Kannenpflanze, Nepenthes – Pflege von A-Z und richtig füttern
Inhaltsverzeichnis
Die Kannenpflanze ist bereits durch ihre passiven Insektenfallen ein echter Blickfang. Hinzukommen ungewöhnliche Blattformen und eine generell exotische Optik. Damit diese erhalten bleibt, benötigt die auch als Nepenthes bekannte fleischfressende Pflanze jedoch auch eine besondere Pflege und Spezialwissen rund um die Bedürfnisse an Standort und Düngung. Wer den Exoten optimal versorgen möchte, findet alles Wichtige in der folgenden Anleitung.
Arten
Von der Gattung der Kannenpflanze sind mittlerweile rund 100 Arten bekannt und es kommt stets zu neuen Entdeckungen. Verwunderlich ist die Artenvielfalt nicht, denn das Gewächs breitet sich vom Tiefland bis zum Hochland aus und finden sich von Australien bis hin zu Sumatra. Das gibt Interessierten eine große Auswahl, bedeutet aber auch, dass bei den Bedürfnissen erhebliche Unterschiede herrschen. So sind gerade die Kannenpflanzen aus dem bergigen Hochland schwierig zu händeln, benötigen tagsüber tropisches Klima und kalte Temperaturen in der Nacht. Wer sich als Anfänger an den Nepenthes versuchen möchte, sollte daher zunächst auf Tiefland-Arten oder Hybriden setzen, da diese deutlich pflegeleichter sind. Bewährt haben sich hier vor allem:
- Nepenthes alata
- Nepenthes ventricosa
- Nepenthes rafflesiana
- Nepenthes truncata
- Nepenthes Ventrata
- Nepenthes Mixta
- Nepenthes Coccinea
Standort
Die Standortbedingungen für die Kannenpflanze hängen stark von ihrer ursprünglichen Herkunft ab. Das gilt sowohl für die Temperatur, als auch die Luftfeuchtigkeit. Hybriden, wie Nepenthes Mixta, sind generell etwas anspruchsloser und robuster. Generell gilt jedoch, dass die fleischfressenden Pflanzen eine vergleichsweise hohe Luftfeuchte und viel Wärme benötigen. Es kann daher angeraten sein, sie in einem Terrarium oder Zimmergewächshaus zu kultivieren.
Substrat
Ebenso wie beim Standort kommt es hier auf die Art der Kannenpflanze an. Als Basis eignet sich eine nährstoffarme, durchlässige Erde mit mäßiger Speicherfähigkeit. Das Substrat muss also Wasser aufnehmen und speichern können, darf dabei aber nicht nass sein und verdichten. Die einfachste Möglichkeit, das passende Substrat auszuwählen, ist das Verwenden von spezieller Erde für fleischfressende Pflanzen.
Diese kann abhängig von den Bedürfnissen der jeweiligen Nepenthes-Art noch mit den folgenden Zugaben angepasst werden:
- Perlite
- Kokosfaser
- Quarzkies
- Aktivkohle
- Sphagnum-Moos
- Geblähtes Vermiculit
Allerdings ist hierbei Feingefühl und entsprechendes Wissen gefragt. Anfänger sollten sich daher im Fachhandel beraten lassen.
Feuchtigkeit
Die genannten Kannenpflanzen-Hybriden kommen mit normaler Luftfeuchtigkeit zurecht, andere benötigen eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 90 Prozent und können daher nur in einem Gewächshaus, eine Terrarium beziehungsweise Florarium kultiviert werden. Bei der Auswahl gilt es daher, genau aufzupassen.
Gießen
Wie erwähnt, stammen die Kannenpflanzen aus tropischen Gebieten – also aus einem regenreichen Klima. Dementsprechend müssen sie zumindest während der Wachstumsphase regelmäßig gewässert werden. Wichtig sind dabei die folgenden Faktoren:
- Weiches, kalkarmes Wasser verwenden – beispielsweise Regenwasser
- Nicht mit kaltem Wasser gießen
- Trockenheit und Staunässe vermeiden
- Gießen besser in den Untersetzer
- Zusätzlich regelmäßig besprühen
Füttern und Düngen
Da die Kannenpflanze ein fleischfressendes Gewächs ist, erscheint eine Fütterung notwendig. Tatsächlich gibt es aber zwei Möglichkeiten, die Nepenthes mit Nährstoffen zu versorgen. Die einfachste Variante ist es vor allem bei Kannenpflanzen im Florarium, ein fertiges Düngemittel zu verwenden. Orchideendünger hat sich hierbei bewährt. Wer die Kannenpflanze füttern oder sie zum Vernichten von Insekten benutzen möchte, kann das nur außerhalb des Florariums und in Räumen, in denen wirklich gelegentlich Insekten vorhanden sind – oder im Freiland.
Die Insekten werden von Lockstoffen in den Kannen angezogen und gleiten auf den glatten Oberflächen aus. In den Kannen selbst ist eine Flüssigkeit enthalten, die sehr sauer und zudem reich an Enzymen ist. Diese kann die fliegenden und krabbelnden Tiere verdauen und führt die so freigesetzten Nährstoffe der Pflanze zu. Allerdings ist die Nepenthes weder darauf noch auf eine regelmäßige Düngung angewiesen, da allein das Substrat mehr Nährstoffe enthält, als den Gewächsen in ihren Ursprungsgebieten zur Verfügung stehen. Wer die Fütterung aber ab und an einmal erleben möchte, kann die Düngung vollständig einsparen und sollte zudem noch einige Aspekte beachten:
- Die Futtertiere müssen lebend sein, tot aufgefundene Insekten können der Pflanze schaden
- Insekten sollten in der Größe an die Kannen angepasst ausgewählt werden
- Durch Spray betäubte oder anderweitig chemisch behandelte Futtertiere sollten nicht verabreicht werden
- Die Fütterung sollte nicht zu häufig erfolgen, während der Wachstumsphase also etwa einmal pro Monat
Verschneiden
Gelegentlich, zum Beispiel nach der Fütterung von größeren Insekten, können die Kannen der Nepenthes verwelken und absterben. Es ist nicht absolut notwendig, diese zu entfernen, sofern sie vertrocknen.
Allerdings können abgestorbene Pflanzenreste aufgrund der feuchten Erde und der hohen Luftfeuchtigkeit das Risiko für Schimmel erhöhen. Es ist daher sicherer, verwelkte und vertrocknete Pflanzenteile zu entfernen. Davon abgesehen ist ein Verschnitt bei der Kannenpflanze nicht erforderlich.
Gefäß
Die meisten Kannenpflanzen gedeihen am besten in einem flachen Pflanzgefäß, das aufgehängt werden kann oder auf einem Sockel steht. Hierdurch können die Kannen leicht herunterhängen. Wichtig ist für die Nepenthes zudem eine passende Form des Pflanzgefäßes. Die Gewächse bilden dichte Wurzelgeflechte aus, wurzeln jedoch flach. Hierdurch sind keine tiefen Töpfe erforderlich. Besser sind Gefäße mit einem etwas größeren Durchmesser. In diesen können sich nicht nur die Wurzeln optimal ausbreiten, sondern auch wie in der Natur einige Kannen aufliegen und andere herabhängen.
Umtopfen
Da die Nepenthes mit wenigen Nährstoffen auskommt, ist ein Erdwechsel zu Versorgung nicht häufig erforderlich. Er hat aber dennoch Vorteile. So verhindert das regelmäßige Umtopfen beispielsweise, dass sich Keime oder Schädlinge in großer Anzahl in dem Substrat stark vermehren können. Aller zwei bis drei Jahre sollte daher ein Erdwechsel stattfinden. Es empfiehlt sich hierbei, möglichst viel der Substratreste zu entfernen beziehungsweise abzuspülen. Dabei muss vorsichtig und sanft vorgegangen werden, um die Wurzeln nicht zu beschädigen.
Blüte
Die Kannenpflanzen haben männliche und weibliche Blüten, die – je nach Art – wenigstens 15 bis 100 Zentimeter über den Pflanzen stehen. Sie werden von Insekten befruchtet, können aber auch gezielt von Hand bestäubt werden. Hierzu ist es nötig, den Pollen der männlichen Blüten mit einemfeinen Pinsel oder einem Wattestäbchen aufzunehmen und diesen in die weiblichen Blüten einzubringen. Die männlichen Blüten tragen vier bis 24Staubblätter in sich, die weiblichen hingegen drei bis vier Fruchtblätter. Nach der erfolgreichen Befruchtung bilden sich Kapseln, in denen mehrere hundert Samen enthalten sind.
Vermehren
Da die Kannenpflanze selbst Samen ausbildet, ergibt sich hiermit bereits eine Möglichkeit der Vermehrung. Die Samen sollten dafür direkt genutzt und nicht erst getrocknet und gelagert werden. Selbst dann lässt die Keimung jedoch lange auf sich warten und gestaltet sich schwierig. Diese Variante der Fortpflanzung sollte daher erst in Angriff genommen werden, wenn die Kultur der adulten Nepenthes keinerlei Probleme mehr bereitet. Eine weitere Möglichkeit der Vermehrung ist die Nutzung von Stecklingen. Hierfür eignen sich in erster Linie Kopfstecklinge, die zu Beginn der Wachstumsphase im Frühjahr abgeschnitten und sofort in Substrat eingesetzt werden.
Geschnitten wird am Stamm, im Bereich zwischen zwei Blättern, sodass ein möglichst langer Stiel in die Erde eingesetzt werden kann. Das Substrat muss leicht feuchtgehalten werden und auch auf die Luftfeuchtigkeit ist genau zu achten, damit der Steckling neue Wurzeln bilden kann. Die Verwendung von Blattstecklingen ist zwar ebenfalls möglich, hat jedoch schlechtere Erfolgschancen.
Überwintern
Bei entsprechenden Temperaturen und mit regelmäßigem Besprühen darf die Kannenpflanze im Sommer im Freien stehen, sollte aber natürlich bei kühlerem Wetter nach drinnen verbracht werden. Hier muss sie dann weiterhin warm und feucht stehen wie gewohnt. Eine kühle Überwinterung verträgt sie nicht. Wer die Nepenthes nicht im Sommer ins Freiland stellt, kann sie also ganzjährig wie gewohnt kultivieren.
Typische Pflegefehler, Krankheiten und Schädlinge
Schädlinge muss die Kannenpflanze nicht befürchten und abgesehen von Wurzelfäule bleibt sie auch von Krankheiten verschont. Einzig Fehler in der Pflege können zum Problem werden. Darunter in erster Linie:
- Fehlende Luftfeuchtigkeit
- Verwendung von hartem oder kaltem Wasser für das Gießen und Besprühen
- Zu geringe Temperaturen
- Überdüngung oder zu häufiges Füttern
- Zu dunkler Standort
Werden die Kulturbedingungen der Kannenpflanze berücksichtigt und die Einflüsse am Standort regelmäßig überprüft, ist das Risiko für Schäden also sehr gering. Sollte sich ein sehr langsames Wachstum zeigen, beginnen Blätter oder Kannen zu verwelken oder zu vertrocknen, sollte die Pflege dringend überprüft und angepasst werden. Eine Garantie für die Rettung der Nepenthes gibt es dann zwar ebenfalls nicht, bei rechtzeitig durchgeführten Gegenmaßnahmen stehen die Chancen jedoch gut.