Bauerngarten – was ist das? Was in einen Bauerngarten gehört
Inhaltsverzeichnis
- Geschichtliche Entwicklung bringt Licht ins Dunkel
- Germanen machten den ersten Schritt
- Römer bringen Farbe in den Bauerngarten
- Klöstergärten überzeugen mit ausgereiftem Konzept
- Historischer Grundriss gilt nach wie vor
- Das gehört in den authentischen Bauerngarten
- Fantasievolle Einfriedungen
- Beeteinfassungen im Einklang mit der Natur
- Durchdachtes Wegesystem
- Naturverbundener Naschgarten mit dekorativer Note
- Starkzehrer-Beet
- Mittelzehrer-Beet
- Schwachzehrer-Beet
- Kräuter und Standort-treue Pflanzen
- Deko-Elemente mit Mehrwert
- Fazit
Den Begriff Bauerngarten umgibt der Nimbus von Romantik und Naturverbundenheit. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff? Auf der Suche nach einer Antwort wird Ihnen eine fest umrissene, eindeutige Definition verwehrt. Greifbarer wird der nostalgisch befrachtete Gartenstil, wenn wir einen Blick werfen auf seine historische Entwicklung. In der Tat vollzog sich im Bauerngarten auf dem Weg vom Mittelalter in die Moderne ein Wandel, sodass er dem Zeitgeist heute besser entspricht als so manches avantgardistische Garten-Konzept. Lesen Sie hier, was so alles in einen authentischen Bauerngarten hinein gehört.
Geschichtliche Entwicklung bringt Licht ins Dunkel
Die überwiegende Mehrheit an Gartenkonzepten basiert auf einer eindeutigen Definition. Paradebeispiel sind die Japanischen Gärten, die nach präzisen Vorgaben gestaltet werden. Das gilt nicht für den Bauerngarten. Hier treffen Sie auf eine gewachsene Gartenform, die sich aus einer langen, geschichtlichen Entwicklung herauskristallisierte. Je besser Sie mit dieser Historie vertraut sind, desto stilsicherer legen Sie Ihren individuellen und authentischen Bauerngarten an.
Germanen machten den ersten Schritt
Seinen Ursprung nahm der Garten bereits unter den Germanen. Hier wurde ein Stück Nutzland umfriedet, um darauf Gartenpflanzen zu kultivieren, die als Nahrungsmittel, Heilkräuter und zur Vertreibung böser Geister verwendet wurden. Dreh- und Angelpunkt war der Holunderbusch, dem unsere Vorfahren magische Kräfte nachsagten. Ferner wurden Erbsen, Bohnen, Rüben und Getreide angebaut sowie mindestens ein Apfelbaum. Da in jener Zeit die Felder, Wiesen und Wälder Besitz der Allgemeinheit waren, nahm die Einzäunung des Ur-Gartens einen hohen Stellenwert ein. Der geflochtene Zaun sollte nicht nur Wild von den Pflanzen fernhalten. Zugleich signalisierte die Bauernfamilie, dass dieses abgesteckte, umzäunte Stück Land ihr privates Eigentum war.
Römer bringen Farbe in den Bauerngarten
Den Römern waren die schmucklosen, tristen Bauerngärten der Germanen ein Dorn im Auge. Als sie nach der Zeitenwende die Herrschaft übernahmen, brachten sie nicht nur mediterrane Kräuterpflanzen und Obstsorten mit, wie Dill, Senf, Anis, Pflaumen, Pfirsiche, Mandeln und Weinreben. Zugleich plädierten die Eroberer für die Einbeziehung dekorativer Elemente in die Gartengestaltung, wie Lilien, Rosen und andere Blumen, die sich neben Gurken, Sellerie und Kürbis farbenprächtig in Szene setzen sollten. Die praktisch veranlagten Germanen folgten diesen Vorgaben indes nur sehr zögerlich.
Klöstergärten überzeugen mit ausgereiftem Konzept
Die Völkerwanderung vom 2. bis 6. Jahrhundert nach Christus setzte diesen ersten Ansätzen bis ins Mittelalter hinein ein Ende. Erst zu Zeiten Karls des Großen nahm die deutsche Gartenkultur mit der Landgüterverordnung Capitulare de villis vel curtis imperii wieder Fahrt auf. Die zeitgleich entstehenden, prachtvollen Klostergärten mit ihrem durchdachten und effektiven Konzept weckten das Interesse der Bauern. Insbesondere der St. Galler Klosterplan (826 – 830) diente ihnen als praxisnahe Vorlage, um eigene Gärten anzulegen, die ebenso reichliche Ernte lieferten auf eng begrenzter Fläche. Die vier tragenden Säulen des mittelalterlichen Bauerngartens haben bis heute Bestand:
- Der Garten des großen Kreuzgangs
- Der Obstgarten
- Der Kräutergarten
- Der Gemüsegarten
Da die Bauern gezwungen waren, äußerst sparsam mit ihrem fruchtbaren Land umzugehen, wurden diese vier Klöstergärten kurzerhand zu einem einzigen Garten vereint. Elemente, wie Wegekreuz, Zentrum, Obstgehölze, Gemüse- und Kräuterpflanzen sowie Blumen definieren bis heute das Grundkonzept eines authentischen Bauerngartens. Ebenfalls erhalten geblieben sind die Einfriedung der gesamten Fläche sowie Beeteinfassungen, mit denen die mittelalterlichen Bauern den Teufel und böse Geister fernhalten wollten.
Historischer Grundriss gilt nach wie vor
Im modernen Bauerngarten rückt die Selbstversorgung als zentrale Funktion in den Hintergrund. Heute dominiert der Wunsch nach einem dekorativen Erscheinungsbild in Verbindung mit unbeschwertem Naschvergnügen, auf der Basis einer ökologisch orientierten Bewirtschaftung. Erhalten geblieben für die Umsetzung ist der ursprüngliche Grundriss, der in den mittelalterlichen Klöstergärten seinen Anfang nahm. Die Funktionsweise ist denkbar einfach:
- Schwerpunkt bilden 4 quadratische Beete
- 3 Beete für Gemüse und 1 Beet für Kräuter- und Heilpflanzen
- Angeordnet sind die Beete um ein großes Wegekreuz
- Ein Rondell, Brunnen oder Obstbaum dient als Zentrum
- Ein umlaufender Weg und die Einfriedung markieren die Grenze nach außen
Zwischen dem umlaufenden Weg und der Umzäunung wird ein Abstand eingehalten von 60 cm bis 100 cm. Darauf finden Beerensträucher, Rhabarber, der Kompost und Sitzgelegenheiten ausreichend Platz. Blumen werden allerorten integriert im Bauerngarten. Sie sind ebenso anzutreffen zwischen Gemüse und Kräuterpflanzen, wie im Zentrum oder im Zwischenraum von Weg und Einfriedung.
Das gehört in den authentischen Bauerngarten
Da es zu keiner Zeit einen vorschriftsmäßigen Bauerngarten-Typ gab, eröffnen sich Ihnen flexible Optionen einer individuellen Gestaltung. Liegt es in Ihrem Bestreben, die alten Traditionen weitgehend zu bewahren, sind – neben dem Grundriss – die folgenden Komponenten maßgeblich für ein originäres Erscheinungsbild.
Fantasievolle Einfriedungen
Wie Sie die Umzäunung konkret aufbauen, unterliegt verschiedenen Kriterien, wie Stilgefühl, handwerklichem Geschick, Zeitkapazität und natürlich dem finanziellen Budget. Als populär haben sich die folgenden Varianten erwiesen:
- Ein unbehandelter Staketenzaun
- Ein originärer Weide-Flechtzaun
- Ein naturbelassener Lattenzaun
- Eine Natursteinmauer
- Eine blühende oder immergrüne Hecke
Entscheiden Sie sich für einen Holzzaun, verleihen blühende Zaungucker ihm eine romantische Note. Im Fokus stehen kletternde und rankende Pflanzen, wie Stockrosen (Alcea), Hoher Rittersporn (Delphinium elatum) oder Waldreben (Clematis).
Beeteinfassungen im Einklang mit der Natur
Da im originalen Bauerngarten die Mischkultur regiert mit dem dazugehörigen, natürlichen Chaos, sorgen Beetumrandungen für Ordnung und unterstreichen die symmetrische Anordnung. Fernerhin hindert die lokale Einfassung Pflanzen verschiedener Beete an einem Eroberungszug durch den Garten. Traditionell übernimmt Buxus diese Aufgabe. Seit der Buchsbaumzünsler diese Gehölze an den Rand des Ruins treibt, rücken folgende Pflanzenarten in den Fokus:
- Grasnelke
- Lavendel (Lavandula officinalis)
- Blaukissen (Aubrieta)
- Purpur-Schnittlauch (Allium schoenoprasum ‚Forescate‘)
- Steinkraut (Alyssum)
- Tagetes (Tagetes)
Diese kurze Auflistung nennt nur einige wenige der zahlreichen Pflanzenarten, die sich zur Beeteinfassung im Bauerngarten eignen. Wichtig zu beachten ist, dass es sich um kleine Gewächse handelt, die bis maximal 50 cm in die Höhe wachsen oder entsprechend schnittverträglich sind. Alternativ begrenzen Sie die Beete mit einem kleinen Flechtzaun, hochkant in den Boden gesteckten Holzpfählen oder einer niedrigen Trockenmauer.
Durchdachtes Wegesystem
Das Wegekreuz gibt die Anordnung der Pfade vor. Es liegt auf der Hand, dass als Belag Beton oder Asphalt tabu sind. Stattdessen kommen Materialien zur Anwendung, die Regen durchlassen und mit der Schubkarre problemlos zu befahren sind. Rindenmulch ist für diesen Zweck ausgezeichnet geeignet. Dekorativer wirkt Pinienrinde, was indes mit einem höheren Preis zu Buche schlägt. Zierkies ist ebenfalls häufig anzutreffen im Bauerngarten. Natürlich schön wirkt Rasen als Wegbelag unterbrochen mit einzelnen Natursteinplatten.
Damit Sie ungehindert die anfallenden Pflegearbeiten durchführen können, sollten die Wege im Bauerngarten eine Breite von 60 bis 100 cm aufweisen. Ist jedes Beet von allen Seiten mit der Schubkarre gut zu erreichen, haben Sie alles richtig gemacht.
Naturverbundener Naschgarten mit dekorativer Note
Die Einteilung des Bauerngartens in 4 Beete basiert auf der Überlegung einer Pflanzung nach Starkzehrern, Mittelzehrern und Schwachzehrern sowie einem Beet für Kräuter- und Heilpflanzen. Komplettiert wird das Arrangement durch Beerensträucher, die zwischen Umzäunung und umlaufendem Arbeitsweg angesiedelt werden. An dieser Stelle mündet die ursprüngliche Bepflanzung für die lebenswichtige Selbstversorgung des Mittelalters in ein modernes Bauerngarten-Konzept als dekorativer Naschgarten in Mischkultur. Zu Ihrer Inspiration haben wir im Folgenden je Beet empfehlenswerte Zier- und Nutzpflanzen zusammengestellt, die mit der Idee des Bauerngartens konform gehen:
Starkzehrer-Beet
Das erste Beet ist vorgesehen für stark zehrende Gemüse- und Zierpflanzen, die eine lange Zeit für das Wachstum in Anspruch nehmen. Die folgende Auswahl gibt einen repräsentativen Einblick, was im Bauerngarten an dieser Stelle wachsen und gedeihen sollte:
- Kürbis (Cucurbita ssp.)
- Kohlrabi (Brassica oleracea var. gongylodes)
- Kartoffeln (Solanum tuberosum)
- Melonen (Cucumis melo
- Tomaten (Solanum lycopersicum)
- Broccoli (Brassica oleracea
- Gurken (Cucumis sativus)
Für Abwechslung im Erscheinungsbild sorgen Chrysanthemen (Chrysanthemum), Geranien (Geranium), Sonnenblumen (Helianthus), Rittersporn (Consolida ajacis) oder der prachtvolle Sonnenhut (Echinacea purpurea).
Mittelzehrer-Beet
Dieses Beet bietet den Mittelzehrern unter Ihren favorisierten Gartenpflanzen Platz. Geeignete Kandidaten für den Gaumen- und Augenschmaus sind:
- Chicorée (Cichorium intybus)
- Endivie (Cichorium endivia)
- Möhren (Daucus carota subsp. sativus)
- Lauch (Allium ampeloprasum subsp. ampeloprasum)
- Salat (Lactuca sativa)
- Spinat (Spinacia oleracea)
Für fröhlich-bunte Farbenpracht setzen Sie zwischen die Nutzpflanzen Purpurglöckchen (Heuchera), Bergenien (Bergenia cordifolia), Prachtspiere (Stipa barbata) oder Blauen Eisenhut (Aconitum napellus).
Schwachzehrer-Beet
Die Auswahl an schwach zehrenden Nutz- und Zierpflanzen ist deutlich beschränkter, als bei den Stark- und Schwachzehrern. Die folgenden Pflanzenarten kommen in Betracht:
- Buschbohne (Phaseolus vulgaris ssp.vulgaris var. nanus)
- Feldsalat (Valerianella ssp.)
- Erbsen (Pisum sativum)
- Radieschen (Raphanus sativus var. sativus)
- Portulak (Portulaca oleracea)
Damit es in diesem Beet ebenfalls bunt zugeht, siedeln Sie Gänsekresse (Arabis caucasica) dazwischen an, ergänzt mit Astern (Aster), Grasnelken (Armeria maritima) oder Porzellanblümchen (Saxifraga umbrosa).
Kräuter und Standort-treue Pflanzen
Das vierte Beet bietet die Möglichkeit, hier ebenso Kräuter als auch Standort-treue Pflanzen zu setzen. Die folgenden Arten stehen an dieser Stelle im Zentrum des Interesses:
- Petersilie (Petroselinum crispum)
- Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
- Basilikum (Ocimum basilicum)
- Erdbeeren (Fragaria ssp.)
- Spargel (Asparagus)
- Rhabarber (Rheum hybridum)
In diesem Beet besteht zudem die Option, Beerensträucher zu pflanzen. Für diese Alternative entscheiden sich Hausgärtner gerne, wenn sich Obstgehölze und Zaungucker im Außenbereich des Bauerngartens ins Gehege kommen. Da einige der Beerensträucher zugleich prachtvoll blühen, ist diese Option eine Überlegung wert. In die engere Wahl kommen Johannisbeeren (Ribes), Himbeeren (Rubus idaeus), Stachelbeeren (Ribes uva-crispa) und Brombeeren (Rubus sectio Rubus).
Deko-Elemente mit Mehrwert
Die Liebe zur Natur wird groß geschrieben im modernen Bauerngarten. Werden Deko-Elemente in den Gestaltungsplan integriert, dienen sie nicht nur der Zierde, sondern erfüllen zugleich einen umweltfreundlichen Zweck. Zaunpfähle werden beispielsweise geschmückt mit umgedrehten Keramiktöpfen. Diese sind mit Holzwolle gefüllt, um Käfern und anderen nützlichen Insekten einen Rückzugsort zu bieten. In eine ähnliche Richtung zielen morsche Baumstämme oder Laubhaufen.
Um das Zentrum im Bauerngarten zu einem naturverbundenen Blickfang formen, wird das Rondell mit blühenden Schmetterlings- und Bienenweiden bepflanzt. Wer sich für ein Rosenrondell entscheidet, verwendet als Unterpflanzung Nektar-reiche Blumen, wie Kapuzinerkresse. Eine ebenso kreative wie sinnvolle Idee für das Herzstück im Bauerngarten ist die Kräuterspirale. Das schafft Platz im vierten Beet, ohne auf die aromatischen Küchen- und Heilpflanzen zu verzichten.
Fazit
Auf die Frage, was ein Bauerngarten eigentlich ist, gibt es keine Antwort auf die Schnelle. Um diesen beliebten Gartenstil vollumfänglich zu begreifen und authentisch zu realisieren, bringt der Blick auf seine Historie Klarheit. Hervorgegangen aus den Klostergärten des Mittelalters durchlief das Konzept auf dem Weg in die Moderne zahlreiche Modifikationen. Erhalten geblieben sind der Grundriss mit vier Beeten und einem Kreuzgang sowie einer naturbelassenen Einfriedung. Auf der Basis einer Mischkultur zielt der Pflanzplan heute nicht mehr ab auf die Selbstversorgung, sondern strebt eine dekorative Kombination aus Naschgarten und Blumenrabatten an.