Huhn kippt zur Seite: Gleichgewichtsstörung?
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Immer beliebter wird die private Hühnerhaltung im eigenen Garten. Dafür muss lediglich genügend Auslauf und ein winterfester Stall vorhanden sein. Doch leider sind Hühner nicht die robustesten Lebewesen. Kippt ein Huhn beispielsweise wiederholt zur Seite, kann eine Gleichgewichtsstörung, aber auch Schlimmeres, dahinterstecken.
Schädigungen am Nervensystem
Bei höheren Lebewesen wie Menschen und Wirbeltieren, zu denen auch Hühner gehören, ist das Zentrale Nervensystem (ZNS) für die Koordination der unterschiedlichsten Aufgaben verantwortlich. Dazu zählen unter anderem die Verwertung etlicher Reize und ebenso die Koordination der einzelnen Bewegungen. Das Nervensystem befindet sich im Rückenmark und im Gehirn. Schädigungen an diesem Gewebe können sich bei Hühnern, unabhängig von Geschlecht oder Rasse, mit folgenden Symptomen zeigen:
- Gleichgewichts-und Koordinationsstörungen
- Huhn kippt zur Seite um
- verdrehen des Kopfes um 180 Grad oder
- Drehungen um die eigene Achse
Ursachen für die Schädigung des Nervensystems können vielfältiger Natur sein:
- Schädel-Hirn-Trauma oder Hirntumor
- Infizierung des Gehirns mit Bakterien, Parasiten oder Viren
- Vergiftungen, beispielsweise durch Aufnahme von Insektiziden
- Organerkrankungen wie Nierenschädigungen
- Gehirnblutungen oder Gehirnerschütterungen nach Unfällen
- Durchblutungssstörungen
- Vitamin – und Mineralstoffmangel, hauptsächlich Vitamin B-Komplex, E und Calcium
Gleichgewichtsstörung durch Vitaminmangel
Eine Gleichgewichtsstörung beim Huhn ist häufig auf eine Stoffwechsel- oder Nährstoffmangelerkrankung zurückzuführen. Gründe dafür sind eine falsche Fütterung und zu wenig Bewegung. Bei artgerechter Haltung und ausgewogener Fütterung treten solche Probleme kaum auf. Teilweise kann ein Huhn jedoch Vitamine im Körper gar nicht oder nur unzureichend bilden. Daher ist eine Zufuhr über das Futter notwendig. Erfolgt eine einseitige Fütterung mit beispielsweise nur Weizen und Haushaltsabfällen können Mangelerscheinungen allerdings häufiger auftreten. Diese haben eine Auswirkung auf die Gesundheit des Federviehs und können zu Gleichgewichtsstörungen führen. Mitunter kippt das Huhn auch einfach zur Seite um.
Vitamin B wichtig
Besonders der Vitamin B-Komplex ist bei der Fütterung von Hühnern von Bedeutung. Dabei handelt es sich um verschiedene, wasserlösliche Gemische, die besonders für den Stoffwechsel, also der Umwandlung der Kohlenhydrate, Proteine und Fette in Energie, notwendig sind. Daneben ist der Vitamin-Komplex für die Funktion des Gehirns verantwortlich. Bei einer Mangelversorgung kann schnell eine Hypovitaminose (Vitaminmangel) auftreten. Es kommt dann nicht nur zur Hemmung des Wachstums, auftretender Schwäche und Gewichtsverlust, sondern auch zu
- nervösen Störungen
- unkontrollierten Bewegungen
- Schräghaltung des Kopfes
- Übererregbarkeit und schweren Krämpfen
- Lähmungserscheinungen
- schweren Bewegungs- und Gleichgewichtsstörungen
Nervöse Störungen behandeln
Treten beim Huhn nervöse Störungen auf, sollten diese Tiere in einem abgedunkelten Raum untergebracht und alle Reize, die auf das Nervensystem wirken können, vermieden werden. Ein auf die Seite gekipptes Huhn wiederum wird wieder in eine aufrechte Sitzposition gebracht. Sind die nervösen Störungen und Gleichgewichtsprobleme auf einen Mangelzustand hinsichtlich der Fütterung zurückzuführen, dann kann die Gabe von Vitamin B übers Futter oder durch Injektionen durch den Tierarzt Abhilfe schaffen. In der Regel erholen sich die Tiere verhältnismäßig schnell. Ein besonders hoher Bedarf an Vitamin B besteht während der Trächtigkeit, der Brutzeit und auch bei vorhandenen Erkrankungen. Im Handel gibt es außerdem spezielle Ergänzungsfuttermittel mit Vitamin B-Komplex. Auch Bierhefe kann bei einem Mangel gezielt eingesetzt werden.
Krankheiten als Ursache
Für Gleichgewichtsstörungen muss nicht immer ein Vitaminmangel vorliegen, auch verschiedene Krankheiten können ein Grund dafür sein, dass ein Huhn nicht mehr laufen kann oder zur Seite kippt. Wir stellen die häufigsten Erkrankungen vor und geben Tipps, wie Sie richtig reagieren können.
Bakterien und Parasiten
Ein Parasitenbefall und innere Entzündungen können beim Huhn ebenfalls zu Lahmheit und Umkippen führen. Hauptsächlich Milben und Würmer können dem Federvieh zu schaffen machen. Daneben bereiten Eierstockentzündungen dem Tier beim Laufen Schmerzen, die zu Lähmungen der Gliedmaßen führen. Bei ersten Anzeichen sollte ein Tierarzt konsultiert werden. Weitere Symptome sind:
- keine Futteraufnahme
- schütteln
- Ausrupfen der Federn
- Abgeschlagenheit, erschöpfter Zustand
Epilepsie
In der Regel treten diese Anfälle kurzzeitig auf und dauern nur einige Minuten an. Mitunter kann Epilepsie genetisch veranlagt sein. Eine Linderung kann durch die Gabe von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen erfolgen. Symptome sind:
- Verdrehen des Kopfes
- Krämpfe an Flügeln, Hals und Beinen
- Huhn kippt um
- zittern
- rudern mit den Beinen in Seitenlage
Mareksche Krankheit
Quelle: Lucyin, Maladeye Marek pate sitindowe divant, Bearbeitet von Hausgarten, CC BY-SA 3.0
Hervorgerufen wird diese Krankheit durch einen Virus. In der Regel werden Küken und Hühner bis zu einem Alter von fünf Monaten befallen. Eine Behandlung ist nicht möglich. Erkrankte Tiere müssen daher getötet und noch gesunde Hühner umgehend geimpft werden. Anschließend ist eine sorgfältige Desinfektion des Stalles uns Auslaufes notwendig. Erste Anzeichen sind:
- Lähmung der Gliedmaßen und Umfallen der Tiere
- humpeln
- Erblindung
- Hautveränderungen
- an den Beinen auftretende Geschwülste
- unkontrollierte Bewegungen
Botulismus
Botulismus ist eine Vergiftungskrankheit, die in den meisten Fällen mit dem Tod endet. Dabei wird das Gift Botulinum-Neurotoxin durch falsch gelagerte oder durch Tierkadaver kontaminierte Futtermittel aufgenommen. Die Inkubationszeit beträgt einige Stunden bis zu drei Tagen. Die Genesung hängt von der Konstitution des Tieres ab. Zusätzliche Gaben von Vitamin A, E und D3 können hilfreich sein. Auftretende Symptome sind beispielsweise:
- Koordinationsstörungen der Flügel und Beine
- plötzliches Umfallen
- keine Futteraufnahme
- Lähmung der Halsmuskulatur, der Zunge und des Schlundkopfes
- Federausfall
- Durchfall
- letztendlich Atemlähmung
Häufig gestellte Fragen
Ein Huhn braucht am Tag mindestens 120 g Futter. Weiterhin sind 250 ml frisches Wasser notwendig. Wichtig ist auch, dass die Hühner den ganzen Tag über einen Zugang zum Wasser und Futter haben, da sie im Körper keine Nährstoffe über einen längeren Zeitraum speichern können.
Eine artgerechte und ausgewogene Hühnerfütterung ist Grundlage für die Gesundheit und auch Legeleistung eines Huhnes. Es sollte aus Körnern wie Weizen, Hafer, Mais, Roggen, Gerste bestehen. Daneben sollte auch Weichfutter wie gekochter Reis, Kartoffelschalen, gekochte Nudeln und Kartoffeln nicht fehlen. Grünfutter wie Klee, Wiesenschnitt, Gras, Brennnesseln, Luzerne, Kräuter und Salat runden die Mahlzeit ab. Zusätzlich sollte ein Vitaminergänzungsfutter gegeben werden.