Bonsai aus Samen ziehen | 6 Tipps für die Anzucht
Inhaltsverzeichnis
Die meisten Bonsai-Liebhaber kaufen die Objekte ihrer Begierde als fertige Bäumchen. Eventuell besorgen sie sich auch Jungpflanzen, um den Wachstumsprozess beobachten zu können. Die Wenigsten aber ziehen die Pflanzen aus Samenkörnern heran. Dabei macht es durchaus Sinn den Baum vom Keimen über das Einpflanzen bis hin zur vollen Ausprägung zu begleiten. Die Anzucht selbst ist einfach, erfordert aber viel Geduld.
Hintergrund
Bonsaibäume sind kleine Kunstwerke, die so in der freien Natur nicht zu finden sind. Sie werden vielmehr vom Menschen gemacht bzw. erzogen. In den meisten Fällen geschieht das unter Einwirkung von Gewalt. Zweige werden verdrahtet, festgebunden oder auch mal abgeschnitten. Viel einfacher und sanfter ist es dagegen, die Bäumchen gleich selbst zu züchten. Gemeint ist damit die Anzucht aus Samenkörnern. Auf diese Weise lässt sich nämlich schon in einem sehr frühen Stadium Einfluss auf die spätere Form nehmen. Das Problem dabei: Es dauert sehr lange, bis man bei einem Bäumchen angelangt ist. Rund drei Jahre vergehen im Schnitt, bis die Baumpflanze eine nennenswerte Größe erreicht hat. Geduld ist beim Züchten aus Samen also unabdingbar.
Samen
Bonsaibäumchen sind keine eigene Gattung oder Art. Wie bereits erwähnt kennt die Natur die charakteristische, kleinwüchsige Form nicht. Folglich gibt es auch keinen expliziten Bonsaisamen, den man im Fachhandel erwerben könnte. Stattdessen muss man sich Baumsamen besorgen, den man am besten direkt draußen in der Natur sammelt. Geeignet sind dafür Kastanien, Eicheln oder auch Tannenzapfen. Im Prinzip kann man auf nahezu jede Baumart zurückgreifen. Kastanien, Eicheln oder Tannenzapfen sind allerdings im Gegensatz zu vielen anderen Baumarten deutlich leichter zu erkennen und damit auch zu finden. Spezialisierte Fachgeschäfte bieten mittlerweile übrigens diverse Samentütchen zum Kauf an, aus denen dann die jeweilige Baumart herangezogen werden kann. Je nach Art muss das Samenmaterial noch speziell vorbereitet werden, damit die Keimung gelingt.
Zubehör
Für das Züchten von Bonsai braucht es natürlich nicht nur Samen, sondern auch diverses Zubehör, ohne das der Vorgang erst gar nicht möglich wäre. Dazu gehören unbedingt:
- Anzuchtschale
- Anzuchterde bzw. Standard-Bonsaierde
- Drainagematerial
- transparente Kunststofffolie
- alternativ: kleines Zimmergewächshaus
Hilfreich kann eventuell auch noch der Einsatz einer Pflanzenlampe sein. In der Regel ist diese aber nicht notwendig, wenn ein durchgehend heller Standort für die Pflanzschale zur Verfügung steht.
Tipps zur Anzucht
Es ist ein wirklich sehr langer Weg bis hin zum fertigen Bonsaibaum. Und natürlich macht es keine Freude, wenn man schon beim Anziehen der Pflanzen scheitert. Allerdings ist es auch keine Raketenwissenschaft, Baumsamen zum Keimen zu bringen. Hier sind ein paar wichtige Tipps dazu:
Der richtige Zeitpunkt
Baumsamen sollten ganz grundsätzlich im Herbst gesät werden. Auf diese Weise folgt man dem natürlichen Gang der Natur. In der Regel wird das Samenmaterial im zeitigen Frühjahr zu keimen beginnen. Der Sämling, der daraus entsteht, hat dann einen ganzen Sommer lang Zeit, um zu wachsen und kräftiger zu werden. Damit sind die besten Voraussetzungen für ein gesundes Bäumchen geschaffen.
Drainageschicht einbauen
Der Baumsamen wird in einer Pflanzschale ausgesät. Als Pflanzsubstrat eignet sich Bonsaierde aus dem Fachhandel perfekt. Unter dem Substrat sollte allerdings unbedingt eine Drainageschicht eingebaut werden, damit das Gießwasser leicht abfließen kann. Feuchtigkeit ist für den Keimerfolg zwar von großer Bedeutung, Nässe wirkt hingegen eher kontraproduktiv. Als Drainagematerial eignen sich:
- alle grobkörnigen Substrate
- Lavastein
- Tonscherben
- Kies
- Steine in unterschiedlichen Größen
Die Drainageschicht sollte eine gleichmäßige Stärke von mindestens zwei Zentimetern haben und die gesamte Anzuchtschale in der Fläche bedecken. Wichtig ist in diesem Zusammenhang natürlich auch, dass die Schale im Boden über Ablauföffnungen verfügt.
Samenmaterial verteilen und dabei Abstände lassen
Das Samenmaterial wird locker über das gesamte Pflanzsubstrat verteilt. Es ist nicht notwendig, die einzelnen Körner in das Erdreich zu drücken. Allerdings sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass zwischen den einzelnen Körnern ein gewisser Abstand eingehalten wird, damit sich die Sämlinge später nicht in die Quere kommen. Ein bis zwei Zentimeter reichen dabei vollkommen aus. Im Anschluss werden die Samenkörner übrigens noch mit einer etwa ein Zentimeter dicken Schicht aus Standard-Bonsaierde bedeckt.
Deckerde vorsichtig andrücken
Die Deckschicht über den Samenkörnern sollte möglichst gleichmäßig verteilt werden. Wichtig ist, dass sie vorsichtig an- bzw. festgedrückt wird. Dabei sollte man aber eher sanft vorgehen. Das Erdreich sollte fest, aber nicht hart sein
Pflanzsubstrat stets leicht feucht halten
Ist die Dickschicht angedrückt wird umgehend gut angegossen. Für den weiteren Verlauf der Anzuchtphase gilt: Das Substrat immer leicht feucht halten.
Hellen, warmen Standort wählen
Wärme und Licht sind die wichtigsten Faktoren dafür, dass ein Samenkorn keimen kann. Folglich ist ein möglichst heller Standort für die Pflanzschale Pflicht. Darüber hinaus sollte an dem Standort auch eine gleichbleibende Temperatur herrschen. Eine Temperatur von um die 20 Grad Celsius reicht in der Regel vollkommen aus. Wer auf Nummer sicher gehen will bedeckt die komplette Schale mit einer transparenten Kunststofffolie und schafft dadurch eine Treibhausatmosphäre. Die Folie muss allerdings ein paar Löcher enthalten. Alternativ bietet sich auch die Verwendung eines Zimmergewächshauses an.
Einpflanzen
Wenn die Sämlinge bzw. Jungpflanzen einige Zentimeter groß sind, kann man sich daran machen, sie in einen größeren Behälter umzupflanzen. Dabei muss man unbedingt sehr vorsichtig vorgehen.
Schon beim Ausgraben des Sämlings sollte darauf geachtet werden, dass weder die Wurzeln noch der Rest der Pflanze beschädigt werden. Am besten entfernt man die Erde im Wurzelbereich zunächst vorsichtig und sehr behutsam mit einem kleinen Löffel oder einem Holzspatel. Im neuen Gefäß wird dann zunächst eine kleine Mulde im Substrat geschaffen, in die dann die Wurzeln eingelassen werden. Der Bereich um den Stamm wird dann vorsichtig festgedrückt und sofort gut angegossen.
Wurzelbehandlung
Schon in diesem sehr frühen Stadium kann man auf den späteren Wuchs des Bäumchens einwirken. Dazu müssen die Wurzeln beschnitten werden. Nach der Entnahme aus der Anzuchtschale wird dabei das feine Wurzelwerk vorsichtig vom Erdreich entfernt. Bereits vertrocknete oder sehr nasse Wurzelteile werden dann mit einer desinfizierten Schere einfach abgeschnitten.