Rosmarin schneiden und richtig trocknen
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Als Klassiker unter den Gewürz-, Heil- und Zierpflanzen gedeiht Rosmarin als Halbstrauch. Diese Eigenschaft impliziert, dass die Pflanze in den unteren Regionen verholzt, während die krautigen Triebspitzen die ersehnte Kräuterernte liefern und eine prächtige Blüte hervorbringen. Im fachgerechten Pflegeprotokoll stellt somit der Schnitt eine gärtnerische Herausforderung dar. Die Wahl des richtigen Zeitpunktes ist von ebenso großer Bedeutung, wie die Schnittführung selbst. Überdies will das Schnittgut für beste Qualität sachgemäß gelagert sein. Lesen Sie hier, wie Sie Rosmarin schneiden und richtig trocknen.
Der richtige Zeitpunkt
Es sind verschiedene Anlässe, zu denen der Hobbygärtner zur Schere greift, um seinen Rosmarinstrauch zu schneiden. Zunächst steht die Ernte der aromatischen Blättchen im Fokus, um damit die Küche zu versorgen. Darüber hinaus verlangt der Halbstrauch nach einem alljährlichen Erhaltungsschnitt, damit er nicht von innen her verkahlt. Nicht zuletzt nimmt die mediterrane Kräuterpflanze mithilfe einer gezielten Schnitt-Technik die Gestalt eines dekorativen Hochstämmchens an. In der Praxis haben sich dabei folgende Termine als vorteilhaft herausgestellt:
- Ernteschnitt für den Frischverzehr oder zum Trocknen: Ab Ende April in den Mittagsstunden, wenn der Tau getrocknet ist
- Formschnitt: In Verbindung mit jeder Ernte
- Erhaltungsschnitt: Im späten Herbst oder zeitigen Frühjahr
- Verjüngungsschnitt: Vorzugsweise zu Beginn des Austriebs
- Erziehungsschnitt: Im Verlauf der gesamten Vegetationsperiode
Als weiteres Motiv für einen Schnitt kommt die Verjüngung eines vernachlässigten Rosmarinbusches in Betracht, um ihm neues Leben einzuhauchen. Wurde über mehrere Jahre ein Form- und Erhaltungsschnitt versäumt, gelten die Monate Januar und Februar als bester Zeitpunkt für einen Verjüngungsschnitt.
Ernteschnitt
Aromatischen Genuss versprechen nicht nur die immergrünen, nadelartigen Blätter, sondern ebenso die himmelblauen Blüten. Behalten Sie im Rahmen der Ernte von Rosmarin zugleich den Habitus als Halbstrauch im Hinterkopf, verläuft die Maßnahme fachgerecht. Idealerweise schneiden Sie nicht nur einzelne Nadelblätter ab, sondern kappen ganze Zweige bis knapp über dem verholzten Bereich. Bitte beachten Sie, dass Rosmarin aus dem alten Holz nicht oder nur sehr schwer wieder austreibt. Belassen Sie daher 0,5 bis 1 cm des krautigen Triebteils am Zweig, denn daraus entsprießen neue Verzweigungen mit frischen Blättern und neuen Blüten. Die Blüten selbst werden nicht geschnitten, sondern gepflückt.
Formschnitt
Da ein Rosmarinstrauch im gleichen Zug den Balkon und Garten schmückt, verbinden umsichtige Hobbygärtner jeden Erntedurchgang mit einem Formschnitt. So machen Sie es richtig:
- Im Rahmen der Ernte wiederholt einige Schritte zurücktreten, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden
- Die natürliche Wuchsform in runder, ovaler oder säulenartiger Silhouette möglichst beibehalten
- Aus der Form herausgewachsene Triebe abschneiden
Der Mehraufwand eines Formschnitts in Verbindung mit der Ernte wird belohnt mit einem dichten, buschigen Wachstum und geringer Verholzung. Verweilen die krautigen Triebspitzen zu lange an dem mediterranen Halbstrauch, verholzen sie innerhalb kurzer Zeit und werfen die Blätter ab. Mit einem regelmäßigen unterjährigen Schnitt halten Sie diese Neigung der Kräuterpflanze unter Kontrolle und haben über viele Jahre Freude an der geschichtsträchtigen Gewürz-, Heil- und Duftpflanze.
Erhaltungsschnitt
Mit floraler Starrköpfigkeit strebt ein Rosmarinstrauch danach, möglichst zügig zu verholzen. Da diese Neigung zulasten einer immergrünen Blätter- und Blütentracht verläuft, halten Hobbygärtner ebenso vehement dagegen. Neben dem unterjährigen Ernte- und Formschnitt, trägt ein alljährlicher Erhaltungsschnitt dazu bei. So gehen Sie dabei vor:
- Im Freiland überwinterte Exemplare im Frühjahr um mindestens ein Drittel einkürzen
- Alle erfrorenen Triebspitzen rundherum abschneiden
- Alles Totholz an der Basis kappen und auf diese Weise gründlich auslichten
Am Ende sollte die Pflanze wieder luftig und locker gedeihen, wobei die Sonne bis in die tiefsten Regionen gelangt. Siedelt ein Rosmarin im Herbst um in ein helles, frostfreies Winterquartier, kann der Erhaltungsschnitt zuvor durchgeführt werden. Das macht insbesondere dann Sinn, wenn im Raum ohnehin drangvolle Enge mit weiteren Wintergästen herrscht.
Verjüngungsschnitt
Schnell ist es passiert, dass ein Rosmarinstrauch aus dem Blickfeld der regelmäßigen Gartenpflege gerät. Insbesondere winterharte Sorten, die im Beet gedeihen, geraten mitunter in Vergessenheit und werden nicht konsequent zurückgeschnitten. Das Resultat ist ein vergreister Busch, der im besten Fall noch in den äußersten Spitzen mit Blättern oder vereinzelten Blüten gedeiht. Es wäre indes verfrüht, die Pflanze zu roden, denn es gibt Hoffnung auf ein erneutes Wachstum. Hat sich der Winter mit seinen Bodenfrösten verabschiedet und steht der neue Austrieb kurz bevor, bringen Sie den verkahlten Strauch wieder auf Trab. Hierzu schneiden Sie sämtliche Zweige bis auf 10 cm über dem Boden ab und düngen großzügig bemessen mit Kompost und Hornspänen. In der Folgezeit wird die gärtnerische Geduld auf die Probe gestellt, denn mit einem erneuten Wachstum kann sich die Pflanze bis zum nächsten Jahr Zeit nehmen.
Erziehungsschnitt
Zaubern Sie aus einem Rosmarinstrauch ein dekoratives Hochstämmchen, das mit seinem immergrünen Blätterkleid und den ausdauernden, wunderbar duftenden Blüten den Balkon und Garten ziert. So unkompliziert gelingt der Plan:
- An einer zweijährigen Pflanze den kräftigsten Zweig zum Stamm auserwählen
- Alle davon abgehenden Seitentriebe abschneiden
- Die Schere dabei möglichst nah am Stamm ansetzen, damit keine Kleiderhaken entstehen
Während der Haupttrieb bis zur erwünschten Höhe gedeiht, schneiden Sie konsequent jeden neuen Seiten- und Basistrieb ab. Erst dann kappen Sie die Spitze, woraufhin hier eine üppige Verzweigung einsetzt. Bestimmen Sie 3 bis 4 Leitäste, die wiederum durch einen Schnitt zur Verzweigung animiert werden. Auf diese Weise erziehen Sie den Halbstrauch im Laufe der Jahre zu einem prächtigen Hochstamm.
Trocknen
Wenngleich sich Rosmarin für die Zubereitung zahlreicher kalter und warmer Speisen eignet, liefert ein liebevoll gepflegter Strauch regelmäßig überschüssiges Schnittgut – viel zu schade für die Entsorgung auf dem Kompost. Wie gut, dass sich die südländische Aromakünstlerin so gut trocknen lässt für eine lange Haltbarkeit. Es stehen gleich mehrere Verfahrensweisen zur Auswahl bereit, die wir im Folgenden näher erläutern:
Lufttrocknen
Trockene Luft ist ein kostenloses Konservierungsmittel, ganz ohne chemische Zusätze. Wenngleich es einige Zeit dauert, bis die Kräuterzweige getrocknet sind, favorisieren Hobbygärtner diese Variante seit Generationen. Die geschnittenen Triebe binden Sie mit Bastband zu kleinen Sträußen zusammen und hängen diese kopfüber an einen luftigen, nicht zu hellen Ort. Kontrollieren Sie hin und wieder das Bindematerial, da es sich lockert, weil die Feuchtigkeit aus den Zweigen entweicht. Nach 2 bis 3 Wochen ist der Vorgang abgeschlossen. Jetzt streifen Sie die aromatischen Nadeln ab, um diese im dunklen Schraubglas bis zur Verwendung aufzubewahren.
Im Backofen
Wem Lufttrocknen zu lange dauert, funktioniert den Backofen um in ein Trocknungsgerät für Kräuter. So einfach geht es:
- Die Rosmarinzweige unter kaltem Wasser abbrausen und trocken tupfen mit einem Papiertuch
- Ein Backblech auslegen mit Backpapier, um die Triebe darauf zu verteilen
- Den Backofen vorheizen auf 40-50 Grad im Umluftbetrieb
- Das Backblech mittig einschieben und dort für 2 bis 3 Stunden belassen
- Die Ofentüre nicht vollständig schließen, sondern einen Holzlöffel oder Korken einklemmen
Prüfen Sie während des Vorgangs wiederholt die Kräuterzweige. Richtig getrocknet lassen diese sich nicht mehr biegen. Von den abgekühlten Zweigen streifen Sie die Nadeln ab, um diese in einem licht- und luftdichten Behälter zu lagern.
Im Dörrgerät
Im privaten Nutzgarten erweist sich bei höherem Ernteaufkommen die Anschaffung eines Dörrgerätes für die Konservierung von Obst und Gemüse. Für die Trocknung von Rosmarin ist ein Dehydrator ebenfalls gut geeignet. Die gewaschenen und trocken getupften Zweige breiten Sie auf den Siebböden locker aus, sodass bis maximal 90 Prozent der Fläche bedeckt sind. Daraufhin stellen Sie den Dörrautomaten auf 45 bis 50 Grad Celsius ein. Die integrierte Heizung mit Gebläse entzieht den Kräutern die Feuchtigkeit innerhalb weniger Stunden. Nehmen die Zweige eine brüchige Konsistenz ab, hat das Dörrgerät seine Aufgabe erfüllt. Wie bei allen anderen Verfahren auch, zupfen oder streifen sie erst jetzt die Nadelblättchen ab und füllen diese in einen trockenen, blickdichten Behälter.
Fazit
Ein regelmäßiger Schnitt zählt zu den tragenden Säulen einer fachgerechten Pflege von Rosmarin. Schneiden Sie die immergrünen Triebe nicht einzig für die Ernte, sondern verleihen der mediterranen Kräuterpflanze im gleichen Zug eine adrette Form. Darüber hinaus lichten Sie die Pflanze im Frühjahr gründlich aus und schneiden alle Zweige um mindestens ein Drittel zurück. Werden Sie mit einem vernachlässigten, vergreisten Kräuterstrauch konfrontiert, vollbringt ein beherzter Verjüngungsschnitt bis auf 10 cm wahre Wunder. Im Rahmen der verschiedenen Schnittmaßnahmen fällt ein Vorrat an gehaltvollen Zweigen an, die mit einfachen Mitteln getrocknet werden können. Trocknen Sie Rosmarin als Sträußchen an der Luft, ausgebreitet auf dem Backblech im Backofen oder komfortabel im Dörrautomaten für eine lange Haltbarkeit.