfache Bruchstelle
- gerade die kleinen Triebe lassen sich gut mit der Hand entfernen
- bei größeren Trieben besteht die Gefahr des unsauberen Ausreißens
- Pflanzensaft hinterlässt Flecken auf der Haut
- Schnittwerkzeug sorgt für glatte Schnittstellen, die gut verheilen
- diese Methode ist jedoch aufwändiger
- Klingen können zu Verletzungen an benachbarten Pflanzenteilen führen
- das Abschneiden kann schnell zu nah oder zu weit am Haupttrieb erfolgen
Ausgeizen Schritt für Schritt
Für das Ausgeizen der Tomaten ist nicht zwingend Schnittwerkzeug erforderlich. Die jungen Triebe lassen sich leicht mit der Hand entfernen. Nur wenn die Triebe schon kräftiger sind, könnte ein Messer von Nöten sein.
- Warten Sie auf die geeignete Witterung. Damit die offenen Stellen gut verheilen, sollte an einem trockenen und warmen Tag ausgegeizt werden.
- Führen Sie das Ausgeizen morgens durch, weil die Wunden tagsüber schneller trocknen können.
- Prüfen Sie jeden Trieb, ob es sich wirklich um einen Geiztrieb handelt. Gehen Sie dabei systematisch von oben nach unten vor.
- Nehmen Sie kleine und weiche Geiztriebe bis etwa 5 cm Länge zwischen Daumen und Zeigefinger. Knipsen Sie in mit dem Daumennagel dicht an der Blattachsel ab.
- Brechen Sie größere Triebe ab, ebenfalls nah an der Blattachsel. Für zu große Triebe kann auch ein Messer verwendet werden.
- Unterste Geiztriebe stehen lassen. Sie geben der Tomatenpflanze mehr Stabilität.
- Tupfen Sie die offenen Stellen mit einem Tuch ab, das beschleunigt das Verheilen der Wunden.
Keine Lust auf Ausgeizen?
Das regelmäßige und zeitaufwendige Ausgeizen kann manchmal schon nervig sein. Nicht jeder hat Lust oder Zeit dazu. Damit die Tomatenpflanzen auch ohne Ausgeizen den gewünschten Ertrag bringen, kann im Vorwege etwas dafür getan werden.
- kühler und dunkler Standort bewirkt buschiges Wachstum
- viele Geiztriebe sind die Folge
- daher von Beginn an einen optimalen Standort wählen
- auf viel Wärme und Licht achten
- die Tomatenpflanze wächst in die Höhe
- die Notwendigkeit des Ausgeizens wird auf ein Minimum reduziert.