Korkenzieherhasel (Corylus avellana): Pflege von A bis Z
Inhaltsverzeichnis
Die Korkenzieherhasel entwickelt ein bizarres Erscheinungsbild, das eine romantische und mystische Atmosphäre erzeugt. Vermutlich entstand diese Form durch eine Krankheit, die sich als ungefährlich erwiesen hat. Durch gezielte Züchtungen konnte sie bis heute erhalten werden und erfreut Gartenbesitzer nicht nur durch ihre Ästhetik. Die Korkenzieherhasel stellt keine hohen Ansprüche an die Pflege und gilt als anpassungsfähig und robust.
Steckbrief
- unter der Bezeichnung ‚Contorta‘ bekannt
- Sonderform der Hasel (Corylus avellana)
- Familie der Birkengewächse (Betulaceae)
- erstmals um 1900 in England entdeckt
- erreicht Wuchshöhen bis sechs Meter
- bizarres Aussehen durch gewundene Zweige
- Krone im Alter breit ausladend mit herabhängenden Ästen
- Blütezeit: Februar bis April
- Erntezeit der Früchte: August bis September
Standort und Substrat
Die Korkenzieherhasel ist anpassungsfähig und fühlt sich auf Plätzen mit sonnigen bis halbschattigen und warmen Bedingungen wohl. Sie gedeiht auch an schattigen Standorten, wo sie allerdings ein verringertes Wachstum zeigt. Das Substrat sollte gut durchlässig sein, denn auf verdichteter und zu Staunässe neigender Erde verharrt der Strauch in Wachstumsdepressionen. Ein frisch-feuchter bis mäßig trockener und nährstoffreicher Boden bieten ideale Wachstumsvoraussetzungen. Die Korkenzieherhasel bevorzugt einen pH-Wert von 7,0. Saure Substrate sollten mit einer strukturstabilen und hochwertigen Pflanzenerde verbessert werden.
Gießen
Mit zunehmendem Alter verringert sich der Wasserbedarf. Gut eingewachsene Gehölze haben eine höhere Toleranz gegenüber Trockenphasen als Jungpflanzen. Im Jahr der Auspflanzung sollten Sie den Strauch regelmäßig gießen. Testen Sie vor jeder Gießeinheit, ob die oberste Substratschicht gut abgetrocknet ist. Wässern Sie die Pflanze gründlich und durchdringend. Überschüssiges Wasser sollte gut ablaufen, denn Korkenzieherhaseln vertragen keine Staunässe. Ab dem dritten Jahr können Sie das Gießen langsam einstellen, denn dann deckt der Regen den Wasserbedarf ab. Nur in lang anhaltenden Trockenperioden sollten Sie den Strauch zusätzlich gießen.
Düngen
Gehölze im Freiland werden ab Anfang März im Abstand von zwei bis vier Wochen gedüngt. Ideal geeignet ist ausgereifter Kompost oder Hornspäne. Sie können das Wachstum im Frühjahr anregen, indem Sie einen Mehrnährstoffdünger verabreichen und in den Boden einarbeiten. Bis August setzen Sie die Nährstoffversorgung mit einem organischen Dünger fort. Anschließend wechseln Sie zu einem Kaliumdünger oder Beinwell-Jauche, damit sich der Strauch optimal auf den Winter vorbereiten kann. Die Düngung wird ab September vollständig eingestellt. So versorgen Sie Korkenzieherhaseln in Topfkultur:
- Flüssigdünger verwenden
- zwischen März und Juli alle zwei Wochen
- anschließend Düngung reduzieren
- ab August oder September Düngung einstellen
Schneiden
Vor jeder Schnittmaßnahme sollte das Werkzeug gründlich gereinigt werden, damit sich keine Krankheitserreger in der Schnittwunde ansammeln. Achten Sie darauf, dass die Schneideklingen scharf sind. Quetschungen verletzen die Triebe unnötig. Die Schnittflächen sollten möglichst schräg ausfallen.
Zeitpunkt
Der ideale Zeitpunkt für Rückschnitte ist die vegetationsarme Periode zwischen Oktober und März. Während dieser Zeit befindet sich der Strauch in der Ruhephase. Da das Laub fehlt, ist der Saftstrom in den Zweigen unterbrochen und Schnittmaßnahmen sind leichter durchführbar. Wählen sie einen bedeckten und frostfreien Tag. Bei intensiver Sonneneinstrahlung können die Schnittwunden austrocknen, sodass der Strauch Schaden davonträgt.
Radikalschnitt
Korkenzieherhaseln sind gut schnittverträglich und können auch radikal auf die gewünschte Größe zurückgeschnitten werden. Das ist hauptsächlich bei alten Gehölzen notwendig, die stark aus der Form geraten oder zu hochgewachsen sind. Im Alter neigen Korkenzieherhaseln zum Verkahlen. Dieser Entwicklung können Sie durch einen Radikalschnitt entgegenwirken. Achten Sie beim Einkürzen darauf, dass drei bis vier Augen am Zweig erhalten bleiben. An diesen Stellen treibt der Strauch in der kommenden Wachstumsperiode aus.
Auslichten
Damit die Krone dicht wächst und ästhetisch bleibt, sollten Sie hin und wieder die ältesten Äste entfernen. Schneiden Sie zwei bis vier Zweige an der Basis ab, um Platz für frische Spiraltriebe zu schaffen. Zu lang gewachsene Triebe werden um zwei Drittel eingekürzt. Wenn sich zwei Äste kreuzen, sollte einer von ihnen entfernt werden. Auch in die Krone hineinwachsende oder steil aufwärts gerichtete Zweige werden an der Basis abgeschnitten.
Veredelte Varianten schneiden
Wenn die Korkenzieherhasel auf der Gemeinen Hasel als Unterlage veredelt wurde, müssen Sie die sogenannten Wildtriebe regelmäßig entfernen. Sie schießen aus der Stammbasis und wachsen aufrecht nach oben. Werden die Triebe nicht abgeschnitten, wird das Gesamtbild der Korkenzieherhasel gestört. Wildtriebe sollten schon im Frühjahr abgetrennt werden:
- mit einer Gartenschere kappen
- mit einem Spaten durchtrennen
- Verletzungen am Stamm werden schnell regeneriert
Vermehren
Korkenzieherhaseln erweisen sich als starkwüchsig und können problemlos vermehrt werden. Dazu können sowohl Stecklinge als auch Absenker genutzt werden.
Stecklinge
Unverholzte Triebe eignen sich ideal zur Stecklingsvermehrung. Diese wachsen im Inneren der Krone und sollten mindestens vier bis sechs Blätter besitzen. Sie werden im Herbst geschnitten, damit sie über den Winter Wurzeln schlagen können. Die Chance auf eine erfolgreiche Bewurzelung ist besonders hoch, wenn Sie den Trieb unterhalb eines Auges abschneiden. Entfernen Sie bis auf das oberste Blattpaar alle Blätter und führen Sie folgende Schritte durch:
- Torf-Sand-Gemisch herstellen
- Topf befüllen
- Steckling zu zwei Drittel im Substrat versenken
- Gefäß an einen warmen Fensterplatz stellen
- Substrat konstant feucht halten
Absenker
Buschig wachsende Sträucher können mit Hilfe von biegsamen Trieben vermehrt werden. Ziehen Sie einen Zweig an der Außenseite des Strauchs zum Boden und entfernen Sie das Laub an der Stelle, welche den Boden berührt. An der Triebspitze sollten die Blätter erhalten bleiben, damit der Trieb weiterwachsen kann. Für eine erfolgreiche Wurzelbildung sind folgende Maßnahmen notwendig:
- Rinne mit 10 cm Tiefe graben
- blattlosen Bereich eingraben und mit Steinen beschweren
- Triebspitze mit einer Schnur an einem Holzstab festbinden
- Substrat feucht halten
In Abhängigkeit von Witterung und Lage kann es mehrere Monate dauern, bis der Absenker Wurzeln entwickelt hat. Wenn dieser kräftig genug ist, wird er von der Mutterpflanze getrennt und am gewünschten Standort eingepflanzt.
Pflanzen
Korkenzieherhaseln werden als Containerware angeboten und können ganzjährig eingepflanzt werden. An frostigen Wintertagen sollten Sie auf eine Einpflanzung im Garten verzichten. Die optimale Pflanzzeit erstreckt sich von Frühjahr bis Herbst. Wenn Sie Früchte ernten möchten, sollten Sie zwei passende Sorten mit ähnlicher Blütezeit nebeneinander pflanzen. Haselsträucher sind keine Selbstbestäuber und benötigen einen Gegenpart. So pflanzen Sie den Strauch richtig ein:
- Wurzelballen gründlich wässern
- Pflanzgrube mit doppeltem Volumen des Wurzelballens ausheben
- Pflanzabstand von 200 cm beachten
- Strauch einsetzen
- Aushub mit Kompost oder Hornspäne mischen und in das Loch füllen
Drücken Sie die Erde gut an und gießen Sie den Strauch an. Für eine effektive Nutzung des Wassers können Sie einen Gießrand gestalten. Dieser fällt in Richtung der Stammbasis ab und sorgt dafür, dass Gieß- und Regenwasser nicht oberflächlich abläuft.
Umtopfen
Korkenzieherhaseln erweisen sich als optimale Gewächse für den Kübel. Alle zwei bis drei Jahre wird der Strauch in ein größeres Pflanzgefäß umgetopft, welches mit einer hochwertigen Blumenerde auf Kompostbasis aufgefüllt wird. Das Mindestvolumen sollte bei 30 Litern liegen. Überschüssiges Wasser muss durch ein Abflussloch entweichen können, damit die Wurzeln nicht nass stehen. Verwenden Sie einen Tontopf, damit sich der Wasserhaushalt im Substrat optimal regulieren kann.
Achten Sie stets auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Laubmasse und Wurzelwerk. Bei Bedarf können Sie Äste oder Wurzeln zurückschneiden.
Überwintern
Gut eingewachsene Exemplare sind winterhart und benötigen keinen speziellen Schutz vor Frost. Jungpflanzen reagieren empfindlich auf kalte Luft und Bodenfrost. In den ersten drei Jahren sollten die Gehölze mit einem Winterschutz versehen werden. Wickeln Sie den Strauch mit Bastmatten ein oder stülpen Sie einen Jutesack über die Zweige. Veredelte Sträucher werden an der Basis durch angehäufeltes Laub geschützt. Eine Mulchschicht aus Reisig und Stroh schützt die Baumscheibe. Kübelpflanzen müssen auch im Alter vor Frost geschützt werden, da das Substrat im Topf schnell einfriert:
- Kübel auf einen Holzblock stellen
- mit Folie oder Jute umwickeln
- an frostfreien Tagen gießen
- idealerweise an einem frostfreien Ort überwintern
Krankheiten und Schädlinge
Gesunde Pflanzen erweisen sich als robust gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Durch vernachlässigte Pflege oder suboptimale Standortbedingungen werden die Sträucher geschwächt, sodass gelegentlich Probleme auftreten können.
Haselnussbohrer – Curculio nucum
Dieser Rüsselkäfer hat sich auf Haselnussgewächse spezialisiert. Weibchen legen ihre Eier in Haselnusssträuchern ab, sodass sich die frisch geschlüpften Larven von den Nüssen ernähren können. Sammeln Sie Käfer ab und entfernen Sie befallene Früchte. Um eine Schädlingsausbreitung zu verhindern, sollten die Nüsse verbrannt werden.
Schuppenwurz – Lathraea squamaria
Diese Schmarotzerpflanze siedelt sich in überdüngten Böden an und entzieht dem Gehölz Nährstoffe und Wasser. Sie hat eine Entwicklungsdauer von etwa zehn Jahren, die sie ausschließlich im Substrat verbringt. Während dieser Zeit umschlingt sie die Wurzeln der Wirtspflanze. Wenn Sie die Pflanze im Stammbereich entdecken, müssen Sie den Wurzelballen freilegen und die Schmarotzerpflanze mitsamt ihrem Wurzeln entfernen.