Schwertpflanze, Echinodorus – Pflege und Vermehrung
Inhaltsverzeichnis
Die Schwertpflanzen sind eine Bank im Aquarium, können sich allerdings zur Bank vor dem Aquarium auswachsen, wenn Sie die falsche Sorte Echinodoren pflanzen. Was Ihnen nach Lesen des Artikels nicht mehr passieren wird, und auch Pflege und Vermehrung der Schwertpflanzen werden von nun an mühelos gelingen:
Beschreibung und Einsatzgebiete der Schwertpflanzen
Schwertpflanzen sind die artenreichste Gattung der Familie Froschlöffelgewächse und genauso wasserliebend, wie sich „Froschlöffelgewächs“ anhört. Aktuell sind 30 Arten bekannt, von denen mehrere in diversen Zuchtsorten zu den beliebtesten Pflanzen in tropischen Süßwasser-Aquarien gehören. Schwertpflanzen wachsen meist ausdauernd und entwickeln Rosetten mit großen Blättern, die an sonnigen Standorten bei manchen Arten und Sorten wunderschöne Farben annehmen können und ansonsten angenehmes Grün in vielen Schattierungen ins Aquarium bringen.
Bei der Auswahl der Sorte ist etwas Aufmerksamkeit gefragt, weil die meisten Arten der Gattung nur in großen Aquarien sinnvoll eingesetzt werden können. Sie erreichen schnell beachtliche Ausmaße, der in kleineren Aquarium nicht mit vertretbarem Aufwand zu bewältigen ist. Inzwischen gibt es jedoch eine Reihe von Sorten, die auch in kleine Aquarien passen. Diese Zuchtsorten zeigen häufig besonders schöne Blattfarben, sind aber ansonsten so anspruchslos wie die Naturarten, wenn sie genug Platz und eine gute Beleuchtung zur Verfügung gestellt bekommen.
Besondere Ansprüche ans Wasser stellt keine der Schwertpflanzen; alle im Handel vertretenen Arten gedeihen in den Temperaturen, in denen Wohnraum-Aquarien üblicherweise gehalten werden. Die meist tropischen Arten haben aber auch nichts dagegen, wenn das Wohnzimmer im Sommer von der Sonne aufgeheizt wird – sie kämen noch mit Temperaturen über 30 Grad Celsius klar, wie die wärmebedürftigen Diskus-Buntbarsche und die Skalare (die auch gern auf den Blättern von Schwertpflanzen ablaichen).
Echinodorus pflanzen
Die Schwertpflanzen werden in aller Regel im Topf verkauft. Der Topf und das überflüssige Granulat müssen entfernt werden, bevor die Pflanze ins Aquarium eingebracht wird. Danach wird empfohlen, die Aquarienpflanze zu wässern und das Wurzelwerk auszuwaschen, so gelangen keine unerwünschten Stoffe ins Aquarium, die sensiblen Aquarienbewohnern schaden könnten.
Das Einpflanzen selbst ist unproblematisch:
- Nacktes Wurzelwerk durch leichtes Graben/Stechen/Hebeln in den Bodengrund einbringen
- In nicht zu groben Kies, dann kann sich die Schwertpflanze besser verankern
- Nicht zu tief einbuddeln, das soll Schwertpflanzen überhaupt nicht behagen
- Dann kommt nicht mehr genug Nahrung an die Wurzeln, die in der Natur von bewegtem Wasser umspült werden
- Deshalb immer nur so tief einpflanzen, dass der Wurzelhals gerade vom Bodenmaterial bedeckt wird
Kombinationen mit anderen Pflanzen sollten nach Endgröße zusammengestellt werden, damit hoch wachsende Schwertpflanzen kleiner bleibende Pflanzen nicht irgendwann zu stark beschatten.
Wenn eine Echinodorus in den ersten Wochen am neuen Platz ihre Blätter abwirft, ist das ein natürlicher Vorgang und kein Zeichen dafür, dass die Pflanzen eingehen oder nicht/schlecht wachsen. Diese Blätter sind ausserhalb des Wassers entstanden, weil Echinodoren in den Aufzuchtgärtnereien außerhalb des Wassers kultiviert werden. In den Verkaufsbecken halten es die „Luft-Blätter“ gerade noch aus, im Aquarium werden sie abgeworfen, um neue Blätter mit submersem Habitus zu bilden.
Die Pflege der Echinodoren
Wenn die Echinodorus ihre neuen Blätter hat, wächst sie meist zufrieden vor sich hin. Wenn ihre Mindestansprüche erfüllt werden, kann eine Schwertpflanze ein beträchtliches Alter erreichen und in dieser ganzen Zeit zu den dekorativsten Blickfängen im Aquarium zählen. Trotzdem ist sie nicht besonders schwer zu pflegen und hat nur sehr zurückhaltende Ansprüche:
Wasser & Licht
Am liebsten mittelhart und pH-neutral, Abweichungen nach oben oder unten werden wahrscheinlich länger vertragen als die Fische mit ihnen glücklich sind.
Fast alle Echinodoren lieben das Licht und möchten möglichst so unbeschattet wachsen, wie sie es in der freien Natur gewohnt sind. Kulturhybriden mit bunten Blättern zeigen oft erst unter intensiver Beleuchtung schöne Farben; bei grünen Schwertpflanzen wirkt sich die Beleuchtung auf die Intensität der grünen Farbe aus.
Starke Beleuchtung verursacht aber auch hohen Nährstoffbedarf und ein so schnelles Wachstum, dass der ausgestreute Dünger nicht mehr schnell genug in pflanzenverfügbare Elemente abgebaut wird. Im Zweifel sollten Sie besonders bunte oder besonders hoch wachsende Sorten immer erst in einzelnen Exemplaren ausprobieren, um zu prüfen, ob sie sich am gegebenen Standort ohne murren einfügen.
Dünger
Alle Echinodoren sind recht hungrig; sie gehören zu den besten Stickstoffzehrern unter den Aquarienpflanzen (kein Wunder bei dem schnellen Wachstum und bei den großen Blättern). Auch der Bedarf an Spurenelementen ist hoch, am besten werden Echinodoren mit Düngekugeln versorgt, die außer einer gut stickstoffhaltigen Nährstoffmischung auch Spurenelemente (vor allem Mangan und Eisen) enthalten. Solche zum Boden absinkenden Düngekugeln versorgen die Echinodoren dort, wo sie Versorgung brauchen, denn Echinodoren nehmen die Nährstoffe zum überwiegenden Teil über ihre Wurzeln auf. Besonders die großen Echinodoren verbrauchen beträchtliche Mengen CO2, weshalb zumindest gelegentliche CO2 Düngung bei diesen Pflanzen nur empfohlen werden kann.
Wenn Echinodoren nicht richtig wachsen wollen, können folgende häufig vorkommende Ursachen der Grund sein:
- Zuerst schwächlicher Kümmerwuchs, dann gelblich-grün verfärbte Blätter: Vermutlich Stickstoffmangel
- Helle Blätter mit teils dunkelgrüner Nervatur: Möglicherweise Spurenelementmangel
- Manganmangel verursacht z. B. dunkelgrüne Nervatur
- Oder Stickstoffmangelchlorose bei fast ungebremstem Wachstum unter kräftiger Beleuchtung
Schneiden
Eigentlich nicht nötig, Sie müssen lediglich absterbende äußere Blätter entfernen und eventuelle Blütenstände. Etwas zu eifrigen Wuchs kann durch Entfernung der äußeren Blätter eingedämmt werden: Einfach abreissen, was am leichtesten gelingt, wenn Sie mit dem Finger zwischen Rosette und Blattstängel gehen und nach unten ziehen, bis Sie den entsprechenden Stängel in der Hand halten. Wenn die ganzen Pflanzen zu groß werden, sollten sie langfristig besser durch passende Sorten ersetzt werden, weil ständige Reduktion der Pflanzen eine recht mühsame Angelegenheit ist.
Vermehrung
Echinodoren können auf mehrere Arten vermehrt werden:
Adventivpflanzen
Vermehrung über Adventivpflanzen, ist bei der Produktion von Aquarienpflanzen durch Wasserpflanzengärtnereien von höchster Bedeutung und funktioniert so:
- Wenn Echinodoren unter guten Wachstumsbedingungen Blütenstande bilden, werden diese unter die Wasseroberfläche gedrückt, sobald sie aus dem Wasser herausragen
- Das reicht gewöhnlich schon aus, um die Bildung von Tochterpflanzen an den Blütenständen zu induzieren
- Diese Tochterpflanzen brauchen Wasser um sich herum, weil sie sonst meist vor Wurzelbildung vertrocknen
- Wenn die „Kleinen“ kräftige Wurzeln haben, können sie von der Mutterpflanze getrennt werden
- Die Vermehrung über Adventivpflanzen ergibt identische Klone der Mutterpflanzen
Ableger
Vermehrung durch Ableger ist fast immer die einfachste Art der Vermehrung:
- Besonders die kleinwüchsigen Echinodorus-Arten bilden gerne zahlreiche Ausläufer
- Das ist gewünscht, sie sollen im Aquarium innerhalb kurzer Zeit dichte Rasen bilden
- Die neuen Sprosse bilden sich an Ausläufern der Mutterpflanze
- Sie bewurzeln sich normalerweise selbstständig und setzen sich auch selbst im Boden fest
- Sie können aber genauso geerntet werden, um an andere Stellen gesetzt oder an interessierte Aquarium-Freunde weitergegeben zu werden
Rhizomteilung
- Viele Echinodorus-Arten bilden Rhizome, die unter Umständen zur Vermehrung genutzt werden können
- Mutterpflanzen sorgen mit wachstumshemmenden Phytohormonen dafür, dass „schlafende Augen“ an den Rhizomen nicht austreiben
- Schlafende Knospen werden von Pflanzen als Reserve angelegt, die im Notfall den Weiterbestand der Art sichern soll
- Die Entnahme eines Rhizom-Stücks simuliert diesen Notfall
- Rhizomstück(e) mit alter Zahnbürste vorsichtig von abgestorbenen Wurzelteilen befreien
- Rhizomstück(e) mit Auge nach oben in einem Töpfchen mit Sand fixieren, das geht mit Draht, Nadeln oder Gummi
- Ohne die Bremse der „Mutterhormone“ fangen die Knospen bald an zu wachsen
- Die dabei gebildeten Wurzeln verankern sich im Sand
- An gut beleuchteten Stellen des Aquariums entwickeln sich die Pflänzchen am besten
- Wenn die Jungpflanzen kräftig genug sind, können sie an Wunsch-Standorte gepflanzt werden
Samen
Theoretisch ist die Schwertpflanze selbstverständlich auch zur Vermehrung über Samen fähig, was für die Pflanzenzüchter unter den Aquarianern wichtig wäre, weil die bisher erwähnten Methoden alle lediglich Klone der Elternpflanzen liefern. Aber der Weg zur genetisch entwicklungsfähigen Nachkommenschaft ist bei den Schwertpflanzen nicht ganz leicht, weil manche Arten nur an Land bzw. im Sumpfbeet vermehrt werden können und bei den anderen der Weg vom Samen bis zur Pflanze auch nicht ganz von selbst abläuft. Alles mit einer ganzen Masse Informationsarbeit verbunden und für Aquarianer ohne Zuchtambitionen wirklich nicht zu empfehlen. Schon der Weg zur entsprechenden Information ist nicht ganz leicht, weil sich nur noch wenige Wassergärtnereien der zeit- und arbeitsintensiven Schwertpflanzen- Vermehrung aus Samen widmen.
Bekannte Arten
- Echinodorus amazonicus, Schmalblättrige Amazonas-Schwertpflanze, dekorative Anfängerpflanze, deren Rosetten bis zu 50 cm hoch werden
- Echinodorus bleherae, Große Amazonas-Schwertpflanze, bekannte Pflanze, schneller imposanter Wuchs bei geringen Pflegebedürfnissen, ideale Hintergrundpflanze für große Aquarien, üppige Solitärpflanze für den Mittelgrund
- Echinodorus cordifolius, Herzblättrige Schwertpflanze, anspruchslose, kräftige subtropische Pflanze mit herzförmigen oft rotgefleckten Blättern, problemlose Kultur ist nur in größeren Becken möglich
- Echinodorus grandiflorus, Grossblättrige Schwertpflanze, wächst anspruchslos und kompakt, wenn lang gestielte Blätter konsequent entfernt werden
- Echinodorus grisebachii, Grisebachs Schwertpflanze, mittelgroß (bis 60cm), wächst bei normalem Wasserstand nie über die Wasseroberfläche, mit gelegentlicher CO2-Düngung leicht zu pflegen, Solitärpflanze für Becken ab 200 Liter
- Echinodorus major, Leopoldina-Schwertpflanze, Gewelltblättrige Schwertpflanze, zählt mit ihren großen hellgrünen Unterwasser-Blätter zu den schönsten Schwertpflanzen der Aquaristik
- Echinodorus schlüteri, Schlüters Schwertpflanze, bekannt für ihre Anspruchslosigkeit, dekorativ und auch für kleinere Becken geeignet
- Echinodorus uruguayensis, Uruguay-Schwertpflanze, tropische Art mit hohem Dekorationswert und variabler Färbung, Kultur nur in geräumigen Becken empfohlen
Bei den noch nicht lange und nicht umfassend erforschten Schwertpflanzen geht es mit den Synonymen der wissenschaftlichen Namen bunt durcheinander. Die Einordnung ist auch oft umstritten, so ist E. bleheri (die auch unter diversen Synonymen verkauft wird), wahrscheinlich keine eigene Art, sondern nur eine Unterform von E. grisebachii, während Echinodorus griesbachii aus unbekannten Gründen selten und dann auch noch oft unter dem falschem Namen Echinodorus bolivianus angeboten wird. Wenn Sie aus bestimmten Gründen eine ganz bestimmte Schwertpflanzen im Aquarium haben möchten, ist meist zusätzliche Recherche bzw. Kauf beim Spezialisten notwendig.
Außerdem stellen Echinodorus-Hybriden mit nicht benannten oder nur einzelne Gene beisteuernden Elternpflanzen ohnehin einen großen Teil der im Massenhandel verkauften Schwertpflanzen – und ein guter Teil der kleinen ausläuferbildenden Arten wurde auch noch in die eigenständige Gattung Helanthium ausgegliedert, was das Namensgewirr komplett macht:
- Echinodorus angustifolius, bolivianus, isthmicus, quadricostatus sind heute als Kleine Amazonas-Schwertpflanze oder Zwerg-Schwertpflanze Helanthium bolivianum zu finden, aber immer noch einfach zu pflegen
- Echinodorus sp., Ozelot-Schwertpflanze mit eiförmigen Blättern, die unter Idealbedingungen auffallende Muster zeigen, mittelgroß und robust
- Echinodorus x barthii, Barths Schwertpflanze, Abkömmling der Uruguay-Schwertpflanze, besonders schön in der Sorte ‚Osiris doppelt rot‘
- Echinodorus x ‚Breuni Red‘, mittelgroß, bräunlich getönte Blättern, ansonsten eine kaum zu erschütternde Schwertpflanze
- Echinodorus x ‚Oriental‘, Rosafarbene Schwertpflanze, leicht transparentes Rosa der jungen Blätter liefert reizvolle Kontraste, durch kleinere Wuchsform vielseitig einsetzbar
- Echinodorus ‚Red Flame‘, eine Variante von Echinodorus ‚Ozelot‘ aus deutscher Zucht, intensiv dunkelrote Flecken auf rotbraunen Blättern, die später moosgrün werden und leicht schimmern
- Echinodorus x ‚Red Senna‘ XXL wächst rotblättrig und sehr schnell, nur in mittelgroßen bis großen Becken wirklich pflegeleicht
- Echinodorus x „Regine Hildebrandt“, besonders intensive weinrote Blattfarben, wenn sie nicht unter zu wenig Licht vergrünt
- Echinodorus ‚Rubin‘, Rubinrote Schwertpflanze, seltene Färbung, kräftiger Wuchs, am besten als Solitärpflanze
- Echinodorus tenellus, Grasartige Schwertpflanze, heißt heute Helanthium tenellum, Vordergrundpflanze mit max. 15 cm, die am besten in der Gruppe zur Geltung kommt