Chili-Anzucht: Anleitung zum Aussäen und Pikieren
Inhaltsverzeichnis
Samenechte Chilisorten enthalten viele Samen, die bei der Zubereitung meist entfernt werden. Ein paar davon sollten Sie behalten. Jeder einzelne von ihnen kann sich im Folgejahr in eine grüne, reich tragende Pflanze verwandeln. Es gibt aber auch vielversprechende Samen im Handel. Beginnend mit der Aussaat warten einige Handgriffe auf den Gärtner, damit im Mai das Freiland zügig erobert werden kann.
F1 Hybride
Die erste Frage bei einer Chilizucht ist nicht nur die nach der richtigen Sorte, damit Fruchtfleisch und Schärfegrad eigenen Vorlieben entsprechen. Auch die Entscheidung, ob es „echte“ Samen oder F1 Hybride sein sollen, ist eine grundlegende.
- im Handeln sind inzwischen fast nur noch F1 Hybride erhältlich
- sie versprechen vor allem hohe Erträge
Die Samen der geernteten Chilischoten sind nicht sortenecht, sehr zur Freude der Agrarindustrie. Für den Nachbau müssen jedes Jahr aufs Neue Samen gekauft werden. Abgesehen davon, dass nur lohnende Sorten auf dem Markt dauerhaft einen Platz finden.
„Echte“ Samen
Wenn Sie die Artenvielfalt der Natur erhalten und auch ungewöhnliche, alte Chilisorten anbauen möchten, werden Sie in speziellen Onlineshops oder bei Saatbanken fündig. Von der späteren Ernte können Sie jederzeit selbst Samen für die Weitervermehrung gewinnen, vollkommen kostenlos. Die Agrarindustrie argumentiert mit einem höheren Ertrag der F1 Sorten, doch sind diese auch noch so randvoll mit wertvollen Inhaltsstoffen bepackt, wie die samenechten Sorten? Und wollen wir diese Abhängigkeit fördern?
Benötigte Menge
Selbst gewonnene Samen sind kostenlos und theoretisch in Hülle und Fülle verfügbar, gekaufte Samen sind dagegen portioniert und teuer. Vor der Aussaat stellt sich die Frage, wie viel Samen sind notwendig?
- die Größe der verfügbaren Beetfläche entscheidet
- pro Chilipflanze mit einem Radius von 30 bis 40 cm rechnen
- eine Reserve einplanen, da nicht alle Samen keimen werden
Samen aufbewahren
Bis zur Aussaat müssen die Samen richtig aufbewahrt werden, damit ihre Qualität nicht leidet. Am besten gut verschlossen, kühl, trocken und dunkel. Samen, die Sie aus reifen Schoten herauslösen, sollten Sie zuvor trocknen.
Keimtest
Beim Saatgut lässt nach Jahren die Keimfähigkeit immer mehr nach. Wen Sie nicht sicher sind, ob die Chilisamen noch keimfähig sind, können Sie im Januar einen Keimtest machen.
- einige Lagen Haushaltspapier anfeuchten
- auf einen Teller legen
- einige Samen darauf verteilen
- Klarsichtfolie darüber spannen
- ein paar Löcher hineinstechen
- warm aufstellen
Je nach Sorte wird nach zwei bis vier Wochen sichtbar, wie viele Samen tatsächlich gekeimt sind. Dieses Ergebnis kann auf alle Samen übertragen werden. Ist die Keimquote gering, müssen Sie entsprechend mehr Samen aussäen oder sogar neue Samen besorgen.
Zeit für die Aussaat
Chili, botanisch Capsicum annuum, benötigt zum Keimen Temperaturen über 20 Grad Celsius. Die Samen können hierzulande daher erst ab Mitte Mai im Freien ausgesät werden, weil erst danach kein Frost mehr droht. Es gibt leider nur ein Problem: die lange Dauer bis zur Ernte.
- die meisten Chilisorten benötigen lange bis zur Erntereife
- etwa 90 Tage nach der Aussaat
- einige Sorten sogar 120 Tage
Wer genau nachrechnet, stellt schnell fest, dass der Erntebeginn erst im August bzw. September fällt. Das ist viel zu spät, zumal die Saison klimabedingt nicht mehr lange andauern kann.
Wenn Sie früher und länger ernten möchten, dürfen Sie die Chilisamen nicht direkt im Beet aussäen, sondern im Mai junge Chilipflanzen an den Start schicken. Die Samen müssen zuvor in einem geeigneten Raum keimen.
- bereits im Februar mit der Aussaat beginnen
- allerspätestens im März
Anzuchterde
Am einfachsten ist es, wenn Sie Anzuchterde aus dem Fachhandel kaufen, die nährstoffarm und weitestgehend frei von schädlichen Keimen ist. Doch Chilis keimen auch in normaler Gartenerde. Diese können Sie zuvor im Backofen bei 200 Grad 30 Minuten sterilisieren, damit alle schädlichen Keime abgetötet werden.
Anzuchttöpfe
Wenn es um die frühe Aussaat von Samen geht, hat der Handel einiges anzubieten. Spezielle Anzuchttöpfe, Multitopfplatten oder kleine, beheizbare Zimmergewächshäuser sind dabei. Sie haben sicher ihre Vorteile, sind aber kein Muss. Chilisamen keimen auch in „alten“ Töpfen. Ob es leergelöffelte Joghurtbecher, alte Blumentöpfe oder sonstige Schalen sind, ist egal. Sie müssen nur folgende Voraussetzungen erfüllen:
- ausreichend groß sein
- mit Löchern versehen
- sauber ausgewaschen sein
Sie können mehrere kleine Töpfe von etwa 10 cm verwenden, in denen Sie jeweils 5-6 Samen aussäen oder gleich ein größeres Gefäß, dass für alle Samen ausreichend Platz bietet.
Anleitung für die Aussaat
- Legen Sie die Samen für einige Stunden in warmes Wasser, wo sie aufquellen können. Verwenden Sie für verschiedene Sorten separate Behälter, damit die Samen nicht durchmischt werden.
- Füllen Sie die Anzuchttöpfe mit Erde, lassen Sie nur etwa 2 cm frei.
- Gießen Sie die Erde an, bis sie ganz durchfeuchtet ist.
- Verteile Sie die Samen darauf. Der Abstand zwischen einzelne Samen sollte etwa 2 cm betragen.
- Bedecken Sie die Samen mit einer ca. 5 mm dicken Erdschicht.
- Befeuchten Sie noch die oberste Erdschicht mit lauwarmem Wasser. Verwenden Sie dafür am besten eine Sprühflasche, damit die Samen nicht von ihrer Position geschwemmt werden.
- Bedecken Sie die Töpfe noch mit Klarsichtfolie, damit die Erde nicht austrocknet.
Standort
Stellen Sie die Anzuchttöpfe an einen hellen und warmen Platz. Ein Fensterplatz über der Heizung ist optimal. Die Temperatur sollte über 20 Grad liegen. Je höher die Temperatur ist, umso schneller keimen die Samen. Bei 30 Grad Celsius beträgt die Keimdauer etwa 8-14 Tage.
Pflege
Behalten Sie die Aussaat im Auge, damit sich aus den Samen kräftige Pflänzchen entwickeln. Die Erde sollte durchgehend leicht feucht bleiben. Bei Staunässe kann sich schnell Schimmel ausbreiten. Lüften Sie die Abdeckung einmal täglich, bis die Samen gekeimt sind, danach kann sie ganz entfernt werden.
Pikieren
Etwa vier Wochen nach der Aussaat werden die Chilikeimlinge erste Laubblätter gebildet haben, dann ist es Zeit, sie zu pikieren. Wenn damit zu lange gewartet wird, wachsen die Pflänzchen in die Höhe, um mehr Licht zu ergattern. Die Stängel bleiben dabei dünn und schwach.
Material fürs Pikieren
Für das Pikieren von Chilis benötigen Sie:
- kleine Töpfchen von etwa 10 cm Durchmesser
- aus Plastik, Ton oder einem anderen Material
- frische Anzuchterde
- Pikierstab
Der Pikierstab ist hilfreich, um die Pflänzchen voneinander zu trennen und sie unbeschadet aus der Anzuchtschale zu holen. Den gleichen Dienst leistet aber auch ein Löffelstiel.
Ablauf
- Befeuchten Sie die Erde in der Anzuchtschale, weil sich dann die Chilipflänzchen leichter voneinander lösen.
- Füllen Sie alle Töpfchen mit Anzuchterde, lassen Sie dabei 1 cm frei.
- Stechen Sie in der Mitte mit dem Pikierstab ein 3-4 cm tiefes Loch hinein, in das der Sämling später hineinkommt.
- Wählen Sie unter allen Sämlingen diejenigen aus, die sich am besten entwickelt haben.
- Stechen Sie mit dem Pikierstab nah an den Sämling, und hebeln Sie ihn vorsichtig aus der Erde heraus. Es sollten nach Möglichkeit viele Wurzeln dranbleiben.
- Setzen Sie den Sämling bis zu den Keimblättern in das vorbereitete Pflanzloch ein. Die Wurzeln sollten sich dabei nicht zur Seite verbiegen.
- Pikieren Sie nacheinander so viele Sämling wie Sie benötigen.
- Drücken Sie die Erde an und gießen Sie sie vorsichtig.
- Stellen Sie alle Töpfchen an einen hellen Standort, der in den nächsten Tagen allerdings nicht direkt von der Sonne bestrahlt wird.
Pflege der Jungpflanzen
Die pikierten Pflanzen benötigen viel Licht, hohe Feuchtigkeit und Wärme um die 20 bis 22 Grad. Wenn sie nicht sehr hell stehen können, sollte auch die Umgebungstemperatur kühler ausfallen, da sie sonst vergeilen. Fangen Sie nach zwei Wochen mit den Düngergaben an und gewöhnen Sie die Pflänzchen schrittweise an die frische Luft.
Auspflanzen
Nach den Eisheiligen dürfen die Chilipflanzen endlich dauerhaft ins Freie. Lassen Sie sich durch warme Tage nicht dazu verleiten, sie früher auszupflanzen. Nachts kann die Temperatur unter 0 Grad absinken und die Pflanzen vernichten. Kalte Temperaturen können auch eine Wachstumshemmung auslösen, sodass sich die Pflanzen erst mit einer Verzögerung weiter entwickeln. Eine Chilipflanze muss nicht zwangsläufig in einem Beet wachsen. Große Kübel sind ebenfalls ideal für dieses Gemüse.