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Essig und Salz gegen Unkraut – was hilft und was ist erlaubt?

Unkraut entfernen

Wenn die sorgfältig gepflegten Blumen von Unkraut überwuchert werden, wünscht sich mancher Gärtner eine einfache Lösung. Leider bieten weder die Essigflasche noch der Salzstreuer eine solche, sondern schädigen die Gartenerde in verbotener Weise und machen jedes im Garten vorhandene Ungleichgewicht (das Unkraut erst übermäßig sprießen lässt) auf Dauer höchstens schlimmer. Erfahren Sie, wie Essig und Salz auf Pflanzen wirken und wie Sie sinnvoller gegen unerwünschten Bewuchs vorgehen.

Video-Tipp

Helfen Essig und Salz gegen Unkraut?

Essig und Salz können Pflanzen vernichten, in ausreichend hohen Konzentrationen können sie fast jedem Lebewesen den Garaus machen, so funktioniert das:

So wirkt Essig auf Pflanzen

  • Jeder Organismus funktioniert auf Dauer nur, wenn sein Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht ist
  • Sie können einen Menschen töten, wenn Sie den Blut-pH-Wert um 0,33 pH-Meßeinheiten senken (vom durchschnittlichen Normwert 7,33 auf 7,0)
  • Die Hälfte einer Rattenpopulation stirbt, wenn Sie 3310 mg (= 3,31 g) wasserfreie Essigsäure pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen
  • Da eine Ratte durchschnittlich nur 300 g wiegt, reichen also 1,1 g als mittlere letale Dosis (die eine Ratte nie zu sich nehmen wird)
  • Die Zahlen zeigen sehr gut, dass Essig für Organismen nicht unbedingt immer harmlos ist
  • Dabei sind Menschen und Ratte als höher entwickelte Lebewesen mit höchst intelligenten Puffersystemen ausgestattet
  • Die Pflanzen nicht in gleichem Maße zur Verfügung stehen …
  • Essig bringt also Unkraut zum Absterben, wenn es mit dem Wasser in die Blattadern aufgenommen wird
  • Er durchdringt die Zell-Membranen der Pflanze und schädigt diese
  • Fast alle Pflanzen können auf Dauer nur in Böden mit pH-Werten so etwa zwischen 5 und 7 überleben
  • Und werden mit Wasser gegossen, dessen pH-Wert um 7 liegt
  • Essig hat einen pH-Wert von 2,5, kann also den Säure-Basen-Haushalt der Pflanze gründlich zum Absturz bringen
  • Ein wenig Essig im Gießwasser reicht aber nicht, der macht das Wasser nur ein wenig weiche
  • Die Konzentrationen von Essigsäure, die Pflanzen töten, haben erhebliches darüberhinausgehendes Schädigungspotenzial
  • Der PH-Wert im Boden sinkt, das schädigt die Feinwurzeln aller Pflanzen im Umfeld
  • Sie können weder Nährstoffe noch Wasser in ausreichendem Maß aufnehmen und können schlichtweg vertrocknen

Wie Salz auf Pflanzen wirkt

Auch mit Salz können lebende Pflanzen in tote Pflanzen verwandelt werden, im Prinzip auch durch eine Art Austrocknen:

  • Die semipermeablen Pflanzenzellen nehmen Salzlösung genau wie Gießwasser auf
  • Zellen sind immer auf Ausgleich bedacht, Stoffe in der Zelle sollen in gleicher Konzentration wie im Umfeld vorliegen
  • Wenn um sie herum Salzlösung schwimmt, will die Zelle also den Salzgehalt erhöhen, um einen ausgewogenen Zustand herzustellen
  • Der Salzgehalt wird von/in Zellen erhöht, indem sie Wasser ausstoßen
  • Die Pflanzenzellen trocknen sich also quasi selbst aus, wenn sie mit Salzlösung gegossenen werden
  • Endergebnis: Die Zellen schrumpfen zusammen und die Pflanze geht ein

Ist der Einsatz von Essig und Salz erlaubt?

Essig als Unkrautvernichter einzusetzen, ist durchaus nicht immer und überall erlaubt:

  • Einige organische Säuren sind als Pflanzenschutzmittel zugelassen
  • Fünf für den Haus- und Kleingarten aktuell zugelassene Pflanzenschutzmittel enthalten als Wirkstoff Essigsäure
  • Sie sind zugelassen für Anwendung im Freiland gegen einjährige einkeimblättrige und zweikeimblättrige Unkräuter
  • Aber nur auf Wegen/Plätzen mit Holzgewächsen, für Kernobst, Steinobst, Ziergehölze, als Einzelpflanzenbehandlung ab dem 2. Standjahr
  • Und nur 2 x pro Vegetationsperiode und Jahr, im Abstand von 7-14 Tagen, nicht mehr als 100 ml/m²
  • Außerdem auf Rasenmoose, 2 x pro Jahr im Abstand von mindestens 40 Tagen, als Teilflächenbehandlung, max. 100 ml in 2 l Wasser/m²

Das gilt erst einmal nur für käufliche Unkrautvernichter mit Essigsäure, die die Säure in einem Wirkstoffgehalt von 102 g/l enthalten. Abgesehen von gerade gelisteten Anwendungsbeschränkungen erhalten Sie bei Kauf dieser Mittel noch ein paar Gefahrenhinweise und Sicherheitshinweise mitgeliefert: „Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung einhalten.“, „Verursacht Hautreizungen.“, „Verursacht schwere Augenreizung.“; „Mittel und/oder dessen Behälter nicht in Gewässer gelangen lassen.“

Außerdem etliche Anwendungsbestimmungen und Auflagen, z. B.:

  • SB001: Jeden unnötigen Kontakt mit dem Mittel vermeiden. Missbrauch kann zu Gesundheitsschäden führen.
  • SB110: Die Richtlinie für die Anforderungen an die persönliche Schutzausrüstung im Pflanzenschutz „Persönliche Schutzausrüstung beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln“ des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ist zu beachten.
  • SE1201: Dicht abschließende Schutzbrille tragen bei der Ausbringung/Handhabung.
  • SF245-01: Behandelte Flächen/Kulturen erst nach dem Abtrocknen des Spritzbelages wieder betreten.
  • SS1201: Universal-Schutzhandschuhe (Pflanzenschutz) tragen bei Ausbringung/Handhabung.
  • SS2203: Schutzanzug gegen Pflanzenschutzmittel tragen bei der Ausbringung/Handhabung.
  • SS703: Festes Schuhwerk (z.B. Gummistiefel) tragen bei der Ausbringung/Handhabung.

Wenn Sie selber mischen, auch in den gesetzlich vorgesehenen Mengen (was nicht so einfach wird, weil Sie erst herausfinden müssten, ob Essigsäure im Sinne des Pflanzenschutzgesetzes in gleicher Konzentration im Laden verkauft wird), setzen Sie immer noch ein Pflanzenschutzmittel im Sinne des Gesetzes ein, aber ein verbotenes Pflanzenschutzmittel. Denn staatlich geprüft ist Ihre Eigenmischung nun einmal nicht, damit zieht ihre Verwendung eine Geldbuße nach sich. Wenn Sie diesen Essig irgendwo außerhalb von Gartenflächen (oder im Garten nicht ausreichend beschränkt) einsetzen, also Chancen bestehen, dass der Essig auf öffentlichem Boden oder im Wasser landet, begehen Sie eine Umwelt-Straftat, § 324 StGB Gewässerverunreinigung, § 324a StGB Bodenverunreinigung zum Beispiel, hier ist im Zweifel eine Freiheitsstrafe die Folge. Mit Salz, in der Form unseres Speisesalzes Natriumchlorid (das Natriumsalz der Salzsäure) sieht es ganz genauso aus – unser Umweltstrafrecht ist genau dafür geschaffen worden, um zu verhindern, dass Menschen gefährliche chemische Substanzen wie Salz (oder Salzsäure oder Arsen oder was weiß ich für ein Gift) in der Gegend verteilen. Als Pflanzenschutzmittel ist Salz (wie Salzsäure oder Arsen oder was weiß ich für ein Gift) überhaupt nicht zugelassen. Offensichtlich gibt es besser geeignete Substanzen, das Salz, was bei uns in die Umwelt ausgebracht werden darf, wird als Streusalz eingesetzt, um gefährlich glatte Straßen für den Bürger gefahrlos befahrbar zu machen. Wenn nicht ausdrücklich Ausnahmen durch eine Verordnung der Gemeinde vorgesehen sind, darf dieses Streusalz auch nur von staatlichen Organen und nicht vom Privatmann ausgebracht werden.

Was Essig und Salz mit dem Garten machen

All diese Vorschriften existieren nicht aus behördlichem Kontrollwahn, sondern zum Schutz des Bürgers vor verantwortungslosen Mitbürgern, bei Salz und Essig mit gutem Grund: Salz im Boden gefährdet das Grundwasser, verändert pH-Wert und Bodenstruktur bis hin zum Verdichten und Verschlämmen, und dem Pflanzenleben im Umfeld wird möglicherweise auch gleich die Lebensgrundlage entzogen. Auch Streusalz wird heute in den allermeisten Gegenden Deutschlands nur noch bei ganz besonderer Glatteisgefahr ausgebracht. Weil man inzwischen weiß, dass es Bäume und Sträucher massiv schädigt (Hauptproblem: Wurzelschäden), Böden und das Grundwasser belastet, bei Tieren wunde Pfoten verursacht, Schuhe, Kleidung und Beton angreift. Beide unterscheiden nicht, ob sie gegen Unkraut oder die Lieblings-Rose eingesetzt werden – und Essig ist gerade für den Garten nicht unbedingt harmloser, Schimmelpilze wachsen nämlich noch bei einem pH-Wert von unter 2, Sie könnten also mit dem Essigeinsatz Ihren ganzen Garten verpilzen. Bevor Sie auch nur daran denken, Essig und Salz im Garten zu verschütten, hier ein paar Gedanken und Infos zum Unkraut im Garten:

Das Unkraut im Garten wird vom Gärtner gemacht.

1. Wie viel ungeplanter Bewuchs sich in einem Garten entwickelt, liegt in der Hand des Gärtners.

Ein Garten ist ein Stück Natur, in dem sich Pflanzen entwickeln. Pflanzen sind Lebewesen, die sich wie alle Lebewesen fortpflanzen wollen. Der Garten ist aber ein vom Menschen gestaltetes Stück Natur, und dieser Mensch, der Gärtner, hat es auch in der Hand, in welchem Maß und Umfang sich die Pflanzen in seinem Garten fortpflanzen. Im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand, denn traditionelle Gartenarbeit ist Handarbeit, zum Beispiel wird Fremdbewuchs ebenso klassisch wie wirkungsvoll schon seit sehr langer Zeit durch Jäten daran gehindert, sich übermäßig bzw. überhaupt zu entwickeln. Wenn noch ein wenig Kopfarbeit dazukommt, Information über die in jahrhundertelanger Erfahrung gewachsenen Traditionen der guten fachlichen Praxis des Gärtner-Handwerks (die unser neues Pflanzenschutzgesetz vom Februar 2012 in § 3 auch für die Durchführung von Pflanzenschutz-Maßnahmen vorschreibt), entsteht ein natürlich bewachsener Garten, der sich im ökologischen Gleichgewicht befindet.

In dem unerwünschter Bewuchs durch natürliche Mittel in der Entwicklung behindert wird:

  • Indem der Garten mit robusten, an den Standort ausreichend angepasste Pflanzen bestückt wird
  • Die konkurrenzstark genug sind, um nicht durch jeden von irgendwo eingeflogenen Samen in der Entwicklung gestört zu werden
  • In dem der Gartenboden nicht durch wiederholte Bepflanzung mit Monokulturen geschwächt wird
  • Sondern durch Einhaltung einer passenden Fruchtfolge bzw. Abfolge dekorativer Pflanzen gestärkt wird
  • Und durch Ausbringung von Kompost, Gründüngung, tiefwurzelnder Flächenbepflanzung gepflegt wird
  • In dem es überhaupt keine nackten und bloßen Erdflächen gibt, auf dem sich ungeplanter Bewuchs ungehindert entwickeln kann
  • Denn nackte, offen der Bewitterung ausgesetzte Erde gibt es nirgends in der Natur (außer in der Wüste)
  • Auf Flächen, die mit Bodendeckern oder einer Mulchschicht bedeckt sind, wird sich vielleicht einmal eine einzelne Fremdpflanze, aber bestimmt kein Unkraut-Massenbewuchs entwickeln

2. Was „Unkraut“ ist, legen Sie selbst fest.

Ein Kraut ist ein Kraut, einfach eine Pflanze, die nicht verholzt; die Definition des „Un“-Krauts ist genau betrachtet ziemlich merkwürdig: Eine Pflanze wird zum Unkraut – zu einer vernichtenswerten Pflanze, die nicht selten vernichtet wird, indem giftige Substanzen auf ihrem Wuchsort ausgebracht werden – indem ein Mensch sie als Unkraut bezeichnet.

Fazit

Essig und Salz sind zur Unkrautvernichtung im Garten nicht geeignet, und erlaubt sind sie erst recht nicht. Erlaubt ist Ihnen allerdings, selbst festzulegen, welche Pflanze für Sie ein Unkraut ist – wenn Sie nicht der Definition gewinnorientierter Bodenausbeuter folgen, reduziert sich das Unkraut im naturnah geführten Garten mit ein paar Tricks fast auf Null.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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