Mehlkäfer: Steckbrief, Entwicklung und Bekämpfung mittels Fallen
Inhaltsverzeichnis
Vor allem in stärkehaltigen, trockenen Lebensmitteln wie Mehl und anderen Getreideprodukten nistet sich der Mehlkäfer ein. Die warme und dunkle Umgebung behagt dem Schädling, zudem findet er hier Futter im Übermaß. Entsorgen Sie mit Mehlkäfern befallene Vorräte sofort, außerdem sollten Sie Ihre Räumlichkeiten nach weiteren, versteckten Tieren absuchen. Dazu können Sie Pheromonfallen einsetzen, die paarungsbereite adulte Käfer anlocken.
Steckbrief
Art: Mehlkäfer
Wissenschaftlicher Name: Tenebrio molitor
Familie: Schwarzkäfer (Tenebrionidae)
Trivialnamen: Mehlwurm
Aussehen des erwachsenen Tieres: langgestreckter, flacher, schwarz gefärbter Körper; Unterseite, Gliedmaßen und Fühler rotbraun; Flügeloberfläche gerillt
Länge des erwachsenen Tieres: 10 bis 18 Millimeter
Aussehen der Larve: gelblichbraun, mit auffälligen dunkleren Ringen, zwischen 20 und 25 Millimeter lang
Vorkommen: weltweit; bevorzugt dunkle und warme Orte: Vorratskammern und andere Orte mit Mehl und Getreideprodukten, ebenfalls in freier Natur (Tauben- und andere Vogelnester, Totholz)
Lebensweise: nachtaktiv
Nahrung: vornehmlich stärkehaltige Nahrung, oft Mehl und andere Getreideprodukte
Entwicklung: vollständige Metamorphose
Schadwirkung: Fraßschäden an Lebensmitteln, Überträger von Krankheitserregern (Bakterien, aber auch Zwergbandwurm)
Bekämpfung: in Privathaushalten sofortige Entfernung befallener Vorräte
Nutzung: Larven als Futterwürmer für Heimtiere (Vögel, Reptilien, Amphibien oder Fische), in der Schweiz seit Mai 2017 als Lebensmittel auch für Menschen zugelassen
Fortpflanzung
Der nachtaktive Mehlkäfer pflanzt sich geschlechtlich fort, wobei weibliche und männliche Tiere sich kaum voneinander unterscheiden. Die Paarung erfolgt zu Beginn des Sommers. Anschließend legt das Weibchen zwischen 200 bis 300 Eier ab – bevorzugt an warme und dunkle Orten wie beispielsweise in Vorratskammern mit offen gelagertem Mehl und anderen Getreideprodukten. Die winzigen, weißen und klebrigen Eier sind nicht mit bloßem Auge im Mehl oder in den Haferflocken zu erkennen. Backt das Mehl jedoch merkwürdig zusammen oder kleben die Haferflocken beieinander, dann können Sie von einem Befall ausgehen.
Wachstum und Entwicklung
Die aus den winzigen Eiern schlüpfenden Larven des Mehlkäfers werden auch als Mehlwürmer bezeichnet, wobei es sich aus wissenschaftlicher Sicht natürlich nicht um Würmer handelt. Direkt nach dem Schlupf sind sie lediglich zwei Millimeter lang, wachsen aber sehr schnell auf eine Länge von durchschnittlich 20 bis 25 Millimetern an. Dabei häuten sie sich mehrfach und nehmen im Laufe der Zeit eine gelblichbraune Färbung mit dunkleren Ringen an. Die Tiere ernähren sich von den sie umgebenden Lebensmitteln und verpuppen sich auch darin. Frisch geschlüpfte erwachsene Käfer sind zunächst sehr hell gefärbt, dunkeln jedoch innerhalb weniger Stunden nach. Der gesamte Lebenszyklus spielt sich innerhalb von drei bis vier Monaten ab, danach stirbt der Käfer. Pro Jahr können sich mehrere Generationen des Mehlkäfers entwickeln.
Schadwirkung
Ein Befall mit Mehlkäfern wird oft erst bemerkt, wenn er weit fortgeschritten ist. In erster Linie besteht die Schadwirkung in Privathaushalten darin, dass sämtliche befallenen Lebensmittel sofort entsorgt werden müssen – und zwar nicht in den Hausmüll, sondern gleich in die Mülltonne. Anderenfalls entwickeln sich die Larven im Hausmüll einfach weiter und verpuppen sich dort, mit der Folge, dass einem erneuten Befall nicht Einhalt geboten werden kann. Außerdem kann der Mehlkäfer Krankheiten übertragen, sofern Sie verunreinigte Lebensmittel verzehren. So gilt der Schädling etwa als Überträger des Zwergbandwurms (Hymenolepis nana), der bis zu sechs Zentimeter lang werden kann und sich vornehmlich im Darm von Kindern und Personen mit einem schwachen Immunsystem einnistet.
Wie kommen die Mehlwürmer ins Mehl?
Es gibt verschiedene Wege, wie der Mehlkäfer ins Mehl (oder in andere Vorräte) gelangt. Bei der wahrscheinlich häufigsten Übertragungsvariante holen Sie sich den Schädling durch bereits mit Eiern oder Larven verunreinigte Lebensmittel ins Haus. Dabei fand ein Befall schon in der Mühle oder während des Herstellungsprozesses statt, den der Hersteller nicht bemerkt hat. Anschließend vermehren sich die Mehlkäfer rasch im Privathaushalt und befallen auch andere Vorräte. Allerdings ist das nicht die einzige Möglichkeit, sich Mehlkäfer ins Haus zu holen. Sie gelangen u. a. auch folgendermaßen hinein:
- aus Tauben- oder Vogelnestern unter der Dachrinne
- aus dem Garten (angehäuftes Totholz, Mulchmaterial, Kompost)
- entflohene Tiere aus Zuchten, etwa für Terrarientiere
In diesen Fällen handelt es sich jeweils um adulte Tiere, die beispielsweise durch geöffnete Fenster ins Haus oder in die Wohnung hineinfliegen und in den dort befindlichen Lebensmitteln ihre Eier ablegen.
Bekämpfung
In Privathaushalten besteht die wichtigste Bekämpfungsmethode darin, sämtliche Vorräte sorgfältig nach Anzeichen für einen Befall zu durchsuchen und kontaminierte Lebensmittel sofort zu entsorgen. Ein deutlicher Hinweis auf in Mehl, Getreideflocken o. ä. abgelegte Eier ist, dass diese plötzlich aneinander backen und manchmal sogar Fäden zu sehen sind. Die Larven lassen sich oft beim Aussieben entdecken.
Außerdem sollten Sie, um tatsächlich alle Mehlkäfer zu erwischen und damit einem neuerlichen Befall gleich vorzubeugen, nicht nur ihre Vorräte entsorgen. Die Tiere verstecken sich außerdem gern in Ritzen und Fugen, kleinen Höhlen sowie hinter Schränken. Saugen Sie also sämtliche in Frage kommenden Regionen ab – alle Ritzen etc. – und verrücken Sie die Schränke, um diese auch von der hinteren Seite zu reinigen. Vergessen Sie dabei nicht, auch auf den Schränken nachzusehen!
Wenn Sie auf Nummer sicher gehen und einen erneuten Befall mit größerer Wahrscheinlichkeit von vornherein vermeiden wollen, so sollten Sie zusätzlich diese Maßnahmen ausprobieren:
Aufstellen von Pheromonfallen
Pheromone sind Sexuallockstoffe, die ausschließlich von erwachsenen Tieren wahrgenommen werden. Die klassischen Pheromonfallen enthalten einen Lockstoff für männliche Mehlkäfer und dienen weniger der gezielten Bekämpfung als vielmehr dem Nachweis eines Schädlingsbefalls. Stellen Sie mehrere dieser Fallen auf und warten Sie einige Tage ab: Paarungsbereite männliche Tiere werden an den Klebeflächen haftenbleiben, so dass sie sie mitsamt der Fallen entsorgen können. Handelt es sich nur um einzelne Tiere, so stammen diese möglicherweise aus dem Garten und es liegt (noch!) kein Befall vor. Häufen sich jedoch die Funde, so machen Sie sich am besten auf die Suche nach der Quelle und ergreifen entsprechende Maßnahmen.
Aufstellen von UV-Lichtfallen
Auch so genannte UV-Lichtfallen dienen dem Einfangen erwachsener Mehlkäfer. In diesem Fall gehen jedoch sowohl männliche als auch weibliche Tiere der Falle buchstäblich „auf den Leim“. Lichtfallen sind so konzipiert, dass sie die nachtaktiven Käfer anlockt und diese schließlich auf der integrierten Klebefläche haften bleiben. Die Klebefläche mitsamt den gefangenen Käfern kann entsorgt werden, die Lampe selbst lässt sich durchschnittlich bis zu 9000 Stunden weiterverwenden. Auch hier sollten Sie die Falle nicht als alleinige Bekämpfungsmaßnahme einsetzen, denn sie lockt nur die erwachsenen Tiere an. Die versteckten Larven und Puppen bleiben jedoch weiterhin im Verborgenen und können sich ungestört entwickeln.
Ausbringen von ungiftigen Insektiziden
In der Landwirtschaft sowie in der Industrie (so beispielsweise in Getreidemühlen oder auch Bäckereien) werden abgepackte Getreide bzw. Getreideprodukte zur Bekämpfung bzw. zur Vorbeugung des Mehlkäfers mit Stickstoff, Kohlendioxid oder Phosphorwasserstoff begast. Bei einem nachgewiesenen Befall kommen in solchen Anlagen zudem thermische Verfahren zum Einsatz, bei dem sämtliche Entwicklungsstadien des Mehlkäfers bei Temperaturen von 60 °C und mehr abgetötet werden. In Privathaushalten sind solche Methode natürlich nicht umsetzbar. Aber auch hier können Sie zu ungiftigen Kontaktinsektiziden greifen, beispielsweise auf der Basis von Kieselsäure, Neem- oder Teebaumöl oder Pyrethrum.
Bei letzterem handelt es sich um ein Extrakt aus den Blüten verschiedener Chrysanthemen-Arten, welches schon seit Jahrhunderten erfolgreich zur Schädlingsabwehr verwendet wird. Die genannten Präparate sind vor allem für die Behandlung schwer zugänglicher Stellen nützlich.
Thermale Methoden
Damit sich aus den in den Vorräten gefundenen Larven und Puppen keine Mehlkäfer entwickeln können, sollten Sie die betreffenden Lebensmittel vor der Entsorgung für einige Zeit ins Tiefkühlfach Ihres Kühlschranks packen. Frost tötet sowohl die erwachsenen als auch die juvenilen Tiere ebenso zuverlässig ab wie Temperaturen über 60 °C.
Vorbeugung
Durch gezielte vorbeugende Maßnahmen lässt sich ein Mehlkäfer-Befall von vornherein gut unterbinden. Hierzu sind die folgenden Hinweise nützlich:
- trockene Vorräte wie Mehl, Haferflocken, Müsli etc. nicht lange lagern
- stattdessen rasch verbrauchen
- und häufiger frisch kaufen
- Vorratsbehälter fest verschließen
- Vorräte niemals offen lagern (z. B. Mehl in Tüten belassen)
- neu gekaufte Vorräte vor dem Einräumen gründlich kontrollieren
- ab dem Frühsommer Pheromonfallen zur Kontrolle aufstellen
- Tauben- und andere Vogelnester am und im Haus schnell entfernen
- länger gelagerte Vorräte regelmäßig kontrollieren
Außerdem machen Sie Vorräte für die Tiere uninteressant, wenn Sie beispielsweise Mehl und Getreideprodukte in durchsichtigen Vorratsdosen an einem hellen Ort, beispielsweise auf einem Küchenregal, aufbewahren. Da Mehlkäfer versteckte, dunkle Orte für ihre Eiablage bevorzugen, werden helle Plätze gemieden.