Sonnentau, Drosera – Arten, Pflege und Vermehren
Inhaltsverzeichnis
- Schöne Arten – eine Auslese
- Subtropische und tropische Sonnentau-Arten
- Winterharte Drosera-Arten
- Zwerg-Sonnentau-Arten
- Pflege-Anleitung
- Tropische und subtropische Arten in Zimmerkultur
- Europäische Arten – Pflege im Beet und auf dem Balkon
- Sonnentau-Arten vermehren
- Blattstecklinge
- Wurzelschnittlinge
- Aussaat von Samen
Die Gattung Sonnentau umgibt sich mit dem Nimbus einer Zierpflanze der Superlative. Mit beweglichen, geheimnisvoll schimmernden Fangblättern gehen die genialen Überlebenskünstler auf Beutefang. Drosera gedeihen in nahezu allen Klimazonen, sodass kein Karnivoren-Liebhaber bei der Auswahl für drinnen und draußen leer ausgeht. Lernen Sie hier die schönsten Sonnentau-Arten kennen. Diese Anleitung rund um die fachgerechte Pflege hält praktische Tipps bereit zum erfolgreichen Vermehren und Überwintern.
Schöne Arten – eine Auslese
Botaniker unterteilen die nahezu 200 Sonnentau-Arten in insgesamt 5 Gruppen. Die Klassifizierung orientiert sich dabei vornehmlich am Verbreitungsgebiet und an der Wuchsform. Für Hobbygärtner sind 3 Gruppen von besonderem Interesse, weil die darunter erfassten Drosera für die Kultivierung als Zimmer- oder Gartenpflanze geeignet sind: subtropische/tropische und winterharte Wuchsformen sowie Zwergdrosera. Die folgende Vorstellung schöner Arten folgt dieser Klassifizierung:
Subtropische und tropische Sonnentau-Arten
Drosera capensis – Kap Sonnentau
Eine der populärsten Sonnentau-Arten für die Fensterbank ist in Südafrika beheimatet. Drosera capensis ist ausgesprochen pflegeleicht und perfekt geeignet für den Einsteiger. Die schmalen Fangblätter formen sich zu einer Rosette mit einem Durchmesser von 18 bis 25 cm. Im Winter erheben sich blass-violette Blütentrauben in einer Höhe von bis zu 35 cm über der Blattrosette.
- Wuchshöhe: 10 bis 20 cm, zur Blütezeit 30 bis 35 cm
- Blütezeit: Dezember bis Januar
Drosera aliciae
Gemeinsam mit Drosera capensis bildet Drosera aliciae das ideale Duo für Karnivoren-Anfänger. Die südafrikanische Sonnentau-Art bildet eine 5 cm kleine, niederliegende Rosette mit bis zu 3 cm langen Blättern. Spektakulär erhebt sich zur Blütezeit ein bis zu 40 cm hoher Blütenstängel mit endständigen, pinken Blüten.
- Wuchshöhe: 10 bis 15 cm, zur Blütezeit bis 40 cm
- Blütezeit: Dezember bis Januar
Drosera regia
Die Königin der Sonnentau-Pflanzen trumpft auf mit majestätischer Gestalt und bis zu 40 cm langen Blättern. Ihre weißen bis rotschwarzen Tentakeln werden 3 mm lang, sodass die mächtigste Drosera-Art auch große Fliegen erbeutet. In einem intensiven Violett erstrahlen die 5-blättrigen Blüten und sind ihrerseits mit klebrigen Drüsen für den Insektenfang ausgestattet.
- Wuchshöhe: 50 bis 100 cm
- Blütezeit: Januar bis Februar
Winterharte Drosera-Arten
Drosera rotundifolia – Rundblättriger Sonnentau
Der deutsche Name nimmt Bezug auf die rund geformten Blätter, die sich bei dieser Art zu einer dekorativen Rosette versammeln. Die horizontal ausgestreckten Fangblätter sind besetzt mit bis zu 200 rötlichen Tentakeln. Am vollsonnigen Standort prahlt die Karnivore im Sommer mit weißen Blütentrauben, die sich in sicherer Entfernung zu den klebrigen Blättern entfalten.
- Wuchshöhe: 5 bis 20 cm, zur Blütezeit 30 bis 35 cm
- Blütezeit: Juni bis August
Drosera anglica – Langblättriger Sonnentau
Mit ihren bis zu 10 cm langen Fangblättern und rötlichen Tentakeln ist diese Drosera eine Augenweide, wenn das Sonnenlicht sich im zuckrigen Sekret bricht. Die fünfzähligen, weißen Blüten sind wie ein Wickel am Blütenstängel angeordnet und öffnen sich abwechselnd rechts und links.
- Wuchshöhe: 10 bis 20 cm, zur Blütezeit bis 30 cm
- Blütezeit: Juni und Juli
Zwerg-Sonnentau-Arten
Drosera Scorpioides
Eine der faszinierendsten Zwerg-Drosera begeistert mit Fangblättern, die an den Giftschwanz eines Skorpions erinnern. Die beliebte Art ist in Australien beheimatet und bildet Rosetten mit einem Durchmesser von 3,5 cm. Die weißen oder rosa Blüten machen den Karnivoren-Winzling zu einem unübersehbaren Highlight auf der sonnigen Fensterbank.
- Wuchshöhe: bis maximal 10 cm
- Blütezeit: im Sommer
Drosera roseana
Die aparte Drosera roseana ebnete bereits zahlreichen Hobbygärtnern den Weg in die Karnivoren-Liebhaberei. Die zierliche Blattrosette erzielt einen Durchmesser von 3 bis 5 cm. Abhängig vom Lichteinfall, changieren die Fangblätter gelb-grün, rosa oder dunkelrot. Mit 1 cm sind die Blüten vergleichsweise groß und begeistern in weißen, roten oder orangefarbenen Nuancen.
- Wuchshöhe: 3 cm, zur Blütezeit bis 5 cm
- Blütezeit: November bis Januar
Pflege-Anleitung
Eine pauschale Pflege-Anleitung wird dem breit gefächerten Arten-Spektrum der kosmopolitischen Sonnentau-Gattung nicht gerecht. Dieser Leitfaden nimmt daher eine Differenzierung vor nach kälteempfindlichen und winterharten Drosera. Dabei richtet sich der Blick vornehmlich auf diejenigen Arten, deren Kultivierung auch für den Einsteiger mit Erfolg zu bewältigen ist.
Tropische und subtropische Arten in Zimmerkultur
Standort
Drosera-Arten aus dem Tropengürtel sind ausgeprägt lichthungrig und dennoch keine Sonnenanbeter. Die Standortwahl nimmt daher eine Schlüsselfunktion ein in der fachmännischen Pflege. Die folgenden Licht- und Temperaturverhältnisse fördern Wachstum und Vitalität von Sonnentau in Zimmerkultur:
- Sehr heller bis sonniger Standort mit einer Lichtintensität von 75 bis 90 Prozent
- Idealerweise mit sommerlicher Lichtfilterung durch eine dünne Gardine oder einen Laubbaum vor dem Fenster
- Zur Sommerzeit oder ganzjährig Temperaturen von mindestens 22 Grad Celsius, gerne bis über 30 Grad Celsius
Während der warmen Jahreszeit genießen Sonnentau-Pflanzen gerne das Sonnenlicht unter freiem Himmel. Ein Standort auf dem sonnigen Balkon ist Drosera-Arten daher herzlich willkommen, solange die Quecksilbersäule auch bei Nacht nicht unter 18 Grad Celsius sinkt. Wie alle Pflanzen, die hinter Glas überwintern, sollten Ihre Karnivoren zunächst für 8 bis 14 Tage am halbschattigen Standort akklimatisieren. Der unvermittelte Umzug ins direkte Sonnenlicht kann Verbrennungen auf den Blättern hervorrufen.
Substrat
Nährstoffarm, sauer, locker und eine gute Wasserspeicherung sind die wichtigsten Attribute für das perfekte Substrat. Handelsübliche Blumen- oder Moorbeeterde ist weit entfernt davon, die Qualitätsansprüche zu erfüllen. Für eine erfolgreiche Kultivierung von Sonnentau empfehlen wir daher spezielle Karnivorenerde aus dem Fachhandel.
Gießen
Die Wurzeln von Drosera reagieren empfindlich auf Kalk. Die Verwendung von spezieller Karnivorenerde reicht nicht aus, um der Aversion gegen Kalk gerecht zu werden. Verwenden Sie daher zum Gießen vornehmlich gesammeltes Regenwasser, damit sich über den Weg der Wasserversorgung nicht doch noch Kalk im Substrat ansammelt. So gießen Sie Sonnentau auf der Fensterbank richtig:
- Die Topferde konstant leicht feucht halten
- Vom Frühling bis zum Herbst regelmäßig und reichlich gießen
- Zwischen den Wassergaben die Substratoberfläche nicht antrocknen lassen
Sonnentau zählt zu den wenigen Zimmerpflanzen, die sich einen feuchten Fuß wünschen. Lassen Sie das Gießwasser daher solange auf die Erde laufen, bis sich der Untersetzer füllt. Erst wenn das angesammelte Wasser verdunstet oder verwertet ist, gießen Sie erneut.
Luftfeuchtigkeit
Eine hohe Luftfeuchtigkeit zählt zu den tragenden Säulen im fachgerechten Pflegeprogramm. Sprühen Sie Sonnentau alle 1 bis 2 Tage ein mit kalkfreiem Wasser. Ergänzend positionieren Sie bitte ganzjährig Luftbefeuchter in unmittelbarer Nähe der Zimmerpflanzen. Vorteilhaft für die lokale Luftfeuchte ist ein mit Kieselsteinen und Wasser gefüllter Untersetzer.
Füttern
Der besondere Reiz von Karnivoren besteht darin, dass sie ihre Nährstoffe nicht aus herkömmlichen Düngemitteln beziehen. Düngen zählt somit nicht zum Pflegeprogramm von Sonnentau. Vielmehr dienen die beweglichen Fangblätter dazu, mit ihren klebrigen, zuckrigen Tentakeln Insekten einzufangen. Hat sich ein Beutetier verfangen, neigen sich alle in unmittelbarer Umgebung befindlichen Tentakeln darüber, um den Haltegriff zu verstärken. Mithilfe von Verdauungsenzymen wird das Opfer zersetzt und die darin enthaltenen Nährstoffe assimiliert. Anschließend stellen sich die Fangblätter wieder auf, geben die kümmerlichen Reste frei und beginnen erneut mit der Jagd.
Beuteinsekten, wie Trauermücken, sind in der Regel in Wohnräumen in ausreichender Zahl vorhanden und decken den Bedarf von Karnivoren vollständig ab. Es besteht daher keine Notwendigkeit, Sonnentau gezielt zu füttern. Möchten Sie den faszinierenden Vorgang einmal live erleben, fangen Sie eine kleine Fliege oder Mücke ein, um das Insekt als Lebendfutter zu verabreichen.
Überwintern
Alle für die Zimmerkultur geeigneten Sonnentau-Pflanzen können Sie ganzjährig auf der hellen, warmen Fensterbank pflegen. Vorteilhaft für Vitalität und Haltbarkeit ist eine winterliche Ruhephase. Indem Sie tropische, subtropische und Zwergdrosera nach folgender Methode überwintern, mildern Sie die Beeinträchtigungen infolge des mitteleuropäischen Winterklimas ab:
- Von Oktober bis März an einen kühlen, hellen Standort verbringen
- Temperaturen von 8 bis 12 Grad Celsius für subtropische Arten
- Temperaturen von 15 bis 20 Grad Celsius für tropische Arten
- Lichtmangel ausgleichen mit einer Pflanzenlampe
- Sparsamer gießen, ohne das Substrat austrocknen zu lassen
Eine Luftfeuchtigkeit von mehr als 50 Prozent ist während des Winters von zentraler Bedeutung. Vor allem eine Überwinterung in beheizten Räumen sollte stets begleitet sein durch die empfohlenen Vorkehrungen für eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit.
Europäische Arten – Pflege im Beet und auf dem Balkon
Nur wenigen Wanderern ist es vergönnt, eine der drei heimischen Sonnentau-Arten in Feld und Wald zu bewundern. Die spektakulären Fallensteller sind vom Aussterben bedroht und stehen unter Naturschutz. Indem Sie im Fachhandel winterharte Drosera erwerben und in Ihrem Garten kultivieren, erhalten Sie sensationelle Blickfänger und leisten zugleich einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der floralen Raritäten. Wie diese Pflege-Anleitung aufzeigt, zeichnen sich die fleischfressenden Stauden aus durch bescheidene Ansprüche.
Standort
Ein vollsonniger bis sonniger Standort im Moorbeet bietet heimischen Sonnentau-Arten die perfekten Rahmenbedingungen. Für die Kultivierung auf dem Balkon eignet sich eine große Mörtelwanne, die zum Moorbeet umfunktioniert wird. Normale Gartenerde und kalkhaltiges Substrat sind tabu. Verwenden Sie reines Sphagnum oder einen Mix aus Torf und kalkfreiem Sand, um die winterharten Drosera darin zu pflanzen.
Gießen
Europäische Sonnentau-Pflanzen favorisieren ein dauerfeuchtes, saures Milieu. Gießen Sie die Karnivoren daher reichlich und regelmäßig mit Regenwasser. Die Moorbeet-Erde darf nicht an- oder gar austrocknen.
Düngen
Winterfeste Drosera für Gartenbeet und Balkon erhalten keinen Dünger. Ihre Nährstoffe beziehen die fleischfressenden Pflanzen aus den erbeuteten Insekten, an denen es im Freiland nicht mangelt.
Überwintern
Charakteristisch für winterharte Sonnentau-Pflanzen ist die Bildung einer Winterknospe, im Fachjargon als Hibernakel bezeichnet. Im Herbst und Winter ziehen sich die Karnivoren darin zurück und treiben ab April und Mai frisch aus. Klirrender Frost bereitet den robusten Stauden keine Probleme. Bei winterlicher Trockenheit drohen hingegen Ausfälle. Setzen Sie die Wasserversorgung während der Winterruhe bitte nahtlos fort, sofern Schnee und Regen ausbleiben.
Sonnentau-Arten vermehren
Für die Vermehrung von Drosera stehen drei Methoden zur Wahl, die mit einfachen Mitteln gelingen:
Blattstecklinge
Beste Zeit für die vegetative Vermehrung mit Blattstecklingen ist während der Wachstumsphase. Sonnentau-Arten, die keine Winterruhe einlegen, können Sie ganzjährig mithilfe dieser Methode vermehren. Die Vorgehensweise ist unkompliziert und punktet mit einer geringen Ausfallquote. So gehen Sie Schritt für Schritt vor:
- Mit einem scharfen, desinfizierten Messer ein 4 cm langes Blatt abschneiden
- Einen Topf oder eine Vermehrungsschale füllen mit Karnivorenerde
- Das Substrat besprühen mit zimmerwarmem, kalkfreien Wasser
- Blattstecklinge waagerecht auf das Substrat legen mit den Tentakeln nach oben
Drücken Sie die Stecklinge leicht an für einen guten Bodenschluss. Am halbschattigen, warmen Fensterplatz sprießen innerhalb weniger Wochen junge Sonnentau-Pflanzen.
Wurzelschnittlinge
Die langen Wurzelstränge zahlreicher Drosera-Arten sind hervorragend geeignet für die vegetative Vermehrung. Die Vorgehensweise ähnelt der Nachzucht durch Blattstecklinge. Wichtig zu beachten ist, dass Sie mindestens 2 Wurzeln an der Mutterpflanze stehen lassen, damit diese nicht abstirbt. Die Wurzelschnittlinge werden mit einer 1 bis 2 cm dünnen Substratschicht bedeckt, die Sie bitte regelmäßig mit Regenwasser besprühen.
Aussaat von Samen
Im Gegensatz zu einer vegetativen Vermehrung durch Blattstecklinge und Wurzelschnittlinge, ist das Resultat der generativen Aussaat von Samen nicht vorhersehbar. Der Vorteil dieser Methode ist die große Anzahl an Jungpflanzen, die Sie auf diesem Weg ziehen können. So gelingt es:
- Saatschale füllen mit Karnivorenerde und mit weichem Wasser besprühen
- Saatgut dünn ausstreuen
- Mit einem Brettchen leicht andrücken
- Sonnentau-Samen als Lichtkeimer nicht mit Substrat bedecken
Am halbschattigen, warmen Standort halten Sie die Erde bitte konstant leicht feucht. Indem Sie das Saatgefäß mit einer Glasplatte abdecken, erzeugen Sie ein feucht-warmes Mikroklima, das die Keimlaune der Samen hebt. Treiben die ersten Sonnentau-Keimlinge aus, hat die Abdeckung ihre Aufgabe erfüllt. Die Entwicklung von der Aussaat bis zur ausgewachsenen Sonnentau-Pflanze nimmt bis zu 12 Monate in Anspruch.