Jakobskreuzkraut erkennen – 7 Tipps zur Bekämpfung
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Jakobskreuzkraut ist so giftig, dass ein Hausgärtner ohne diese Pflanze sicher besser und entspannter lebt. Wenn Sie schnell sind, werden Sie der unangenehmen Giftpflanze auch schnell Herr, deshalb geht es zunächst um das Gift und ums Erkennen des jungen Jakobskreuzkrauts:
Jakobskreuzkraut: Das giftigste Kraut unter vielen giftigen Kräutern
Jakobskreuzkraut gehört zur Familie der Korbblütler, wie Salat und Chicorée, Artischocken und Schwarzwurzeln auch; aber seine Pflanzengattung der Greiskräuter, Senecio, hat in rund 1.250 Arten beschlossen, sich nicht ungestraft verspeisen zu lassen. Alle Pflanzen der Gattung enthalten mehr oder weniger Pyrrolizidin-Alkaloide, nicht sehr angenehme Stoffe. Morphin, Strychnin und Solanin sind bekanntere Alkaloide, weil sie schon vor langer Zeit entdeckt wurden – weniger verbreitet oder weniger giftig sind die Pyrrolizidinalkaloide aber deshalb nicht: Heute vermutet man, dass Pyrrolizidinalkaloid der weltweit häufigste toxische Wirkstoff in Pflanzen ist, bis heute (11.2015) wurden gut 660 Pyrrolizidine in über 6000 Pflanzenspezies identifiziert.
Etwa die Hälfte davon ist lebertoxisch und krebsauslösend und überhaupt ziemlich heimtückisch, weil Vergiftungssymptome erst bei Verstoffwechslung über die Leber auftreten, also quasi beim Entgiften, und weil menschliche und tierische Organismen ab einer bestimmten Menge Pyrrolizidin-Alkaloide nicht mehr in der Lage sind, den Stoff loszuwerden. Ab einer so großen Menge, die mit einer so geringen Wahrscheinlichkeit aufgenommen wird, dass das Jakobskreuzkraut nicht in der „offizielle Liste giftiger Pflanzen“ Deutschlands steht, die laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit nicht in der Nähe von Orten gepflanzt werden oder wachsen sollten, an denen sich häufig Kinder aufhalten (Liste zum Nachlesen: http://www.giz-nord.de/cms/index.php/liste-giftiger-pflanzenarten.html).
Genau hier liegt der Ansatz, um die vielen panischen Medienberichte rund um das Jakobskreuzkraut in ein etwas ungefährlicheres Licht zu rücken. „Gefahr für Mensch und Tier: Giftiges Jakobskreuzkraut breitet sich rasant aus“ lautet eine Überschrift, im Artikel erfährt der Leser dann aber, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung nach Prüfung sowenig Gefahr für den Menschen sah, dass es noch nicht einmal einen Grenzwert festgelegt hat. „Jakobskreuzkraut: Giftiges Kraut tötet Pferde und Rinder“, heißt es im nächsten Artikel, konkrete Todesfälle werden aber nicht beschrieben, sondern es geht darum, dass Jakobskreuzkraut auf der Weide wegen seines bitteren Geschmacks gemieden werde, aber Tiere töten könne, wenn es im Heu mit getrocknet werde.
Das ist richtig, und deshalb ist es auch wichtig, dass alle Menschen, die Heu einkaufen oder machen, ohne über die notwendigen Informationen oder eine landwirtschaftliche Ausbildung zu verfügen, über das Jakobskreuzkraut informiert werden. Bei Landwirten und Tierärzten dagegen ist die Seneziose oder „Schweinsberger Krankheit“ bekannt, die durch Vergiftung mit Pyrrolizidinalkaloiden ausgelöst werden kann, sie können betroffene Bürger ggf. beraten. Nicht richtig ist, das das Lieblingspferd auf der Weide aktuell einer erhöhten Gefahr durch Jakobskreuzkraut ausgesetzt ist. Das Jakobskreuzkraut gehört seit alters her zu unseren heimischen Pflanzen, kann sich auf gut gepflegten Weiden ohne Verbiss ohnehin nicht durchzusetzen, und wird wegen des scheußlichen Geschmacks vom Weidevieh höchsten mal als Ausrutscher mitgefressen. Was die Tiere seit Jahrhunderten überleben – die tödlichen Verzehrmengen von frischem Jakobskreuzkraut werden beim Pferd irgendwo zwischen 25 und 200 kg geschätzt (bis auf ein paar durch die Panikmache veranlassten Tierversuche, in denen die Tiere mit unglaublichen Mengen um 100 kg Frischgewicht und teils über Monate zwangsweise durch Jakobskreuzkraut vergiftet wurden, konnte kein tatsächlich an Jakobskreuzkraut gestorbenes Pferd gefunden werden).
Das wäre wohl auch schwer aufzutreiben, weil auch die Nachricht, das Gift würde sich im Körper anreichern, nur halb korrekt ist. Richtig ist, dass ein großer Teil des aufgenommenen Alkaloids nicht erst in der Leber metabolisiert, sondern vorher direkt ausgeschieden wird. In einem mit normaler Sorgfalt gewonnenen Heu wird Jakobskreuzkraut nie auftauchen, weil es zur Zeit des 1. Schnitts schon recht groß ist und zur Zeit des 2. Schnitts leuchtend Gelb blüht, also leicht vorher entfernt werden kann (bzw. vom verantwortlichen Landwirt schon als Rosette entfernt wurde). Unfälle gibt es immer, die Ursachen liegen aber oft in unverantwortlichem menschlichen Handeln – einen guten Überblick über die Einschätzung der tatsächlichen Gefährlichkeit des Jakobskreuzkrauts gibt es z. B. unter www.schattenblick.de/infopool/natur/chemie/chula265.html. Auch wenn im Hausgarten kaum toxische Mengen zusammenkommen, brauchen Sie dieses Kraut nicht wirklich in Ihrem Salat, Garten oder Umfeld, der erste Schritt zur erfolgreichen Bekämpfung ist das sichere Erkennen:
Jakobskreuzkraut erkennen
Das Jakobs-Greiskraut erscheint zunächst als platt am Boden wachsende Rosette mit bis zu 20 cm langen Blättern. Wie die Rosette einer am Boden wachsenden Distel sieht das aus, bloß ohne Dornen, die Blätter sind rundlicher als im zweiten Jahr. Erst im zweiten Jahr wächst ein 30 cm bis 1 m langer Stängel, der häufig vor allem am unteren Ende ein wenig rot angehaucht aussieht. Die Blätter sind unregelmäßig gefiedert und haben eine recht regelmäßige, tannenbaumartige Dreiecksform. Jakobskreuzkraut wächst meist nur zweijährig, hält manchmal aber auch länger durch. Der Name „Jakob“ kommt vom Gedenktag des heiligen Jakobus, 25. Juli, und wurde wohl wegen der Blüte vergeben, Jakobs-Greiskraut zeigt aber durchaus schon Anfang Juni ein paar fusselige Blüten, die Blütenstände werden nur im Hochsommer (Juli bis Oktober) erst so richtig voll ausgebildet. Diese Blüten erscheinen natürlich auch erst im im zweiten Jahr, der Stängel kann sich bis dahin so reichlich verzweigt haben, dass die Blüten wie eine Art lockerer Staubwedel in die Luft ragen.
Die Blüten selbst sehen aus wie Margeriten, aber gelb in gelb, in der Mitte sonnengelb, außen leuchtendgelb. Sie sollen außen immer 13 Zungen (äußere Blütenblätter) zeigen, aber verlassen sollte man sich wohl nicht drauf, eine Blütenzunge geht schon mal schnell verloren. Aber zumindest können Sie das Jakobskreuzkraut dadurch sicher vom sorgsam angepflanzten Johanniskraut unterscheiden, das hat nämlich fünf breite Blütenzungen, mit vereinzelten langen Fusseln anstatt Polster in der Mitte. Als Unterart gibt es an den Küsten das niedrigere Dünen-Jakobs-Greiskraut, dessen Blüten wie kleine gelbe Nelken und verzweigt wie eine Art Kandelaber erscheinen können.
Die sicherste Bestimmung (außer Training mit zahlreichen Bildern als Suchergebnis vor der Nase) gelingt mittels eines „befreundeten Tierchens“: Die Raupe des Jakobskrautbären Tyria jacobaeae, eines allerdings ziemlich seltenen Schmetterlings, frisst hauptsächlich Greiskräuter, am liebsten Jakobs-Greiskraut, von dem sie auch ihren Namen hat. Auf dem Jakobs-Greiskraut sind die auffallend gelb/orange und schwarz gestreiften Raupen gut zu erkennen, wie häufig sie allerdings tatsächlich anzutreffen sind, ist nicht sicher, auf einer Bildersuche-Ergebnisseite tauchen die Raupen nur sehr vereinzelt auf den Fotos auf. Wenn Sie den Schmetterling selbst sehen, wegen seiner schwarz-roten Flügel mit knallroten Streifen und Punkten auch Blutbär genannt, sitzt er sicher auch auf seiner Hauptfutterpflanze Jakobskreuzkraut, allerdings ist das nicht ganz einfach, weil er nachtaktiv ist.
Wo wächst Jakobskreuzkraut und warum wird es mehr?
Die Bewirtschaftung von Feldern/Äckern hat oft nicht mehr sehr viel mit Natur zu tun; und die Bewirtschaftung von Hobbygärten leider auch nicht immer. Das anspruchslose Jakobs-Greiskraut nutzt gerne jede Lücke, die in gesunder Umwelt normalerweise bewachsene Naturflächen bieten: Nicht durch Bewuchs gepflegte Brachen, überbesetzte und durch Verbiss mit Narbenverletzung geschädigte Weideflächen, durch Monokultur/Pestizideinsatz lückenhafte Bestände, und an Gräben, Böschungen, Straßen- und Wegrändern, Waldrändern und Gebüschdickichten findet man Jakobs-Greiskraut sowieso häufig. Je mehr Ausbreitungs-Basen eine nicht natürlich bewachsene, im ökologischen Ungleichgewicht befindliche Umwelt bietet, desto schneller kann sich das Jakobskreuzkraut ausbreiten. Bis zu 150.000 Samen pro Pflanze, die bis zu 25 Jahre keimfähig bleiben, liefern dazu eine prächtige Grundlage. Weiter sollen nicht von ausreichender Kenntnis über ihr Tun beseelte Straßenmeistereien Jakobskreuzkraut an Wegrändern ausgesät haben, die EU fördert mit den Fördermaßnahmen für Acker-Brachflächen ebenfalls seine Ausbreitung, vom Klimawandel soll die Pflanze möglicherweise auch noch profitieren – ein wenig Gegenwind erscheint angebracht.
Bekämpfung
Nun kennen Sie genug Gründe, um gegen Jakobs-Greiskraut im Garten vorzugehen, jetzt geht es darum, wie Sie das am besten tun:
Wenn die ersten Jakobskreuzkraut bei Ihnen einfliegen, reicht konsequentes und sorgfältiges Entfernen der Rosetten.
Jakobs-Greiskraut zeigt nur geringe Konkurrenzkraft gegenüber schnellwachsenden Konkurrenten. Die nächste Maßnahme ist deshalb immer, jedes nackt und bloß liegende Stück Erde im Garten zu bepflanzen, z.B. mit dichtem Grasbestand, Kräutern oder anderen gut an den Standort angepassten, dicht und schnell wachsenden Bodendeckern.
Hat das Jakobskreuzkraut bis zum zweiten Jahr im Garten überdauern können, kann die Pfahlwurzel mit ihren bis zu 30 cm langen Faserwurzeln mit einem langen Unkrautstecher ausgestochen werden. Möglichst vor der Blütenreife, möglichst restlos, möglichst kurz nach einem kräftigen Regenschauer, weil aus weichem Boden besser jedes noch so kleinste Wurzelstück entfernt werden kann, aus dem das Jakobskreuzkraut sonst wieder austreiben würde. Da Pyrrolizidinalkaloide Haut und Schleimhaut reizen können, sollten Sie bei den Arbeiten Handschuhe und Augenschutz tragen. Die Pflanzenteile sollten nicht auf dem Kompost, sondern austriebssicher entsorgt werden.
Sorgfältig nacharbeiten: Dass Sie beim Ausstechen wirklich jeden Wurzelrest erwischt haben, ist eher unwahrscheinlich. Deshalb sollten die befallenen Flächen laufend auf Nachwuchs des Jakobskreuzkrauts kontrolliert werden, eher in Abständen von Tagen als Wochen erneut untersuchen.
Auf Wiesen kann Jakobskreuzkraut durch dauernde Mahd geschwächt werden, ggf. im Verbund mit weiteren Maßnahmen wie Ausstechen und Nachsaat robuster Konkurrenzgräser. Wenn das Jakobskreuzkraut nur durch Schnitt zurückgedrängt werden soll, empfiehlt das Julius Kühn-Institut Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, im Juni und im August zu mähen. Damit könne die Pflanze so geschwächt werden, dass sie im Folgejahr der Konkurrenzkraft der Grasnarbe unterliege und dann verschwindet. Tiere sollten allerdings nicht auf einer solchen Wiese weiden, weil nach dem Mähen austreibendes Kraut eine Zeitlang nur giftig und nicht bitter sein soll.
Wenn eine Weide betroffen ist oder das Jakobskreuzkraut sich auf einer Grünfläche bereits fest etablieren konnte, geht bzw. reicht das nicht. Bei einem sehr starkem Besatz von Grünland mit Jakobs-Kreuzkraut soll nur noch komplettes Umbrechen der Wiese oder Weide plus Neueinsaat helfen. Zur vollständigen Bekämpfung soll danach eine angepasste Weidepflege mit Nachmahd, Nachsaat, Düngung unbedingt notwendig sein.
Laut Julius Kühn-Institut lassen sich mit den aktuell zugelassenen Herbiziden gegen Jakobskreuzkraut meist nur Teilerfolge erzielen. Bei Einsatz im Garten ist außerdem zu bedenken, dass Jakobskreuzkraut nur durch Breitbandherbizide bekämpft werden kann, die wie z. B. Glyphosat aktuell höchst umstritten sind und außerdem jede Gartenpflanze töten, nicht nur Jakobskreuzkraut.
Verwechslung und Nutzen
Erfreulicherweise sind nur rund 30 von 1250 Arten Greiskräutern in Mitteleuropa heimisch, weniger erfreulich ist, dass all diese Kreuzkräuter giftig sind, wenn auch vielleicht etwas weniger als das Jakobskreuzkraut.
Hier die Liste der bei uns vorkommenden Greiskräutern:
- Alpen-Greiskraut (Senecio alpinus)
- Berg-Greiskraut (Senecio subalpinus)
- Eberrauten-Greiskraut (Senecio abrotanifolius)
- Felsen-Greiskraut (Senecio rupestris)
- Fluss-Greiskraut (Senecio sarracenicus)
- Frühlings-Greiskraut (Senecio vernalis)
- Fuchssches Greiskraut (Senecio fuchsii)
- Gämswurz-Greiskraut (Senecio doronicum)
- Gewöhnliches Greiskraut (Senecio vulgaris)
- Graues Greiskraut (Senecio incanus)
- Hain-Greiskraut (Senecio nemorensis)
- Hallers Greiskraut (Senecio halleri)
- Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea), so wird der hochgiftige „Star“ dieses Artikels auch genannt
- Klebriges Greiskraut oder Kleb-Greiskraut (Senecio viscosus)
- Krainer Greiskraut (Senecio carniolicus)
- Krauses Greiskraut (Senecio rivularis)
- Raukenblättriges Greiskraut (Senecio erucifolius)
- Salzburger Greiskraut (Senecio salisburgensis)
- Schmalblättriges Greiskraut (Senecio inaequidens), aus Südafrika eingeschleppt, heute mit häufigste Greiskraut-Art in Mitteleuropa, S. jacobaea sehr ähnlich
- Schweizer Greiskraut (Senecio gaudinii)
- Spatelblättriges Greiskraut (Senecio helenitis)
- Spreizblättriges Greiskraut (Senecio erraticus)
- Steppen-Greiskraut (Senecio integrifolius)
- Sumpf-Greiskraut (Senecio paludosus)
- Wald-Greiskraut (Senecio sylvaticus)
- Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus),
Die Namen geben viele Hinweise darauf, wo die Giftpflanzen anzutreffen sein könnten und wie sie sich im Aussehen besonders hervortun. Gelbe Blüten zeigen alle diese Geiskräutern, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten, auch die Wuchshöhen und Blattformen unterscheiden sich leicht. Wenn im Garten eine unbekannte Pflanze wächst, die dem oben beschriebenen Jakobskreuzkraut auch nur entfernt ähnlich sieht und irgendwann gelbe Blüten zeigt, sollten Sie sich die Bilder aller Greiskräuter ansehen – bevor Sie sich diesen Pflanzen irgendwie nähern. Denn es mag sein, dass z. B. das Wasser-Greiskraut und Gewöhnliche Greiskraut „etwas weniger giftig“ als das Jakobskreuzkraut sind, wie sehr, möchten Sie im Zweifel aber sicher nicht austesten. Jakobskreuzkraut und Konsorten sind aber nicht ausschließlich als Problempflanzen zu brandmarken, sondern Teil unserer Natur – alle Kreuzkräuter sind für eine Vielzahl verschiedener Insekten wichtig, als Lebensraum, Pollenträger und Futterpflanze. Mehr als 170 Arten leben alleine am Jakobs-Kreuzkraut, weshalb der NABU Bundesfachausschuss „Weidelandschaften und Neue Wildnis“ auch in einer Stellungnahme zu mehr Gelassenheit im Umgang mit dem Jakobskreuzkraut auf Weideflächen auffordert, siehe niedersachsen.nabu.de/imperia/md/content/niedersachsen/stellungnahme_nabu-bfa-weidelandschaften_jakobskreuzkraut.pdf.
Fazit
Keine Panik vor Jakobskreuzkraut, im Garten dulden müssen Sie es allerdings auch nicht unbedingt. Mit etwas Wachsamkeit und etwas Sorgfalt können Sie die ersten Rosetten im Garten ausrotten, mit etwas mehr Natur im Garten wird das Jakobskreuzkraut Sie danach nicht mehr ärgern.