Rosen durch Samen vermehren – Anleitung zur Rosenvermehrung
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Prächtige Rosen durch Samen zu vermehren, gilt innerhalb der Gärtnergilde zweifellos als die ultimative Herausforderung. Mit einem langen Geduldsfaden, reichlich Fingerspitzengefühl und dieser Anleitung zur Rosenvermehrung, kann der Plan durchaus gelingen. Die Hagebutten einer Wildrose liefern dabei die Samen für eine sortenreine Nachzucht. Wer sich gerne vom Resultat überraschen lässt, verwendet die Früchte seiner schönsten Edel-Rose. Einen Versuch ist es immerhin wert, denn die erste selbst gezüchtete Rose krönt jede Hobbygärtner-Karriere.
Samen ernten
Damit eine Rose ihre leuchtend roten oder orangefarbenen Hagebutten entwickelt, müssen die Blüten solange am Strauch verbleiben, bis sie vollkommen verwelkt sind. Bei Hagebutten handelt es sich um Sammelnussfrüchte, in denen sich zwischen 10 und 30 kleine Nüsschen befinden, die als Saatgut dienen. Handelt es sich bei der Mutterpflanze um eine Wildsorte, nehmen die späteren Jungpflanzen exakt deren Attribute an, sodass Botaniker von einer sortenreinen Vermehrung sprechen. Den Ausgang der Aussaat von Samen einer Rosensorte ist dagegen ein gärtnerisches Roulette. Niemand kann vorhersagen, welche Eigenschaften der Eltern- oder Großelternpflanzen sich durchsetzen werden. An dieser Stelle offenbart sich die große Faszination der Rosenzucht, denn auf diesem Weg erblickte so manche legendäre Rosenkönigin das Licht der Welt. So gehen Sie bei der Samenernte vor:
- Die Hagebutten ernten, wenn sie vollkommen durchgefärbt sind
- Getrocknete und faltige Früchte sind für die Aussaat ungeeignet
Da die Keimrate von Rosensamen sehr gering ist, werden möglichst viele Hagebutten geerntet. Eine größere Masse erhöht in diesem Fall die spätere Ausbeute.
Vorbereitungsarbeiten
Im Anschluss an die Samenernte werden ohne weitere Verzögerung die nächsten Arbeitsschritte in Angriff genommen. Insbesondere sollten die Früchte nicht getrocknet werden, weil die darin befindlichen Samen unbrauchbar werden. Je frischer das Saatgut, desto besser die Erfolgsaussichten. Die Vorbereitung verläuft wie folgt:
- Die Hagebutten mit einem scharfen Messer zerteilen
- Die darin befindlichen Samen mit der Messerspitze oder einem Löffel herausziehen
- In ein Sieb legen und unter fließendem Wasser vom Fruchtfleisch reinigen
Es ist von essenzieller Bedeutung, die Samen restlos vom Fruchtfleisch zu säubern. Es spricht nichts dagegen, sie unter dem Wasserstrahl mit den Fingern über den Siebboden zu reiben. Das gereinigte Saatgut tritt anschließend sogleich ein in die nächste Phase.
Keimhemmung brechen
In der Pflanzenwelt sind Samen, die innerhalb einer Frucht gedeihen, mit einer natürlichen Keimhemmung versehen. In dieser Hinsicht machen Rosensamen keine Ausnahme, denn sie sind mit einer harten Schale versehen, die mitunter mehr oder weniger stark behaart ist. Auf diese Weise stellt Mutter Natur sicher, dass die Nüsschen nicht vorzeitig im Winter keimen und absterben. Um diese Hemmschwelle zu überwinden, durchläuft das Saatgut nach der Reinigung die folgende Behandlung:
- In eine Schale 2 Tassen Wasser (je 240 ml) gießen
- Darin 3 Teelöffel 3-prozentiges Wasserstoff-Peroxid verrühren
- In dieser Lösung die Samen 20 Minuten einweichen
- Anschließend mit 2 weiteren Tassen Wasser verdünnen und weitere 24 Stunden quellen lassen
Die beschriebene Vorbehandlung beugt einerseits einer Schimmelbildung wirksam vor, während zugleich die harten Samenschalen aufgeweicht werden. Erhältlich ist Wasserstoff-Peroxid in der Apotheke. Wer eine weniger drastische Vorgehensweise favorisiert, weicht die Rosensamen für 48 Stunden ein in lauwarmem Kamillentee. Hierzu füllen Sie den zubereiteten Tee in eine Thermoskanne und fügen das Saatgut hinzu. Auf diese Weise bleibt die Temperatur über den Zeitrahmen erhalten.
Stratifizierung
Rosensamen sind von Natur aus nicht einzig durch die harte Schale geschützt vor einer verfrühten Keimung. Zusätzlich ist ein Kältereiz erforderlich, um die Nüsschen endgültig in Keimlaune zu versetzen. Konkret bedeutet dies für die Rosenvermehrung, dass die Samen einem simulierten Winter ausgesetzt werden müssen. Botaniker bezeichnen diesen Vorgang als Stratifizierung. Die folgende Anleitung zeigt auf, wie es mit einfachen Mitteln gelingt:
- Eine Plastiktüte füllen mit feuchtem Sand oder Sphagnum
- Die Samen hinzugeben und den Beutel fest verschließen
- Im Gemüsefach des Kühlschranks deponieren bei 4-5 Grad Celsius
Während der folgenden 4-6 Wochen wird der Feuchtigkeitsgehalt ab und zu kontrolliert, denn das Saatgut darf nicht austrocknen. Keimende Samen werden sogleich aussortiert und treten ein ins nächste Stadium der Aussaat. Ein beheiztes Gewächshaus oder Frühbeet erübrigt die Stratifizierung im Kühlschrank. Ausgesät in kleinen Töpfchen setzt hier bei konstant 4-5 Grad Celsius die Keimung ebenfalls innerhalb von 1-2 Monaten ein.
Aussaat
Bei den ersten Anzeichen einer Keimung pflanzen Sie die Samen ein. Bestens geeignet sind Multitopfplatten oder kleine Anzuchttöpfchen. Diese füllen Sie mit magerer Anzuchterde, die zuvor im Backofen für 30 Minuten bei 150 Grad desinfiziert wurde. Das Substrat wird angefeuchtet mit Wasser aus der Sprühflasche, bevor die Sämlinge eingesetzt werden.
- Mit einem Bleistift oder Pikierstab in das Substrat eine Mulde drücken
- Jeweils einen Keimling einsetzen mit dem Wurzeltrieb nach unten
- Am hellen, nicht vollsonnigen Standort platzieren bei 20 bis 25 Grad Celsius
Haben die kleinen Rosen den Anzuchttopf vollständig durchwurzelt und 4 bis 6 Laubblätter entwickelt, steht das Umtopfen in nährstoffreiche, gut durchlässige Rosenerde auf dem Programm. Darin werden sie konstant feucht gehalten am sonnigen, warmen Fensterplatz, bis Mitte Mai die Pflanzzeit beginnt.
Pinzieren
Das buschige Wachstum von Rosen erfährt eine wirksame Unterstützung durch frühzeitiges Pinzieren. Den frischen Austrieb zupfen Sie mit Zeigefinger und Daumen oder einer Pinzette wiederholt ab. Diese Maßnahme entlockt der Jungpflanze weitere Seitentriebe, was im Laufe der Zeit in einer üppigen Verzweigung resultiert.
Auspflanzen
Jungpflanzen, die sich kräftig entwickeln, sind ab Mai geeignet für den Umzug ins Beet oder auf den Balkon. Im Zweifel päppeln Sie schwächere Exemplare bis zum frühen Herbst weiter auf, um sie dann auszupflanzen. Auch für Pflanzen, die einer Rosenvermehrung durch Samen entstammen, gilt die Beachtung der Bodenmüdigkeit. Wählen Sie daher einen Standort, an dem in den Jahren zuvor keine Rosengewächse kultiviert wurden. Ideal ist eine sonnige, luftige Lage
- Das Erdreich ist nährstoffreich, humos und tiefgründig durchlässig
- Je Rose eine Pflanzgrube anlegen mit dem doppelten Volumen des Wurzelballens
- Eine Drainage an der Sohle aus Tonscherben oder Splitt beugt Staunässe vor
- Den Aushub anreichern mit Kompost, Hornspänen und ein wenig Sand
- Eine Handvoll Substrat einfüllen, die Rose mittig einsetzen
- Soweit mit Erde umgeben, wie sie zuvor im Topf stand und angießen
In den folgenden Monaten und Jahren bleibt es abzuwarten, wann sich die erste Blüte zeigt. Im Mai gepflanzte Rosen werden Mitte/Ende Juni zum ersten Mal gedüngt. Ende Juli/Anfang August erhalten die Blumen eine letzte Dosis an Dünger in Form von Patentkali, um sie für den kommenden Winter zu wappnen. Großzügiges Anhäufeln mit Lauberde vor dem ersten Frost dient als effektiver Winterschutz.
Fazit
Um Rosen durch Samen zu vermehren, bedarf es eines gewissen Maßes an Durchhaltevermögen. Die Hagebutten sind zur rechten Zeit zu ernten. Das darin enthaltene Saatgut ist gleich zweifach gegen eine vorzeitige Keimung geschützt. Es gilt, die harte Samenschale aufzuweichen und das Saatgut im Rahmen einer Stratifizierung in Keimlaune zu versetzen. Ist diese Vorbehandlung mit Erfolg absolviert, erfolgt die weitere Aussaat nach den klassischen Rahmenbedingungen. Am hellen, warmen Standort entwickeln sich zügig kleine Rosen, die ab Mai ausgepflanzt werden können. Dann steigt die Spannung, mit welchem Resultat die eigenhändige Rosenvermehrung durch Samen gekrönt wird.