Weinrebe vermehren | 9 Tipps für Stecklinge und Absenker
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Der Anbau von Wein ist in Deutschland nicht nur in speziellen Weinbaugebieten möglich, sondern auch in anderen Regionen. Gute Wachstumsbedingungen, insbesondere mit viel Sonne, Wärme, Windschutz und einem leichten, lockeren Boden, sind Voraussetzung für eine reiche Ernte. Für die Vermehrung einer Weinrebe bieten sich unterschiedliche Methoden an. Die gebräuchlichsten sind Absenker oder Einleger und verschiedene Arten der Stecklingsvermehrung.
Vermehrung von Weinreben nicht uneingeschränkt erlaubt
Zum Vermehren von Weinreben, insbesondere mittels Steckling und Absenker, gibt es strenge Vorschriften. Die besagen, dass speziell diese beiden Vermehrungsformen nur außerhalb von Weinbaugebieten erlaubt sind. Innerhalb dieser Regionen dürfen ausschließlich veredelte Reben gepflanzt und vermehrt werden. Grund hierfür ist die gefürchtete Reblaus, die in der Vergangenheit bereits zu verheerenden Schäden geführt hat. Gesetzlich geregelt ist das Ganze in der Reblausverordnung im BGB (Bürgerliches Gesetzbuch).
Generell kann Wein selbst im kühlen Norden Deutschlands angebaut werden. Dann kommt es vor allem auf die Wahl der richtigen Rebsorte an. Einige sind auch für kühlere Lagen gut geeignet wie z.B. die pilzresistenten Sorten ‚Solaris‘, eine weiße, und ‚Regent‘ eine rote Rebsorte. Entscheidet man sich dennoch für eine andere Weinsorte, sollte es eine möglichst frühe sein, um sie zeitig beernten zu können.
Weinrebe aus Stecklingen ziehen
Gegenüber der generativen Vermehrungsform hat die Stecklings- und Absenkervermehrung einen wesentlichen Vorteil. Bei deren Abkömmlinge bleiben die wesentlichen genetischen Eigenschaften der Mutterpflanze erhalten.
- Bester Zeitpunkt im Spätsommer oder frühen Herbst
- Idealerweise zwischen Ende August und Anfang September
- 15-20 cm lange Stecklinge von diesjährigen Trieben schneiden
- Sollten beblättert, kräftig, gut ausgereift und noch nicht komplett verholzt sein
- Müssen über drei bis vier Knospen verfügen
- Bis auf die beiden obersten, alle Blätter und Seitentriebe entfernen
- Gilt auch für noch vorhandene Blüten und Fruchtansätze
- Würden den Setzlingen zu viel Kraft rauben
- Um Verdunstungsfläche zu verringern, verbliebene Blätter zusätzlich halbieren
- Nun die Stecklinge unterhalb einer Knospe schräg anschneiden
- In kleine Töpfe mit handelsüblicher Anzuchterde setzen
- Alternativ ein Gemisch aus Sand und Komposterde verwenden
- So tief einsetzen, dass zwei Knospen über der Erde stehen
- Verbleibende Knospen komplett mit Erde bedeckt
- Abschließend das Ganze angießen
- Töpfe an einen warmen und hellen, nicht sonnigen Platz stellen
Über den Winter sollten die jungen Setzlinge frostfrei aber dennoch kühl stehen. Die Temperaturen sollten 12 Grad nicht übersteigen und auch nicht wesentlich darunter liegen. Im Frühjahr nach den Eisheiligen, also Mitte/Ende Mai, sind die Stecklinge gut bewurzelt und kräftig genug, um in den Garten gepflanzt zu werden.
Vermehrung über Augenstecklinge
Eine andere Form der Stecklingsvermehrung erfolgt über sogenannte Augenstecklinge. Hier ist Wärme besonders wichtig, die man beispielsweise unter Glas oder Folie am besten gewährleisten kann. An den Stecklingen lässt man oberhalb und unterhalb eines Auges jeweils einen Zentimeter Holz stehen. Dann steckt man sie in kleine Töpfe oder Schalen mit Anzuchterde oder einem Gemisch aus Sand und Erde.
Man setzt sie so tief ein, dass das Auge über der Erde sitzt. Anschließend wird das Substrat befeuchtet und die Töpfe samt Steckling mit lichtdurchlässiger Folie abgedeckt. Oder man stellt sie in ein beheizbares Gewächshaus, falls vorhanden. In der Regel haben sich nach wenigen Wochen an dem Augensteckling Wurzeln gebildet. Im nächsten Frühjahr ist dann der richtige Zeitpunkt, die jungen Pflanzen in den Garten umzusetzen.
Mit Blindholz oder Blindreben
Als Blindreben werden einjährige, gut ausgereifte Teile eines Weintriebes bezeichnet, die zur vegetativen Vermehrung als Steckling genutzt werden können. Derartige Reben gelten als wurzelecht, da Trieb und Wurzel denselben Ursprung haben.
- Blindreben sollten 30-50 cm lang sein
- Über mindestens drei bis vier Augen verfügen
- Geschnitten wird vorzugsweise im Herbst und Winter
- Schnitt erfolgt etwa einen Zentimeter unterhalb eines Knotens
- Oberhalb des letzten Knotens etwa einen Zentimeter Holz stehen lassen
- Holz soll verhindern, dass das Auge vertrocknet
- Die Triebstücke im Herbst/Winter in feuchtem Sand einschlagen
- Das Ganze an einen frostfreien Ort stellen
Im darauffolgenden Frühjahr steckt man die Blindhölzer so tief in lockeren Boden, dass lediglich der äußerste Knoten etwa zwei Zentimeter aus dem Boden herausschaut und die anderen komplett mit Erde bedeckt sind. In den Sommermonaten erfolgt die Bewurzelung. Die Blindreben bleiben nun zwei bis drei Jahre dort stehen, bevor sie an ihren endgültigen Platz gepflanzt werden.
Über Absenker oder Einleger
Im Gegensatz zu Stecklingen, die zur Bewurzelung direkt geschnitten werden, bleibt der Ableger so lange an der Mutterpflanze bis er selbst Wurzeln gebildet hat. So wird er durch die Mutterpflanze weiterhin mit Nährstoffen versorgt. Der beste Zeitpunkt für eine Vermehrung ist im Frühjahr oder Frühsommer. Zunächst wählt man einen bodennahen, gut biegsamen, einjährigen Trieb. In den Boden unter diesem Trieb legt man eine ca. zehn Zentimeter tiefe Furche an, die lang genug ist, dass die Weinranke hineinpasst.
Dann biegt man den ausgewählten Trieb zum Boden und legt ihn, ohne dass er abbricht, in diese Furche. Nur die Triebspitze mit ein bis zwei Augen, sollte aus der Grube herausschauen. Dann bedeckt man den restlichen Teil mit Erde, drückt diese gut an und fixiert den Trieb mittels Heringen oder kleinen Steinen im Boden. Jetzt kommt es darauf an, je nach Wetterlage regelmäßig zu wässern. Bis zum Herbst sollte der Ableger ein eigenständiges Wurzelsystem entwickelt haben. Er kann von der Mutterpflanze getrennt und entsprechend gepflanzt werden.
Nicht jeder Boden für die Weinrebe geeignet
Bevor es ans Vermehren geht, sollte man wissen, dass man Weinreben nicht an eine Stelle pflanzt, wo zuvor bereits Wein stand. Sonst besteht die Gefahr einer sogenannten Rebenmüdigkeit. Die wird vermutlich durch eine Anreicherung bestimmter Bakterien im Boden hervorgerufen und kann nicht bekämpft werden. Diese Rebenmüdigkeit bleibt in der Regel für mindestens zehn Jahre im Boden. Über diesen Zeitraum sollte man demzufolge dort keinen Wein anbauen. Ansonsten stellen diese Pflanzen keine hohen Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit.
- Wachsen gut auf durchlässigen, mäßig feuchten und nährstoffreichen Lehmböden
- Kommen auch mit sandigen und steinigen Böden gut zurecht
- Bei Bedarf mit etwas Kompost oder Hornspänen verbessern
- Stark verdichtete Böden mit Sand oder Kies entsprechend aufwerten
- Wurzel schädigende Staunässe sollte vermieden werden
- Besonders schlechtem Boden, bei der Pflanzung etwas Dünger untermischen
- Dünger nicht direkt an den Wurzeln einarbeiten