Chinesischer Feigenbaum, Ficus retusa – Pflege als Bonsai
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In den kaiserlichen Palastgärten des alten Chinas nahm eine Gartenkunst ihren Anfang, die bis heute nichts von ihrer Faszination verloren hat. Die Bonsai-Gestaltung verfolgt das Ziel, einen mächtigen Baum im Miniformat zu kultivieren. Das erfordert sehr viel Geduld auf einer nahezu meditativen Ebene. Wer sich diesen Zauber erschließen möchte, findet im Ficus retusa den idealen Begleiter auf dem Weg zum ersten, selbst kreierten Kunstwerk. Wie ein Chinesischer Feigenbaum als Bonsai zu pflegen ist, wird hier auf den Punkt gebracht.
Standort
Ein Chinesischer Feigenbaum reiht sich wunderbar ein in die Reihe geeigneter Baumarten für die Kultivierung als Zimmer-Bonsai. Der ursprünglichen Philosophie dieser Gartenkunst zufolge, findet die symbolische Verschmelzung von Mensch und Natur unter freiem Himmel statt. Damit das Meisterstück in Innenräumen gelingt, kommen nur selektierte Arten infrage, wie der Ficus retusa. Dem steht gleichwohl nicht entgegen, dass er als Bonsai den Sommer hindurch die frische Luft und den Sonnenschein auf dem Balkon genießen darf. So sollte der Standort beschaffen sein.
- helle Lage mit Sonne in den Morgen- oder Abendstunden
- vor praller Sonneneinstrahlung schützen
- warme Temperaturen von 15 bis 25 °C
- von Mai bis September im Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse
- ab und zu ein Regenschauer stärkt die Widerstandskraft
Eine hohe Luftfeuchtigkeit in seiner unmittelbaren Umgebung stärkt die Vitalität des Bäumchens. In Wohnräumen eignen sich Luftbefeuchter, ein Zimmerbrunnen oder mit Wasser gefüllte Schalen. Verwöhnen Sie Ihren Bonsai ab und zu mit einer feinen Brause aus kalkfreiem Wasser, gedeiht das Blätterkleid umso schöner.
Substrat
Ein höchst relevantes Kriterium in der erfolgreichen Pflege eines Ficus retusa als Bonsai, stellt die Qualität des Substrats dar. Da dem Wurzelwerk in der winzigen Schale nur ein minimales Erdvolumen zur Verfügung steht, wird normale Beeterde den Anforderungen verständlicherweise nicht gerecht. Wählen Sie daher eine der folgenden Varianten:
- spezielle Erde für Bonsais aus dem Fachgeschäft
- eine Eigenmischung aus lehmhaltiger Gartenerde, Sand und Pikiersubstrat
- ein Mix aus je einem Drittel Humus, Akadama und Lavagranulat
- wahlweise je ein Viertel Akadama und Bimskies mit zwei Viertel Anzuchterde
Die Profis unter den Bonsai-Gärtnern schwören auf Akadama als Substrat. Dabei handelt es sich um ein mineralisches Granulat, das auch bekannt ist als Rote-Kugeln-Erde. Es bietet eine erstklassige Wasserspeicherung in Verbindung mit ausgezeichneter Luftdurchlässigkeit.
Gießen
Das sehr fein strukturierte Wurzelsystem des Ficus retusa verträgt keine Trockenheit. Damit das Substrat weder austrocknet, noch vollständig durchnässt, ist somit ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt. Ein Mal täglich wird die Feuchtigkeit überprüft, indem die Fingerspitzen auf die Pflanzerde gelegt werden. Darüber hinaus signalisiert eine sehr helle Farbe der Erde ebenfalls Wasserbedarf.
- mit zimmerwarmem Regenwasser morgens oder abends gießen
- sehr trockenes Substrat in mehreren Durchgängen überbrausen
- der gesamte Wurzelballen muss angefeuchtet werden
Bestens bewährt für die Wasserversorgung eines Bonsais hat sich die Tauchmethode. Der Chinesische Feigenbaum kommt mitsamt der Schale in ein Gefäß mit Wasser, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen. Daran anschließend läuft das überschüssige Wasser durch die Bodenöffnung ab, bevor das Bäumchen seinen angestammten Platz wieder einnimmt.
Düngen
Ein Chinesischer Feigenbaum hungert als Bonsai ebenso nach Nährstoffen, wie als mächtiger Baumriese. Angesichts der drangvollen Enge in der Schale, kommt einzig ein flüssiger Dünger infrage. Spezielle Präparate aus dem Fachhandel sind exakt auf die Anforderungen abgestimmt, dank einer ausgewogenen Zusammensetzung aus Natrium, Phosphor und Kalium.
- von März bis September alle 14 Tage düngen
- das Präparat niemals auf angetrocknetes Substrat verabreichen
Schneiden
Das Herzstück einer gelungenen Pflege des Ficus retusa als Bonsai ist der regelmäßige Form- und Erhaltungsschnitt. Mithilfe geeigneter Werkzeuge trotzen Sie dem Gehölz die zierliche Silhouette ab in einem immerwährenden Rhythmus aus zurückschneiden und wachsen lassen.
- von Mai bis September alle 6 Wochen den Chinesischen Feigenbaum schneiden
- aus der Kontur herauswachsende Triebe einkürzen
- die Schere 2-3 mm schräg ansetzen über einem Auge
- keinen dickeren Zweig über einem schmäleren Ast belassen
Die Platzierung einer Knospe auf dem Ast deutet dabei die Richtung an, in die anschließend die weitere Verzweigung verläuft. Verfolgen Sie beispielsweise das Ziel, dass ein Ast sich nach rechts hin verzweigt, wird er bis kurz vor einer Knospe gekürzt, die in diese Richtung weist.
Drahten
Der Ficus retusa strebt permanent danach, in die Höhe zu wachsen, was Sie durch den Schnitt unter Kontrolle halten. Damit ein Bonsai tatsächlich die anvisierte dreidimensionale Silhouette annimmt, lenken Sie das Wachstum durch Drahten der Äste in diese Richtung. Zu diesem Zweck wählen Sie im zeitigen Frühjahr geeignete Triebe aus, die wenig verholzt und somit biegsam sind.
- einen Aluminiumdraht spiralförmig um einen Zweig drehen
- dabei locker im 45 Grad Winkel vom dicken zum dünnen Ende hin wickeln
- Knospen und Blätter dürfen nicht unter den Draht geraten
Ein idealer Draht weist etwa ein Drittel der Stärke des Astes auf, den er fixiert. Nach 4-6 Wochen ist er wieder zu entfernen, damit er nicht in die Rinde einwächst.
Umtopfen
Nach 2 bis 3 Jahren ist die Bonsaierde durch regelmäßiges Gießen ausgelaugt, verklumpt und hat insgesamt ihre lockere Konsistenz eingebüßt. Bahnen sich einzelne Wurzeln zudem einen Weg nach außen, ist die Zeit reif für das Umtopfen. Mit einem scharfen Messer lösen Sie zunächst den Wurzelbereich vom Schalenrand und entnehmen den Chinesischen Feigenbaum dem Gefäß. Dieses wird gründlich gereinigt mit heißem Sodawasser. Eine Wurzelkralle ist nun hilfreich, um das alte Substrat zu entfernen. Im Anschluss an diese Vorbereitungsarbeiten geht es so weiter:
- die Wurzeln mit einer desinfizierten Schere um ein Drittel einkürzen
- über der Bodenöffnung der Schale eine 1 cm hohe Drainage aus Kieselsteinen anlegen
- darüber eine erste Schicht des Substrats verteilen
- den Bonsai so einsetzen, dass sich die Wurzeln gleichmäßig auf der Erde verteilen
- das restliche Bonsaisubstrat nur so hoch einfüllen, dass ein kleiner Gießrand verbleibt
das Substrat sollte sämtliche Hohlräume ausfüllen und mit der Hand ein wenig verdichtet werden. Mit feiner Brause feuchten Sie abschließend die Erde an. Empfehlenswert ist eine dünne Schicht Moos, die sich regulierend auswirkt auf die Luftzirkulation und die Pflanzerde länger feucht hält.
Überwintern
Durfte ein Chinesischer Feigenbaum den Sommer unter freiem Himmel verbringen, siedelt er im Herbst um ins Zimmer. Spätestens wenn die Temperaturen dauerhaft unter 15 °C sinken, ist es soweit. Die dunkle Jahreszeit verbringt der Bonsai an einem möglichst hellen Standort, wie dem Südfenster, bei Temperaturen von idealen 22-25 °C. Gegen eine Kältebrücke auf der Fensterbank beugt eine Unterlage aus isolierendem Styropor vor. Während die Menge des Gießwassers etwas zu reduzieren ist, darf das regelmäßige Einsprühen nicht versäumt werden, in Anbetracht der sehr trockenen Heizungsluft. Gedüngt wird während der Überwinterung nicht.
Fazit der Redaktion
Um sich die uralte Gartenkunst der Bonsai-Gestaltung zu erschließen, dient ein Chinesischer Feigenbaum als erstklassige Wahl für den Einstieg. Dank seiner genügsamen Ansprüche an die Pflege, haben kleinere Anfänger-Fehler keine nennenswerten Folgen. Solange der Ficus retusa einen warmen, halbschattigen Standort erhält und eine ausgewogene Wasser- und Nährstoffversorgung erhält, trotzen Sie ihm das erwünschte Miniformat erfolgreich ab.
Wissenswertes zum Chinesischen Feigenbaum in Kürze
Pflege
- Ficus Retusa wird auch als Chinesischer Feigenbaum bezeichnet. Er wird meist als Bonsai-Pflanze gehalten.
- Diese tropische Pflanze benötigt einen hellen Standort. Nordfenster sind nicht geeignet.
- Bei Südfenstern ist im Sommer während der Mittagszeit für Beschattung zu sorgen.
- Während der Sommermonate ist auch ein Platz im Freien geeignet.
- Wind und Regen lässt die Blätter härter werden und damit widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Schädlinge.
- Temperaturschwankungen und Zugluft sollten vermieden werden, darauf reagiert die Pflanze oft mit Blattabwurf.
- Auch bei Temperaturen unter 15 ºC reagiert der Ficus Retusa so. Ideal sind Temperaturen um die 20 ºC.
- Besonders wichtig ist Bodenwärme. Ideal ist Fußbodenheizung. Kalte Füße sollten vermieden werden.
- Die Pflanze darf nie ganz austrocknen, damit die Wurzeln nicht absterben.
- Ist die Erde einmal zu trocken, kann man den Topf auch mal tauchen, damit sich die Erde wieder richtig voll saugen kann.
- Als Gießwasser eignet sich Regenwasser oder abgestandenes Wasser. Die Pflanze mag es auch, wenn sie abgebraust wird.
- Im Sommer muss man darauf achten, dass die Sonne nicht scheint, damit die Blätter nicht verbrennen. Im Winter wird sparsamer gegossen.
- Während der Wachstumszeit, zwischen Frühjahr und Herbst werden die Bäume regelmäßig einmal monatlich gedüngt.
- Ausgesetzt wird die Düngung während der Blüte und nach dem Umtopfen.
Rückschnitt
Ficus Retusa wird beschnitten, wenn er als Bonsai gehalten wird. Um dessen typische Wuchsform zu erreichen, müssen Äste, Zweige, Triebe und Wurzeln immer wieder zurück geschnitten werden. Je nach Wachstum werden die Bäumchen einmal im Frühjahr oder aber während der gesamten Wachstumszeit bis in den Herbst hinein geschnitten, weil sie immer wieder austreiben. Die Wurzeln werden beim Verpflanzen zurück geschnitten. Zwischen Krone und Wurzeln muss ein ausgewogenes Verhältnis bestehen.
Überwinterung
Umgetopft wird der Ficus Retusa alle 2 bis 5 Jahre. Die richtige Zeit ist das Frühjahr oder aber der Herbst. Für die Überwinterung eignet sich ein heller Platz in der Nähe eines Fensters. Die Temperaturen müssen über 15 ºC liegen. Die Luftfeuchtigkeit sollte auch im Winter hoch sein, also kann man die Pflanze ab und zu besprühen. Temperaturschwankungen sollten vermieden werden, ebenso Zugluft. Ein leichter Blattverlust während der dunklen Jahreszeit ist meist nicht zu vermeiden, es sei denn, man verwendet eine Pflanzenleuchte und das etwa 12 Stunden pro Tag.