Mehlmotten richtig erkennen, effektiv bekämpfen und vorbeugen
Inhaltsverzeichnis
Mehlmotten kamen schon mancher Hausfrau wie die „achte biblische Plage“ vor, sind aber recht gut aus dem Haus zu treiben und aus dem Haus zu halten – wenn man weiß, wie es geht. Was Sie in den nachfolgenden Zeilen nachlesen können:
Mehlmotten erkennen
Die Mehlmotte mit wissenschaftlichem Name Ephestia kuehniella lebt unter uns und auch manchmal bei uns, ist aber nicht die Lebensmittelmotte, die uns am meisten ärgert. Zu den Schmetterlingen aus der Familie der Zünsler, die wir umgangssprachlich Mehlmotte, Speisemotte, Küchenmotte „schimpfen“, gehören nämlich auch noch die Kakaomotte (Ephestia elutella), der Mehlzünsler (Pyralis farinalis) und die Dörrobstmotte (Plodia interpunctella), der in Mitteleuropa die größte wirtschaftliche Bedeutung als Vorratsschädling zugeschrieben wird.
Die vier lästigen Wesen sehen sich ziemlich ähnlich:
- Dörrobstmotte
- Mehlmotte
- Kakaomotte
- Mehlzünsler
Alle oben etwas dunkler und ein wenig gemustert, die Dörrobstmotte wirkt halt etwas brauner als die silbrig-graue Mehlmotte und die fast identische nur gut halb so große Kakaomotte, und der Mehlzünsler weist einen Stich ins bräunlich-gelbliche auf.
Allerdings braucht Sie der genaue Name „des Viechs“ nicht wirklich interessieren, denn die vier Klein-Insekten sind sich auch in der Art der Annäherung an den menschlichen Haushalt recht ähnlich und fügen unseren Vorräten (und unseren Nerven) so ziemlich die gleichen Schäden zu:
Die Motten fliegen manchmal durch geöffnete Küchenfenster herein, weil sie durch künstliche Lichtquellen angelockt werden, und kommen viel öfter zu uns in den Haushalt, weil sie in Eiform mit eingekauft werden. Aus diesen Eiern kriechen in drei bis vier Tagen Raupen, die den eigentlichen Ärger machen, denn sie kommen einfach schon tierisch hungrig auf die Welt und dieser Hunger wird mit fast allem gestillt, was der Vorratsschrank hergibt.
Theoretisch hat zwar jedes dieser Tierchen seine besonderen Vorlieben:
- Dörrobstmotten-Raupen sollen am liebsten Reis, Mais, Mehl, Teigwaren, Gebäck, Gewürze, Nüsse, Trockenobst, Instantsuppen und Schokolade fressen
- Die Raupen der Mehlmotte sollen sich überwiegend von Mehl ernähren und mit dieser Brot-ohne-Wasser-Ernährung im Notfall auch gut klarkommen
- Aber auch Getreide, Teigwaren und trockene Gemüse wie Cherimoya, Straucherbse, Sternapfel und Mango sollen nicht verschmäht werden
- Die Kakaomotte soll Mehl, Gemüse und Früchte bevorzugen, aber einmal in einen Vorratsschrank eingedrungen, sämtliche bevorzugte? Lebensmittel kontaminieren
- Der Mehlzünsler soll auf Körner und Körnerprodukte spezialisiert sein, aber auch getrocknete Pflanzenteile wie Klee und Luzerne, tote Insekten und vielleicht auch Schimmelpilze fressen
Ein fast 100 Jahre alter Beitrag in der Zeitschrift des Wiener Entomologen-Vereins listet deshalb auch eine ganz andere Zusammenstellung von Motten-Lieblingsnahrungsmitteln auf:
- Die Dörrobstmotte soll Biskuits, Brot, Erdnüsse, Dörrobst, Feigenkaffee, Trockenfrüchte, Getreidekörner, Hagebutten, Kakaobohnen, Kastanien, Maiskörner, Mandelkerne, Mehl, Quitten, Rübenschnitzel, Sämereien, Schokolade, Wacholderbeeren und Zichorie verspeisen
- Die Mehlmotte Backwaren, Dörrobst, Trockenfrüchte, Graupen, Grieß, Grütze, faules Holz, Kleie, Maiskörner, Mehl, Oblaten, getrocknete Pilze, Torf, Weizenmehl
- Die Kakaomotte wurde an animalischen und vegetabilen Abfällen, Brot, Dörrgemüse, Esswaren, trockenen Feigen und Früchten, Getreidekörnern, trockenem Holz und Holzabfällen, trockenen Insekten, Reiskörnern, Schokolade, trockenem Tabak erwischt
- Der Mehlzünsler hat nachweisbar vegetabile Abfälle, trockene Früchte, Getreidekörner, Grütze, Heu, Kleie, Korken, Mehl, Stroh und Zuckerwaren gefressen
Überblickend zusammengefasst handelt es sich auch hier um eine Auflistung des Inhalts eines damals üblichen Vorratsschranks bzw. dessen für Motten zugängliche Teile – Sie sollten bestimmt besser davon ausgehen, dass der Hunger es im Zweifel schon reintreiben wird bzw. sich nicht darauf verlassen, dass irgendein mangelhaft geschütztes Lebensmittel von den Lebensmittelmotten nicht gemocht wird.
Vorräte retten
Wenn der Befall festgestellt ist, heißt es „ran ans Vorratsregal“, um alle unzureichend geschützten Lebensmittel so zu verpacken, dass sie in Zukunft vor Mottenbefall geschützt sind. Unzureichend geschützt sind alle Lebensmittel, die in Papier, Pappe, dünnen Kunststoff oder dünne Kunststofffolie verpackt sind, weil all das genug Geruchsmoleküle für eine Mottenlarve durchlässt und deshalb von den Lebensmittelmotten-Larven mühelos durchnagt wird auf dem Weg zur begehrten Nahrung.
Wenn einem Menschen mit sauber und ordentlich geführtem Vorratsschrank zum ersten Mal bewusst wird, dass die Lebensmittel im Handel nicht immer so verpackt verkauft werden, dass sie vor allen Umwelt-Immissionen geschützt sind – ist das regelmäßig ein Schock, weil es die gesamte Vorratshaltung auf den Kopf stellt. Aber es ist so; wenn in der gesamten Kette „Nahrungsmittelproduktion bis Verbraucher“ alles sinnvoll geregelt wäre, würden wir Mehl mit ernährungstechnisch wertvollen Inhaltsstoffen und nicht die ausgemahlenen Reste des Mahlvorgangs essen, und unsere Welt würde auch nicht „in Plastiktüten-Resten untergehen“, zum Beispiel.
Sauber und ordentlich reicht also nicht, nur in gut schließenden Gläser oder Boxen aus dickem Plastik sind Vorräte vor Kontamination mit Insekteneiern, Pilzsporen, Viren oder anderem in der Luft herumfliegenden Mikroleben geschützt. Nun muss nicht alles geschützt werden, ein Kohlkopf hält z. B. durch seine Inhaltsstoffe die Mikroben höchst selbst vom Anfressen ab. Aber je feiner die Teilchen sind, die eine übliche Form eines verzehrfähigen oder verarbeitungsfertigen Lebensmittels bilden, desto leichter können die Kleinstlebewesen zubeißen. Jeder „Pulverkram“, ob aus Getreide (Mehl, Müsli, Reis, Nudeln), Pflanzen (Zucker, Brühpulver, Gewürze), Früchten (Kakao, Trockenfrüchte, Tees) hergestellt, sollte nach dem Einkauf immer in Gläser oder Kunststoffboxen umgepackt werden; und Obst, Brot, Kekse liegen auch besser nicht in offenen Schalen zur Dauerbedienung herum.
Beim Umpacken können Sie am besten prüfen, welche Lebensmittel befallen sind. Manchmal sehen Sie es, graue Gespinste oder Verklumpungen in der Tüte sollten bei Cent-Artikeln zur direkten Entsorgung führen. Bei eventuell/wahrscheinlich befallenen Vorräten, die vielleicht auch noch richtig teuer sind (Edelkaffee, seltenes Gewürz), heißt es abwägen: Motteneier werden „Geschichte“, wenn Sie diese Vorräte eine halbe Stunde einfrieren oder auf über 60 °C erhitzen können. Für Menschen, die sich durch ihre ungiftige, natürliche Umwelt nicht einschränken lassen, kein Problem; wer durch naturferne Erziehung mit vielen Naturerscheinungen auf Kriegsfuss steht, sollte sich auch von diesen Vorräten vielleicht besser trennen, weil Appetit im Kopf entsteht.
Wenn alle Vorräte mottensicher verstaut oder entsorgt wurden, werden die Regale einmal durchgeputzt. Dazu brauchen Sie keine besonders scharfen Mitteln, die hier keinen zusätzlichen Gewinn bringen, sondern einfach Spülmittel-Lösung und zum Nachwischen Wasser.
Mehlmotten effektiv bekämpfen
Mehlmotten effektiv bekämpfen heißt nicht – Sie ahnen es schon – einmal mit der Giftspritze durch die Küche zu gehen. Sie dürfen das natürlich tun, es handelt sich aber nicht um ein sonderlich erfolgreiches Vorgehen gegen Mehlmotten. Menschen, die kein Nervengift in ihre Nähe oder in die Nähe der noch nicht fertig entwickelten, empfindlichen Nervensysteme ihrer Kinder kommen lassen, brauchen ohnehin Wege zum entspannten Umgang mit dem Problem.
Vor diesem Hintergrund kann die Sprühdose aus mehreren Gründen nicht empfohlen werden:
- Sicher Zünsler tötende Chemikalien sind auch für Menschen nicht gerade gesund bis gefährlich
- Insektizide sind von Menschen entwickelte/neu zusammengestellte Chemikalien
- Die von den Zuständigen oft ohne ausreichende Beachtung der Zusammenhänge und Auswirkungen entwickelte/komponiert werden
- Dieser Ansatz hat sich schon in vielen Bereichen als gefährliches Spiel erwiesen
- Neben Schädigung anderer Lebewesen liegt das Hauptproblem bei Insekten in der schnellen Resistenzbildung
- So sind Lebensmittelmotten bereits gegen einen großen Teil der gegen sie eingesetzten Wirkstoffe resistent
- Mit jedem Pestizid-Einsatz werden neue Resistenzen „gezüchtet“, was das Problem noch verschärft
Die Giftspritze ist übrigens auch kein effektiver Weg im Umgang mit den Mottenlarven. Sie tötet nämlich nur die sogenannten Imagines, die erwachsenen Entwicklungsformen der Motte. Die zu töten lohnt sich kaum, sie leben ohnehin nur sehr kurz und nehmen auch keinerlei Nahrung mehr zu sich. Dazu auch noch Gift einzusetzen, das in den Bronchien der Familie und möglicherweise im Essen landet, lohnt sich schon gar nicht. Wenn Sie die Imagines vernichten wollen, hilft die gute alte Fliegenklatsche, mit denen die wenn sehr langsam fliegenden Motten prima zu erwischen sind.
Die Larven der Lebensmittelmotten (und Kleidermotten) lassen sich sehr gut mit der Hilfe ihrer natürlichen Feinde zerstören. Im Haus bietet sich der Einsatz von Schlupfwespen an, die auch draußen in der freien Natur von Motten-Eiern leben, aber bei Anwendung im Raum nach Erfüllung ihrer Mission im Zweifel eingehen und zu nicht wahrnehmbarem Staub zerfallen. Diese winzig kleinen Schlupfwespen gibt es auf Täfelchen zu kaufen, sie können Motten-Eier sehr gut riechen, suchen sie und zerstören sie. Das tun sie in der letzten kleinen Ritze und Spalte, für Organismen von 0,3 mm Größe gibt es in unseren Haushalten keine Barrieren.
Die Kärtchen mit den Schlupfwespen müssen allerdings wirklich überall dort ausgebracht werden, wo die Motten etwas zu fressen finden, und das genau in der in der Anleitung vorgeschriebenen Art und Weise und Zeitdauer. Die kleinen und harmlosen Mikroinsekten namens Trichogramma evanescens sind mit bloßem Auge fast nicht sichtbar, gehen aber umso emsiger und zuverlässiger ans Werk. Wenn das letzte Motten-Ei vernichtet wurde, fliegen sie nach draußen oder sterben ab (ein Schlupfwespen-Einsatz bringt maximal ein zusätzliches Gramm Staub – in der gesamten Wohnung).
In der gesamten Wohnung deshalb, weil es in der Regel nicht reicht, die Kartonkärtchen mit den Schlupfwespen in der Küche auszulegen. Sondern da gibt es auch noch den Vogelfutter-Vorrat und das Trockenfutter für Tiere, beides Lieblingsnahrungen für Lebensmittelmotten und Kandidaten für ein eigenes Kärtchen; und auch Türkränze aus getrocknetem Pflanzenmaterial, Körnerkissen, getrockneter Blumensträuße etc. sollten bedacht werden.
Mehlmotten-Befall vorbeugen
Dem nächsten Mehlmottenbefall beugen Sie vor, wenn Sie dafür sorgen, dass die nun mottensicher verpackten Lebensmittel auch weiter mottensicher verpackt werden. Meist reicht alleine diese Aufmerksamkeit, und der nächste Mehlmottenbefall ist erst bei Rückfall in die alten Gewohnheiten zu beobachten.
Wenn es anders ist, steht ein wenig Detektiv-Arbeit an, weil auch andere Teile des Haushalts offensichtlich neu organisiert werden müssen. Denken Sie dann auch ans Umfeld der Terrarien und Aquarien, an den Mülleimer, an Nebenräume mit dunklen, feuchten Ecken, in denen aber bei den Parties ständig genascht wird (= Lebensmittel verstreut werden).
Aber auch wenn Sie mehrere Schlupfwespen-Generationen verbrauchen – mit diesem mächtigen Kämpfern in der Hinterhand kann in der Sommerhitze sogar das Küchenfenster offen bleiben, weil die Motten ein für alle Mal ihren Schrecken verloren haben. Vielleicht stellen Sie noch ein Gläschen Anti-Motten-Duft ans Fenster (Lorbeer, Lavendel, Nelken, Zedernholz, Pfefferminze, Patschuli und Thuja sollen Lebensmittelmotten abschrecken), dann brauchen Sie bis zum nächsten „lebendigen Einkauf“ noch nicht einmal die Hilfe der Schlupfwespen.