Rotkehlchen – Steckbrief und Tipps für den Nistkasten
Inhaltsverzeichnis
Klangvolle Melodien und ein gesunder Appetit auf Schädlinge – die Rotkehlchen sind trotz ihrer kleinen Ausmaße ein große Gewinn. Und das durchaus nicht nur im Garten, sondern auch auf dem Balkon. Damit sie sich wirklich wohl fühlen und Insekten fernhalten, benötigen sie allerdings ausreichend Schutz und Futter.
Das gilt auch für den Winter. Vogelfreunde, Hobbygärtner und alle weiteren Interessierten erfahren im Folgenden, welche Maßnahmen zur Pflege der Rotkehlchen empfehlenswert oder gar nötig sind.
Steckbrief
- Familie: Fliegenschnäpper
- Wissenschaftlicher Name: Erithacus rubecula
- Verbreitung: Europa, Nordafrika, Kleinasien, Inseln des Mittelmeers
- Bestimmungsmerkmal: orangerote Färbung von Stirn bis Brust
- Größe: 13,5 bis 14 cm
- Gewicht: 15 bis 18 Gramm
- Geschlechterbestimmung: optisch keine Unterschiede, nur am Verhalten während der Balz zu erkennen
- Spannweite: bis 22 cm
- Nahrung: Insekten, Spinnen, Würmer, weniger Samen und Früchte
- Feinde: Katzen und Marder, Raubvögel wie Sperber und Falken, der Mensch
- Gefährdung: gilt nicht als gefährdet
- Gesang: meist in der Dämmerung, ausgesprochen variabel
- Nistplätze: napfförmiges Nest, bodennah, in dichter Vegetation
- Zugvogel: in Nord- und Ost-Europa ansässige Rotkehlchen-Populationen ziehen ab Oktober in wärmere Gefilde
- Lebenserwartung: etwa 5 Jahre
- Vermehrung: zwei Eiablagen von jeweils etwa 6 Stück zwischen April und Juli
Nutzen im Garten
Da sich das Rotkehlchen vornehmlich von Insekten, Larven, Würmern und kleineren Spinnen ernährt, kann es im Garten gute Dienste leisten und trägt zum Pflanzenschutz bei. Wer das Glück hat, ein oder mehrere Rotkehlchen im eigenen Grün zu finden, sollte diese also willkommen heißen. Mit einem passenden Nistkasten, Schutz vor Fressfeinden und Hilfe bei der Futtersuche ist das langfristig recht einfach möglich.
Aktivität
Das Rotkehlchen gehört zu den frühen Vögeln. Bereits vor Sonnenaufgang ist sein Gesang zu hören, der auffällig variabel ist. Aber auch in der abendlichen Dämmerung kann das Rotkehlchen sich Gehör verschaffen. Wenn andere Vogelarten singen ist es hingegen seltener zu hören. Meist warten die Vertreter der Fliegenschnäpper auf eher ruhige Zeiten. In städtischen Gebieten kann das auch lange nach der Dämmerung der Fall sein.
Fütterung
Wer die Rotkehlchen im Garten willkommen heißen und ihnen das Brüten erleichtern möchte, muss für ausreichend Nahrung sorgen. Ist die Umgebung nicht insektenreich, werden sich die kleinen Vögel mit der leuchtend gefärbten Brust auch nicht zeigen und schon gar nicht brüten. Ideal sind naturnahe Gärten mit dichten Hecken und Unterholz. Die folgenden Tipps können dabei helfen, die eigene Grünfläche passend zu gestalten:
- die Pflanzen in zumindest einer Ecke wild wachsen lassen
- keine Pestizide einsetzen
- Hecken nur außerhalb der Brutzeiten verschneiden
- eine wilde, naturnahe Wiese in einem für Rotkehlchen freundlichen Bereich anlegen
- nie alle Wiesen zugleich mähen
- Laubhaufen oder Reisig liegen lassen
- naturnahen Gartenteich anlegen
- Magerweisen und Nektarpflanzen einsetzen
Durch diese kleinen Änderungen finden die Rotkehlchen während des Frühjahrs und Sommers zahlreiche Insekten vor und können diese durch den relativen Schutz der dichten Gestaltung auch sicher fressen. Zusätzlich ist es sinnvoll einige Gewächse in den Garten zu setzen, von dem sich das Rotkehlchen ebenfalls ernährt oder indem es sich wunderbar verstecken kann. Dazu gehören:
- Liguster
- Seidelbast
- Hartriegel
- Mehlbeeren
- Rotkehlchenbrot
- Brombeeren
- Faulbaum
- Holunder
- Pfaffenhütchen
- Schneeball
- Efeu
Pflege im Herbst und Winter
Im gemäßigten Klima sind nicht alle Rotkehlchen Zugvögel. Damit es während besonders strenger Winter nicht zu erheblichen Reduzierungen des Vogelbestandes kommt, benötigen sie jedoch weiterhin verlässliche Futterquellen. In naturnahen Gärten ergeben sich diese von selbst. Laubhaufen, Unterholz und Reisig beherbergen Insekten und bieten damit den Rotkehlchen Nahrung. In Städten, sehr langen Wintern oder eher dekorativ ausgelegten Gärten haben es die Vögel hingegen schwer. Daher sollte in jedem Fall zugefüttert werden.
Um die Vögel rechtzeitig daran zu gewöhnen ist es sinnvoll, bereits Ende des Sommers einen entsprechenden Futterplatz aufzubauen. Dieser sollte bodennah aber geschützt sein, damit die Rotkehlchen zumindest vor Katzen und Mardern sicher sind. Bei diesem Schutz und für den Aufbau der Fütterung helfen die folgenden Tipps:
- Futter direkt auf den – schneefreien Boden, beispielweise auf ein Brett – streuen.
- Futterplatz mit Maschendraht rundum abgrenzen, den Draht am oberen Ende nach außen biegen.
- Alternativ ein Futterhäuschen mit großer, flacher Bodenplatte einsetzen oder das Fensterbrett als Futterplatz umfunktionieren.
- Futter für Insektenfresser wählen, das Mehlwürmer, Ameisenpuppen und andere Proteinquellen enthält.
- Nuss-Splitter und Getreideflocken untermischen.
Im Garten Futter an Orte streuen, die normalerweise Insekten beherbergen – wie beispielweise auf Reisig- und Laubhaufen, unter Hecken und ins Unterholz
Wer die Rotkehlchen bereits an die zusätzliche Fütterung gewöhnt hat und diese täglich zu einer bestimmten Zeit beobachtet, kann hier noch einen Schritt weitergehen und frische, noch lebende Mehlwürmer aus dem Tierhandel reichen. Diese müssen allerdings schnell aufgenommen werden. Gefrieren sie, kann das für die Rotkehlchen gefährlich sein.
Balzverhalten und Brutzeiten
Ab März begibt sich ein Rotkehlchen Weibchen in das Revier eines Männchens und verhält sich hier zunächst beschwichtigend. Nach einigen Tagen stellt das Männchen sein Verteidigungsgehabe ein und das Paar beschützt seinen Bereich gemeinsam. Nach der Balz geht dann alles recht schnell. Ein offenes, näpfchenförmiges Nest wird innerhalb weniger Tage gebaut, mit Federn, Haaren und anderen weichen Materialien ausgepolstert. Das Weibchen legt hierein etwa sechs Eier und bebrütet diese für 14 Tage, meist ausschließlich allein. Das Rotkehlchen Männchen sorgt derweil für die Nahrung. Nach zwei Wochen schlüpfen die Jungvögel und benötigen weitere 14 Tage, bis sie flügge sind. Auch danach betteln sie allerdings noch bei ihren Eltern um Futter und folgen diesen.
Sobald das Nest wieder frei ist, brüten die Elterntiere ein weiteres Mal. Zwischen April und Juli kommt es bei den Rotkehlchen also in der Regel zu zwei Eiablagen.
Nistkasten
Die Rotkehlchen brüten bevorzugt in dichten Gewächsen, beispielsweise in Hecken und dornigen Gebüschen, und zwar recht bodennah. Nester sind selten über einer Höhe von zwei oder drei Metern anzutreffen. In Städten behelfen sie sich mit Löchern und Halbhöhlen in Mauern und an Hauswänden. Hier können auch die Nistkästen zum Einsatz kommen. In Hecken, Brombeerbüsche, unter Dachvorsprünge oder an Efeu bewachsene Mauern gehangen, werden diese gern angenommen, wenn sie die folgenden Ansprüche erfüllen:
- halboffene Form oder große Eingänge
- vor Regen geschützt
- beständig gefertigt, idealerweise aus Holz
- Öffnungen für Katzen, Raubvögel und Marder zu klein gehalten
- sauber und leer im Inneren, für das Nistmaterial sorgen die Rotkehlchen selbst
Sogenannte Halbhöhlenbrüter wurden lange Zeit bevorzugt für die Rotkehlchen eingesetzt. Durch ihre sehr offene Form nehmen die Vögel diese gerne an, leider bietet eben diese Gestaltung auch den Feinden einen leichten Zugang. Zu bevorzugen ist daher ein Nistkasten, der über ovale Löcher verfügt. Diese sollten etwa 3 x 5 cm bemessen. Tipp: Ein zur Seite zu öffnender Nistkasten ist optimal zur Reinigung, die Ende des Sommers oder im Herbst durchgeführt werden sollte. So ist der Kasten bereit für die nächste Brutzeit.
Katzenschutz
Zum Schutz vor Fressfeinden ist es ratsam, Nistkasten und Futterplatz mit Maschendraht oder Spitzen nach außen abzugrenzen. Dorniges Gebüsch, dichte Hecken und glatte Wände sind ebenfalls günstig.
Fazit
Soll das Rotkehlchen als Helfer im Garten eingespannt werden oder einfach den Bereich vor den Fenstern insektenfrei halten, sind hierfür nur wenige Maßnahmen von Nöten. Auch wer die gefiederten Freunde nur beobachten möchte, kann den Lebensraum für sie mit geringem Aufwand optimal gestalten.
Wissenswertes zu Rotkehlchen in Kürze
- Rotkehlchen legen ihre Nester in entsprechende Nischen von Felswänden, Geröllhalden, Gebäuden, Bäumen und Böschungen.
- Für die Vögel wurden spezielle Nisthilfen entwickelt – der Nischenbrüterkasten.
- Die bekannteste ist die so genannte Halbhöhle, die nach vorn zur Hälfte offen ist. Sie hat den Nachteil, dass sie für Nesträuber gut zugängig ist.
- Deshalb wurde ein neuer Nistkasten entwickelt. Dieser hat nun zwei ovale Einfluglöcher von ca. 32 x 50 mm Größe.
- Außerdem gibt es Nistkästen, die einen speziellen vorgezogenen Vorbau aufweisen. Diese Nistkästen können dadurch frei aufgehängt werden.
- Die Halbhöhle hat einen zusätzlichen Brutraumeinsatz. Selbst an dunklen Hangplätzen erfolgt durch die Einflugöffnung ein guter Lichteinfall.
- Nistkästen für Rotkehlchen sollten in einer Höhe von 2 bis 3 Meter angebracht werden. Der beste Platz ist unter einem Dachvorsprung im Halbschatten.
- Die Öffnung muss nach Möglichkeit vom Haus weg zeigen und für Katzen und Marder schwer zu erreichen sein.
- Wichtig ist, den Nistkasten einmal im Jahr zu reinigen. Die beste Zeit dafür ist Ende September und Oktober.
- Rotkehlchen brüten aber auch gern in Reisighäufen und im Wurzelwerk. Auch Baumhöhlungen, Mauerlöcher und andere Höhlen werden angenommen.
- Bisweilen werden an Schuttabladeplätzen und auf Müllkippen Nester in Dosen, Töpfen, Eimern, Gießkannen und Schuhen gebaut.