Apfelblütenstecher – Schadbild & Bekämpfung
Inhaltsverzeichnis
Der Apfelblütenstecher trägt die botanische Bezeichnung Anthonomus pomorum und gehört zu der Familie der Rüsselkäfer. Der Schädling wird nur etwa vier Millimeter lang und ist insbesondere in der Nähe von Wäldern stark verbreitet. Die kleinen Käfer verbringen den Winter überwiegend im Wald und tauchen nach dem Dauerforst wieder auf. Dann befallen die Apfelblütenstecher vor allem Apfelbäume und legen ihre Eier in die Knospen der jungen Blüten ab. Wenn die Schädlinge sich stark vermehren, können diese große Schäden im Obstanbau anrichten.
Erscheinungsbild
Die Apfelblütenstecher sind in ganz Europa (außer den extrem nördlichen Ländern), Asien und Nordamerika verbreitet und gehören zu den gefürchteten Schädlingen im Apfelanbau. Der Käfer erreicht nur eine geringe Länge und Breite, kann aber bei einem extrem starken Auftreten und erfolgreichem Befall große Fraß-Schäden anrichten. Der Apfelblütenstecher ist besonders gut an der hellen Querbinde zu erkennen, welche auf den Flügeldecken einen nach vorne geöffneten Winkel bildet. Ansonsten ist der Käfer eher unscheinbar und wird aufgrund der geringen Größe schnell übersehen:
- Käfer sind braun, grau und schwarz eingefärbt
- Oberseite ist mit Schuppenhaaren bedeckt
- Weiße Schuppen auf dem Schild
- Länge von 3,5 bis maximal 6 mm, normal sind ca. 4 mm
- Flügeldecken weisen grauweiße und winkelförmig Binde auf
- Fühler verfügen über ein extrem langes Basal-Fühlerglied
- Legt ovale, weiße und durchscheinende Eier ab
- Larve ist etwa 6-8 mm lang und fußlos, weißlich mit dunkelbraunem Kopf
- Entwicklung der Larve dauert ca. 2- 4 Wochen an, verfärbt sich dann gelb
- Blassgelbe Puppe mit einer Länge von 4-5 mm
Lebenszyklus
Der Apfelblütenstecher verbringt den Winter als Käfer gerne im Wald, welcher sich in der Nähe von Apfelbäumen befindet. Deshalb sind besonders die Obstbäume in der Waldnähe anfällig für einen Befall mit den Schädlingen. Wenn die Knospen der Apfelbäume anschwellen und die Temperaturen ansteigen, werden die Käfer erneut aktiv und fliegen wieder zurück. Vor der Eiablage beginnen die Apfelblütenstecher mit einem Reifungsfraß an den Knospen, welcher einige Tage andauern kann, in dieser Zeitspanne kommt es auch zur Paarung. Nach dem Larvenstadium und nach der Verpuppung fressen die jungen Käfer noch einige Zeit an der Blattunterseite und manchmal auch an Früchten, bevor diese erneut ihr bevorzugtes Winterquartier aufsuchen. Die folgenden Aspekte sind beim Lebenszyklus entscheidend:
- Überwintert in der Baumrinde, im Laubstreu, Hecken und Gräben
- Ende der Winterruhe beginnt ab März-April, bei Temperaturen über 12° C
- Weibchen nagen kleines Loch in die Knospen und legen in dieses ein einziges Ei ab
- Ein einzelnes Weibchen kann bis zu 50 Eier ablegen
- Nach ca. 10 Tagen beginnen die Larven des Käfers zu schlüpfen
- Larven leben bis zur Verpuppung, etwa 2-4 Wochen, im Schutze der Knospe
- Ernähren sich von dem Innenleben der Blüte, dazu gehören Blütenblätter, Griffel und Staubbeutel – Käfer schlüpfen im Juni, dann verlassen diese die bis dahin vertrocknete Blütenknospe
- Pro Jahr tritt nur eine neue Generation auf
Schadbild
Bei einem Befall lassen sich ab Mitte März kleine Löcher an den Knospen erkennen, dieser sogenannte Reifungsfraß wird von den aus der Winterruhe zurückkehrenden Käfern verursacht. Die Eiablage der Schädlinge erfolgt relativ früh, wenn die Knospen noch grün sind, bei extrem schlechten Wetter verzögert sich beides entsprechend den vorliegenden Bedingungen. Die Nagestellen sind punktförmig und bei genauem Hinsehen schnell erkennbar, außerdem tritt hier oft eine bräunliche Flüssigkeit aus. Wenn die Blütenknospen befallen werden, entwickeln sich diese infolge der Fraß-Schäden durch Larven nicht weiter. Die Blütenblätter vertrocknen im Laufe des Befalls und bilden ein braunes Köpfchen aus. Relativ wenige Schäden richtet hingegen der Blattfraß der neu geschlüpften Käfer an:
- Befällt vor allem Apfelbäume, seltener auch Birnbäume
- Blütenknospen öffnen sich zum Ende der Apfelblüte nicht
- Blüten weisen rotbraune Verfärbung auf, sehen verbrannt aus und vertrocknen anschließend ganz
- Blüteninnere ist komplett weg gefressen, Innereien fehlen
- In den befallenen Blüten befindet sich zuerst eine Larve, im Anschluss eine Puppe
- Nach der Verpuppung verbleibt der junge Käfer noch einige Zeit am Baum
Bekämpfung
Der Apfelblütenstecher kann sich schnell zu einem Problem entwickeln, wenn sich nach einem extrem kalten Winter nur ein geringer Knospenansatz am Baum ausbildet. Idealerweise beginnt die Bekämpfung noch vor der Eiablage und während des Reifungsfraßes der umtriebigen Käfer. Sobald die Frostperiode zum Frühlingsanfang vorbei ist und die Apfelbäume erneut anfangen zu treiben, sind die Apfelbäume nach Apfelblütenstechern abzusuchen. Wenn nur wenige Knospen befallen werden, sind Gegenmaßnahmen nicht unbedingt erforderlich, ein schwacher Befall kann sogar zur Ausdünnung sehr nützlich sein. Wenn die Blütenknospe bereits das sogenannte Mausohrstadium erreicht hat, ist es für eine Bekämpfung oft schon zu spät. Dieses Stadium ist daran zu erkennen, dass sich bereits zart-grüne Blättchen aus den Knospen anfangen heraus zu schieben. Wenn nur ein geringer Blütenansatz zu sehen ist und die Ernte durch den Befall stark gefährdet wird, dann hilft nur noch ein Insektizid:
- Die ersten Blütenknospen regelmäßig untersuchen
- Käfer ablesen und vernichten, bevor diese ihre Eier ablegen können
- Bei starkem Befall schaffen nur noch Spritzmittel Abhilfe
- Es kann auf ein allgemeines Insektizid zurückgegriffen werden
- Zu den zugelassene Insektiziden gehören: Acetamiprid, Calypso, Phosphorsäureester und Spinosad
- Spinosad bevorzugen, da dieses Mittel auch für den biologischen Anbau zugelassen ist
- Spritzmittel in der Mittagszeit ausbringen, wenn die Käfer sehr aktiv sind
- Temperaturwerte sollten über 12° C betragen
- Bei sehr starkem Befall ist eine zweite Spritzung notwendig, im Abstand von 10-14 Tagen
Vorbeugen
Bei der Vorbeugung sind der Blütenansatz, die Waldnähe und ein eventueller Befall im Vorjahr zu berücksichtigen. Besonders stark gefährdet sind Apfelbäume auf waldnahen Standorten, deshalb sollten Obstbaumplantagen besser nicht in der Nähe von Wäldern angelegt werden. Ein schwacher Befall kann sich in den Jahren mit einem sehr guten Blütenansatz als durchaus förderlich erweisen und wird wegen des Ausdünnungseffektes geschätzt. Dagegen führt ein extrem starker Befall bei einer gleichzeitig sehr schwachen Blüte zu erheblichen Einbußen bei der Ernte. Statt chemische Spritzmittel einzusetzen, die sowohl für Mensch, Natur und Tiere schädlich sind, haben sich die folgenden Vorbeugemaßnahmen bewährt:
- Vogelbestand im Garten fördern, Vögeln ernähren sich von den Käfern
- Geeignete Nistplätze schaffen, ideal sind fruchtbildende Blütenhecken und Sträucher
- Vogelhäuser für einen ganzjährigen Unterschlupf bauen
- Auf Distanz der Apfelbaumplantagen zum Wald achten
- Regelmäßige Kontrollen der Bäume und das Entfernen per Hand
Fazit
Der Apfelblütenstecher ist ein ernst zu nehmender Schädling, welcher sich mittlerweile in ganz Europa verbreitet hat. Nach der Winterruhe befällt der Käfer vor allem Bäume in Waldnähe, deshalb sollten Apfelbäume nicht in unmittelbarer Nähe zum Wald angepflanzt werden. Das Ausmaß der Schäden ist stark abhängig von der Größe der Population, deshalb muss der Käfer nicht immer bekämpft werden. Ein geringer Befall wird vom Baum toleriert und hat sogar einen förderlichen Effekt bei der Ausdünnung, sodass dieser im Anschluss nicht zu viele Früchte trägt. Allerdings kann es bei einem starken Befall, bei einem schwachen Blütenansatz, zu erheblichen Ertragsausfällen bei der Ernte kommen. In diesem Fall sind unbedingt Gegenmaßnahmen zu ergreifen und die Apfelbäume direkt zum Anfang der Knospenbildung regelmäßig zu untersuchen. In dieser Zeit befindet sich der Käfer zum Reifungsfraß auf dem Baum und kann per Hand abgelesen und danach vernichtet werden. Nach der Eiablage bleibt nur noch die Bekämpfung mit Insektiziden, wobei die Spritzmittel für den biologischen Anbau stets zu bevorzugen sind.