Vanille-Pflanze anbauen: 11 Tipps zur Pflege
Inhaltsverzeichnis
Wenn Sie sich die Kultivierung einer Vanille-Pflanze entschieden haben, steht Ihnen viel Arbeit bevor. Damit die Orchidee Früchte trägt, muss die Pflege genau an die Bedürfnisse der Pflanze abgestimmt werden.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie: Orchideen (Orchidaceae)
- Gattung: Vanille (Vanilla)
- Synonyme: Echte Vanille, Gewürzvanille, Vanille-Orchidee
- Herkunft: Mittelamerika, hauptsächlich Mexiko
- wird heutzutage in vielen Tropengebieten angebaut, vor allem in Madagaskar (Bourbon Vanille)
- Wuchsform: Kletterpflanze, immergrün, bildet lange Ranken und Luftwurzeln aus
- Rankenlänge: bis 1.500 cm
- Blüte: bis zu 8 cm lang, Orchideenblüte, gelbgrün, aromatisch duftend
- Blätter: 5 cm bis 25 cm, lang, kurz gestielt, grün
- bildet nutzbare Schoten aus
Standort
Essentiell für eine gesunde Vanille-Pflanze ist der Standort. Da es sich bei Vanilla planifolia um ein immergrünes Tropengewächs handelt, müssen Sie das Plätzchen ganz genau an die Bedürfnisse der Gewürzvanille anpassen. Die folgenden Eigenschaften muss der Standort haben:
- Lichtbedarf: hell
- direkte Sonne vermeiden
- Sommer-Temperatur: 25°C bis 28°C
- Winter-Temperatur: um die 20°C
- Luftfeuchtigkeit: 70 Prozent bis 80 Prozent
- Luftfeuchtigkeit mit Luftbefeuchter oder Sprühflasche optimieren
- vor kaltem Zug schützen
Da Vanillepflanzen in Mitteleuropa nicht ins Freiland gepflanzt werden können, müssen Sie auf ein beheiztes Gewächshaus setzen. Alternativ sind Wohnräume, Wintergärten und Bäder mit einem Fenster nach Osten oder Westen geeignet, die nicht zu dunkel sind und die genannten Eigenschaften in Bezug auf die Wärme und Luftfeuchtigkeit aufweisen. Leider bilden Vanilleblüten im geschlossenen Räumen keine Blüten aus. Ein Gewächshaus ist deshalb vorzuziehen, wenn Sie sich an der Kultivierung inklusive Ernte probieren wollen.
Substrat
Vanillepflanzen benötigen meist nur einen großen Topf über ihr gesamtes Leben, da ihre langen Ranken nach oben wachsen, während die Wurzelmenge recht gering bleibt. Das Substrat sollte wie folgt beschaffen sein:
- qualitativ hochwertige Orchideenerde verwenden
- alternativ Pinienrinde und Qualitätserde mischen
- luftdurchlässig
- bröckelige Struktur
- Pflanze in Substrat setzen
- Substrat nicht andrücken, nur leicht um Wurzeln anordnen
- Kübel mit Rankhilfe ausstatten
- Rankhilfe sollte nicht zu klein sein
Gießen
Feuchtigkeit ist nicht nur in Bezug auf den Standort wichtig. Das Substrat darf nicht austrocknen, da die Vanillepflanze sonst zu Grunde geht, was an verdorrten Blättern erkennbar ist. Staunässe ist ebenfalls zu vermeiden, da die Pflanze sonst von innen heraus verfault. Sobald Sie einen muffigen Geruch aus dem Substrat vernehmen und die Pflanze schwächelt, handelt es sich um Staunässe. Um die richtige Balance zu finden, müssen Sie beim Gießen der Vanille auf bestimmte Punkte achten:
- ausschließlich kalkarmes Wasser verwenden
- geeignet sind Regen-, Filter- oder abgestandenes Wasser
- Temperatur: lau- oder zimmerwarm
- nur das Substrat nach Notwendigkeit gießen
- Wasserbedarf mit der Fingerprobe checken
- ideal sind eine angetrocknete Oberfläche und ein feuchter Topfboden
Düngen
Ihre Vanillepflanze benötigt ausreichend Nährstoffe, um die langen Ranken und möglicherweise duftenden Blüten auszubilden. Die folgenden Punkte werden Ihnen dabei behilflich sein:
- Düngezeitraum: Mitte März bis Mitte September
- im 2-Wochen-Rhythmus
- Orchideendünger (flüssig) verwenden
- Dünger sollte keine Salze enthalten
- Dünger über Gießwasser verabreichen
- nur das Substrat wässern
Schneiden
Schnittmaßnahmen sind für Vanillepflanzen nicht erforderlich. Die Tropengewächse sind außerordentlich gesund und die Ranken können weder verkahlen, noch absterben, wenn die Pflege stimmt. Da die Ranken für die Blüte so lang wie möglich sein müssen, wirken sich Schnittmaßnahmen negativ auf die Knospenbildung aus. Ausschließlich wenn es sich um eine adulte Pflanze handelt, können Sie an einzelnen Ranken die Triebspitzen entfernen, um das Wachstum anzuregen. Ein gesundes Exemplar ist darauf jedoch nicht wirklich angewiesen.
Vermehren
Ein großer Vorteil an Vanillepflanzen sind die verschiedenen Methoden zur Vermehrung. Sobald Sie sich ein gesundes Exemplar gekauft haben, können Sie dieses verwenden, um aus diesem weitere Vanillepflanzen zu ziehen. Die Anzucht aus Samen ist in Deutschland meist nicht möglich, da kein Saatgut vorhanden ist und die Pflanzen erst einmal blühen müssen, was fünf bis zehn Jahre dauern kann. Aus diesem Grund hat sich die Vermehrung über Stecklinge etabliert, die für den Hobbygärtner problemlos umsetzbar ist. Geeignet sind die folgenden Stecklinge:
- Kopfstecklinge
- Wurzelstecklinge
Die Vermehrung ist besonders über den Frühling oder Sommer zu empfehlen, da die Temperatur leichter optimiert werden kann. Die Stecklinge sollten idealerweise eine Länge von 40 Zentimetern haben, damit sich schnell eine größere Pflanze aus diesem bilden kann. Mit der folgenden Anleitung wird Ihnen die Vermehrung gelingen:
- Laub am unteren Ende des Stecklings komplett entfernen
- ein Gefäß mit Anzuchterde vorbereiten
- Steckling mit kahler Seite ins Substrat stecken
- Steckling mit Rankhilfe fixieren
- Anzuchterde leicht anfeuchten
- dafür ist eine Sprühflasche geeignet
- Steckling inklusive Kübel mit transparenter Folie abdecken
- alternativ Folientunnel verwenden
- über die nächsten Wochen Substrat immer feucht halten
- hellen Standort wählen
- Temperatur: etwa 25°C
- direkte Sonne vermeiden
- warten, bis sich ein neuer Austrieb entwickelt hat
- danach umtopfen und wie gewohnt pflegen
Blüte anregen
Zu den schwierigsten und zeitaufwendigsten Aspekten der Vanillepflanze gehören die Blüten. Eine Vanille-Pflanze blüht erst nach einigen Jahren, wenn ihre Ranken eine Länge von acht bis zehn Metern erreicht haben. Durchschnittlich werden bei guter Pflege und einem idealen Standort dafür bis zu fünf Jahre benötigt. Schwieriger ist es, den richtigen Zeitpunkt für die eigentliche Blütenbildung abzupassen. Sobald die Ranken die nötige Länge erreicht haben, müssen sie frei hängen oder liegen und dürfen nicht mehr hochgebunden werden. Werden sie gebunden, bilden sie keine Blütenknospen aus. Mit etwas Glück können Sie sich nach einigen Jahren über Vanilleblüten freuen.
Befruchten
Falls Sie die Vanille-Pflanze ebenfalls verwenden wollen, um sich am leckeren Gewürz zu ergötzen, müssen Sie die Befruchtung auf eigene Faust übernehmen. Der Grund: Die notwendigen Bestäuber leben nicht in Mitteleuropa. Vanillepflanzen werden ausschließlich von Melipona-Bienen und Kolibris bestäubt. Unsere heimischen Bienen haben keine Verwendung für die Pollen. Glücklicherweise können sie diese Aufgabe während der Blütezeit selbst ausführen. Dies gelingt wie folgt:
- jede Vanilleblüte blüht nur einmal
- sie öffnet sich in den Morgenstunden
- nach dem Öffnen muss sie innerhalb von 12 Stunden bestäubt werden
- ansonsten verblüht sie, ohne Früchte zu tragen
- schneiden Sie die Blüte vorsichtig von oben nach unten auf
- dafür ein angespitztes Hölzchen verwenden (bspw. Zahnstocher, Eisstäbchen)
- die Blüte leicht öffnen
- die Pollen an der Blütenöffnung mit dem Stäbchen aufnehmen
- in den Blütenkelch führen
- die Blüte vorsichtig schließen und Stäbchen herausziehen
- vorsichtig die Pollen einreiben
Da Vanilleblüten nicht zur gleichen Zeit blühen, müssen Sie diese immer wieder kontrollieren und bestäuben, wenn Sie später viele Vanilleschoten wie möglich ernten wollen. Da die Vanillepflanze in unseren Breitengraden keine reguläre Blütezeit hat, müssen Sie zwischen sechs und zehn Monaten warten, bis sich aus der Blüte eine Schote entwickelt hat.
Ernten
Geerntet werden die Schoten, wenn die grüne Farbe einen gelblichen Ton annimmt. Um die Schoten als Gewürz verwenden zu können, müssen Sie sie vorher fermentieren und trocknen:
- Schoten schnell in heißem Wasser abwaschen
- geschützt, warm und feucht in pralle Sonne legen
- alternativ in ein dauerhaft feuchtes Tuch wickeln
- warten, bis Schoten geschrumpft sind und sich braunrot verfärbt haben
- Schoten sollten zudem leicht ölig sein
- Schoten auspacken
- zum Trocknen regelmäßig zwischen Sonne und Schatten wechseln
- Sie bestimmen die Dauer der Intervalle selbst
- nachdem Sie sich schwarz gefärbt haben, sind sie nutzbar
Überwintern
Vanilla planifolia wird nicht auf spezielle Weise überwintert. Sie wird etwas weniger gewässert, damit der Wurzelballen nicht austrocknet. Alle Nährstoffzugaben werden komplett eingestellt. Wichtig über den Winter ist ein dauerhaft beheizter Standort, der die 20°C-Marke nicht unterschreitet und nicht austrocknet. Die bereits genannte Luftfeuchtigkeit ist über diesen Zeitraum besonders wichtig.