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Blauer Enzian – Pflege der Blume, Infos zu Blütezeit und Überwinterung

blauer Enzian

Der Blaue Enzian ist nur einer von vielen Enzianen, und doch ist er symbolisch „der Enzian“ – sicher weil seine Blüten berückend schön sind. Wenn Sie diesem hübschen Enzian ein Plätzchen in Ihrem Garten geben, „gehört das strahlende Blau Ihnen“, und Sie helfen eine bedrohte Art zu erhalten, und Sie erfreuen Hummeln und Schmetterlinge. Drei gute Argumente, deshalb erfahren Sie nachfolgend viel über den Blauen Enzian und alles Wichtige über seine nicht sehr komplizierte Pflege:

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Beschreibung des Blauen Enzians

Der Blaue Enzian ist eine von rund 480 Enzian-Arten der Pflanzengattung Enzian (Gentiana) aus der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae). Die meisten davon gedeihen in Gebirgen auf der Nordhalbkugel, ein paar in den Anden, der Blaue Enzian in den Alpen, dem Schweizer und französischen Jura, in den Cevennen und den Pyrenäen. Sein offizieller Name ist übrigens Kochscher Enzian oder Kochs Enzian, gehandelt wird er auch als Stängelloser Enzian oder Echter Enzian (nicht super aussagekräftig, echt sind alle 480 Enziane), sein wissenschaftlicher Name lautet Gentiana acaulis.

Der Blaue Enzian ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die insgesamt (mit hochstehender Blüte) nicht höher als 10 cm wird und während der Überwinterung ein sattes Grün in den Garten bringt. Er bildet eine grundständige Rosette aus niedrigen, kleinen Laubblättern, aus denen sich die blaue Kelchblüte mit oliv-grünen Flecken innen auf der Kronröhre schiebt, die von Mai bis August stehen bleibt (wenn es nicht regnet, dann schließt sie sich).

So klein er ist, so bewundernswert schön ist dieser kleine Enzian: Die Kelchblüte ist bis auf die Tüpfelchen im Inneren strahlend azurblau und steht über der restlichen Pflanzenmasse, die ganze Pflanze wirkt also wie eine einzige blaue Blüte.

Kochscher Enzian

Der Kochsche Enzian Gentiana acaulis wird mit großem Abstand am meisten als „Blauer Enzian“ verkauft. Er ist aber nicht der einzige Blaue Enzian, sondern hat in den Gebirgen Europas einen Doppelgänger, mit dem er auch gerne verwechselt wird. Dieser Clusius-Enzian (Gentiana clusii) ist sogar noch viel blauer als der Koch-Enzian, weil er keine grünen Flecken am Schlund der Blütenglocke hat, er ist der „Archetyp der blauen Alpenblume Enzian“ und wird üblicherweise auf Etiketten von Schnaps- und Arzneimittelflaschen abgebildet (obwohl in Schnaps und Medizin nie Blauer Enzian, sondern z. B. Bitterstoffe des Gelben Enzians Gentiana lutea enthalten sind). Dieser Gentiana clusii wächst aber nur auf Kalkboden, während Gentiana acaulis in der Natur auf saurem Silikatboden und im Garten auch in Böden mit neutralem pH-Wert gedeiht. Dass der Kochsche Enzian Gentiana acaulis mit großem Abstand am meisten als „Blauer Enzian“ verkauft wird, ist auch darin begründet, dass er mit Abstand am einfachsten zu kultivieren ist.

Ein Blümchen für einen besonderen Standort

Der Blaue Enzian ist trotz seiner geringen Größe nicht ganz preiswert, weder als Samen noch als vorgezogene Pflanze; er wirkt auch erst richtig gut, wenn einige Blaue Enziane zusammen gepflanzt werden. Deshalb sollte er an einen Standort gesetzt werden, an dem er richtig gut zur Geltung kommt. Ein solcher Standort ist z. B. in einem Steingarten zu finden; wenn dieser erhöht oder terrassenförmig angelegt ist, kann die kleine Pflanze in der Nähe menschlicher Augen angesiedelt werden und fällt mit ihren leuchtenden Blüten sofort in den Blick.

Der Steingarten ist auch meist mit dem perfekten Boden für den Blauen Enzian ausgestattet. Dieser wächst in der Natur auf Silikatböden, das sind alle von Gestein durchsetzten Böden außer den Kalksteinböden, meist mit leicht saurem Milieu. Dort wird er gut mit Wasser versorgt, er sollte im Steingarten also nicht direkt neben die trockenheitsliebenden Pflanzen gesetzt werden. Dauerhaft gut feuchten Boden braucht er aber nicht, weil seine aufrecht stehenden Blätter durch Zugwurzeln dicht am Boden gehalten werden und nach innen geneigte Rinnen aufweisen, die als Wassersammler dienen.

blauer Enzian

Außerhalb des Steingartens gibt es im Garten selbst nicht sehr viele gute Plätze für einen Blauen Enzian – auch am Rand eines Gartenbeets geht die doch sehr niedrige Pflanze schnell unter, wenn das Beet nicht direkt an einem der Hauptwege liegt. Eine reizvolle Variante ist, den Blauen Enzian in einen Kübel zu pflanzen. Wenn Sie gut wasserdurchlässiges Substrat bzw. gut mit grobem Sand oder Perlite aufgelockerte Gartenerde einfüllen, wird er dort prima wachsen; wenn Sie hohe Kübel wählen, liegt die blaue Pracht genau im Sichtfeld.

Wenn Sie Hänge oder Hügel im Garten haben, können Sie ein größeres Feld mit Blauem Enzian an einem Abhang setzen. Das würde nicht nur eine unglaubliche Wirkung entfalten, sondern wahrscheinlich auch sehr gut wachsen, weil überflüssiges Wasser genau so schnell abläuft, wie die Pflanze es mag. An einem solchen Standort würde sich der Blaue Enzian sogar selbst aussäen, dazu braucht er nämlich nur einen leichten Wind: Die Blütenstängel verlängern sich nach der Blüte stark, damit die ab August reifen Fruchtkapseln (die zweckdienlich von einer als Windfang dienenden Kronröhre umschlossen sind) als Windstreuer in bester Ausgangsposition sitzen.

Die Lichtverhältnisse am Standort spielen kaum eine Rolle für dessen Auswahl, weil Blauer Enzian an halbschattigen bis sonnigen Standorten gleich gut wächst (wenn er viel Sonne bekommt, könnte allerdings die blaue Farbe einen Tick tiefer werden). Zu warm und zu sonnig sollte es nicht werden, besonders Blauer Enzian im Kübel wird an einem Standort in praller Mittagssonne schon fast geröstet. Denken Sie bei der Auswahl des Standorts einfach an einen Almspaziergang mitten im Hochsommer, sehr viel mehr gestaute Wärme und heiße, stickige Luft macht der Alpenpflanze irgendwann keinen Spaß mehr.

Tipp:

Als Alpenbewohner mag oder braucht der Blauer Enzian natürlich generell einen luftigen Standort. Wenn er in stickiger, nicht gut zu durchlüftender Umgebung mit hoher Luftfeuchtigkeit wachsen soll, wird er das vermutlich erst einmal tun, aber bald von Schadpilzen „aufgefressen“ werden.

Blauen Enzian aussähen oder pflanzen

Beides kein Problem, Blauer Enzian als vorgezogene Jungpflanze wird im Frühjahr in Gärtnereien und im Süden Deutschlands auch auf Märkten angeboten.

Der Boden für den Enzian darf gut nährstoffhaltig und vom pH-Wert her neutral bis säuerlich sein, hohe Humus-Gehalte und Lehm im Boden (sandig-lehmige, kiesig-lehmige Böden) werden gerne angenommen. Der Blaue Enzian verträgt keine Staunässe, ggf. muss der Boden gelockert werden. Nährstoffarme Böden sollten mit Humus verbessert werden, kalkhaltige Böden müssen bis in den neutralen pH-Bereich angesäuert werden.

Die Mini-Staude wächst polsterartig und bildet unterirdische Ausläufer, sie wird mit einem Pflanzabstand von etwa 20 cm gesetzt. Wenn Sie vorgezogene Jungpflanzen gekauft haben, könnte man sagen: Loch buddeln, einsetzen, angießen, fertig, denn danach haben Sie mit dem „kleinen blauen Wunder“ nicht mehr viel Arbeit.

Aus Samen ziehen lässt sich der Blauer Enzian auch sehr gut, aber nur für Menschen mit Geduld: Blauer Enzian ist ein Dunkelkeimer, muss also mit Stäbchen und Stöckchen so tief in die Erde eingearbeitet werden, dass er im Frühjahr zwar von der Sonnenwärme geweckt wird, aber keine Sonnenstrahlen abbekommt. Außerdem ist der Blaue Enzian ein Kältekeimer, dessen Samen vor dem Winter in der Erde versenkt werden müssen. Nur ein kräftiger Kältereiz hilft den Enzian-Samen auf die Sprünge, langsam sind sie sowieso, sie brauchen insgesamt gut ein halbes Jahr zum Aufgehen.

blauer Enzian

Dafür ist es mit dem Aussäen aber auch getan, bei der weiteren Entwicklung braucht die robuste kleine Pflanze keine Hilfe mehr. Das gilt für Samen, die Sie selbst gesammelt oder die sich selbst ausgesät haben; wenn Sie eine Packung der eher selten vertriebenen Enzian-Samen im Handel erworben haben, sollten Sie nachlesen – meist sind käufliche Samen stratifiziert (= einer künstlichen Kältebehandlung unterzogen) und können sofort ausgesät werden.

Pflege des Blauen Enzians

Die Pflege des Blauen Enzians ist wirklich nicht kompliziert: Junge Pflanzen regelmäßig gießen, bis genug kräftige, aufrecht stehende Rosettenblätter gewachsen sind, sodass der Blaue Enzian bei jedem Regen einen kleinen Wasservorrat auffangen kann. Vor allem im Kübel aber nie zu viel gießen, Blauer Enzian ist sehr empfindlich gegen stehende Nässe, die bei der luftige Höhen liebenden Pflanze schnell zu Pilzbefall führt. Nach der Blüte, die bei dieser besonderen Pflanze einen überproportionalen Teil der Pflanzenmasse ausmacht, sinkt der Wasserbedarf spürbar. Ab dann dürfte auch einem im Frühjahr frisch gepflanzten Blauen Enzian das Wasser von oben ausreichen, deshalb nicht mehr gießen, damit der Enzian zum Winter hin gut ausreifen kann.

Ansonsten ist ein Enzian-Blumenteppich vorbildlich pflegeleicht, Dünger braucht er überhaupt keinen, ein paar Minerale in Form von Gesteinsmehl nimmt er aber gerne an.

Blauen Enzian überwintern

Auch die Überwinterung des Blauen Enzians macht Ihnen keine zusätzliche Arbeit: Der Blaue Enzian ist gut winterhart, soll sich jedoch in besonders rauen Lagen (aber wo wird es schon im Winter kälter als in den Alpen?) über eine Abdeckung mit Laub freuen. Was aus einem anderen Aspekt heraus schade wäre: Während sich in der kühlen Jahreszeit viele Pflanzen zurückziehen, bleiben die grünen Rosetten des Blauer Enzian den ganzen Winter über grün, mehrere Tuffs Blauer Enzian bringen wirklich einen grünen Sommerhauch den Garten.

Vermehrung

Erledigt Blauer Enzian am passenden Platz selbst durch windunterstützte Aussaat, Sie können natürlich die Kapseln auch abernten und zielgerichteter verstreuen.

Wenn große Enzian-Büschel herangewachsen sind, können Sie den Blauen Enzian auch durch Teilung vermehren: Blauen Enzian aus der Erde holen, vorsichtig in der Mitte auseinander ziehen und eine Hälfte zurücksetzen, die andere Hälfte verschenken oder woanders einpflanzen.

Krankheiten und Schädlinge

Krankheiten und Schädlinge werden Sie an einem Blauer Enzian nur selten sehen; wenn sind es fast immer Pilze, weil er zu stickig und feucht stand. Die Ausläufer oder Blätter mit den braunen, orangen, gelben Pickeln an der Unterseite können dann einfach entfernt werden, wenn möglich Luft schaffen bzw. Kübel umstellen, ev. fungizide Pflanzenbrühe versprühen (Vorsicht, dass es nicht wieder zu feucht wird).

Naturschutz im Garten

Bienen ziehen in die Städte um, weil sie dort mehr bunte Blumen finden als auf den Land, an der Autobahn ist die Artenvielfalt größer als am Feldrain – Tiere und Pflanzen legen schon erstaunliche Anpassungsleistungen hin, wenn es ums Überleben geht. Aber leider schaffen das nicht alle Tiere und Pflanzen, je spezialisierter und empfindlicher sie sind, desto schneller heißt es: Rote Liste! Vom Aussterben bedroht!

Nun ist mit der Aufnahme in die Rote Liste das Aussterben leider noch nicht abgewendet; Sinn dieser Warnliste ist vielmehr das Erzeugen von Aufmerksamkeit, damit sich möglichst viele Institutionen und Bürger der bedrohten Arten annehmen. Je mehr Arten und unterfinanzierte Naturschutz-Initiativen vom ungebremsten Wachstumswahn unserer Zeit bedroht werden, desto wichtiger werden die Hausgärten für den Naturschutz.

blauer Enzian

Alle Enzianarten, die in Deutschland vorkommen, stehen bereits seit ziemlich langer Zeit alle unter Naturschutz. Wenn ihnen in der freien Natur ein Blauer Enzian begegnen würde, dürften Sie diesen also nicht pflücken, während Sie sich mit Anpflanzung des Blauen Enzians im eigenen Garten um den Erhalt dieser Art verdient machen und die blauen Blüten auch viel länger genießen können.

Tipp:

Der Blaue Enzian bringt selbst weitere schützenswerte Natur in den Garten: Seine Blüten sind typische „Hummelblumen“, die von Hummeln und Schmetterlingen bestäubt werden, denen die lange Blütezeit von Mai bis August sehr willkommen ist (Hummeln sind darauf angewiesen, von Frühjahr bis Herbst durchgehend Nahrung zu finden, weil schon wenige Tage Hunger das Ende eines Hummelstaats sein können).

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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