Quittenbaum schneiden – Zeitpunkt und Anleitung
Inhaltsverzeichnis
- Warum ist es wichtig, einen Quittenbaum zu schneiden?
- Wie oft sollte man den Quittenbaum beschneiden?
- Wann ist der beste Zeitpunkt für einen Rückschnitt?
- Die wichtigsten Arten des Rückschnitts
- Pflanzschnitt
- Pflege- oder Erhaltungsschnitt
- Erziehungsschnitt
- Verjüngungsschnitt
- Darf ich einen Quittenbaum radikal zurückschneiden?
- Schritt-für-Schritt Anleitung: So lichten Sie die Krone aus
- Schritt-für-Schritt Anleitung: So verjüngen Sie einen alten Quittenbaum
- Das erste und zweite Jahr
- Das zweite und dritte Jahr
Viele Obstbäume benötigen einen jährlichen Rückschnitt, damit sie Früchte tragen. Nicht so der Quittenbaum (Cydonia oblonga), der sich mit einem Auslichten der Krone zufrieden gibt. Das uralte Kulturobst wächst sehr langsam, jedoch mit einem Hang zu dichtem Wachstum. Ein Verjüngungsschnitt ist nur bei sehr alten, lange nicht geschnittenen Exemplaren notwendig.
Warum ist es wichtig, einen Quittenbaum zu schneiden?
Ein regelmäßiger Rückschnitt wie beim Apfelbaum ist bei der Quitte nicht notwendig. Allerdings strebt der Baum von Natur aus eher in die Höhe als in die Breite und hat deshalb eine Neigung dazu, eine dichte Krone auszubilden. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Triebe und Blätter gegenseitig um Licht konkurrieren, außerdem trocknet Nässe nur sehr schwer wieder ab. Feuchtigkeit jedoch ist ein Nährboden für verschiedene Pilz- und Bakterienkrankheiten, etwa die bei Quitten häufig auftretende Blattbräune. Da die Quitte außerdem lediglich an zwei- bis dreijährigen Trieben Früchte ausbildet, trägt ein Pflegeschnitt zur kontinuierlichen Verjüngung bei.
Wie oft sollte man den Quittenbaum beschneiden?
Quittenbäume wachsen sehr langsam, weshalb ein jährlicher Rückschnitt kontraproduktiv ist. Stattdessen raten erfahrene Obstgärtner dazu, die Baumkrone lediglich alle zwei bis drei Jahre gründlich auszulichten.
Wann ist der beste Zeitpunkt für einen Rückschnitt?
Der günstigste Zeitpunkt für den Baumschnitt ist das zeitige Frühjahr, meist zwischen Anfang bis Ende März. Der Baum steht so zeitig im Jahr noch nicht im vollen Saft, so dass die Blutungsgefahr niedrig ist. Außerdem steht die neue Vegetationsperiode schon vor der Tür, während der er neu austreiben kann. Achten Sie darauf, nur bei mildem Wetter zu schneiden. Bei Minusgraden neigt das etwas brüchige Holz der Quitte zum Splittern, zudem können durch in das frisch geschnittene Holz eindringenden Frost Kälteschäden entstehen. Alternativ ist auch ein Rückschnitt im Herbst, direkt nach der Ernte der letzten Früchte, möglich.
Die wichtigsten Arten des Rückschnitts
Jede Form des Obstbaumschnitts hat verschiedene Auswirkungen, je nachdem, was Sie erreichen wollen und wie Sie den jeweiligen Schnitt durchführen.
Pflanzschnitt
So mancher Obstbaum etwa benötigt schon bei der Pflanzung einen Rückschnitt, damit er umso schneller neu austreibt. Dies gilt jedoch nicht für Quitten! Einen jungen Quittenbaum lassen Sie am besten die ersten drei bis vier Jahre vollkommen in Ruhe wachsen – und zwar so lange, bis er zum ersten Mal Früchte ausgebildet hat. Danach ist der Zeitpunkt für einen ersten Baumschnitt gekommen. Ausnahme: Schneiden sollten Sie einen jungen Quittenbaum immer dann, wenn er viele sehr dünne, kreuz und quer wachsende Triebe ausbildet. Diese sind im Frühjahr auszulichten, um den Baum in die gewünschte Wuchsform zu bringen.
Pflege- oder Erhaltungsschnitt
Der so genannte Pflege- oder Erhaltungsschnitt dient der ständigen Verjüngung des Baumes und wirkt damit einer Verkahlung bzw. Vergreisung entgegen. Dabei entfernen Sie alle alten Triebe und Äste (sofern es sich nicht um Leittriebe handelt), lichten die Krone aus und schneiden krankes sowie abgestorbenes Holz ab. Ein Pflegeschnitt sollte beim Quittenbaum alle zwei bis drei Jahre durchgeführt werden. Wann ein solcher Schnitt tatsächlich notwendig ist, hängt einerseits vom individuellen Wachstum des Baumes und andererseits von den jeweiligen Witterungsverhältnissen im Frühjahr bzw. Herbst ab. Bei ungünstigem Wetter – wenn es etwa kalt ist oder sehr regnerisch – sehen Sie von etwaigen Schnittmaßnahmen besser ab.
Erziehungsschnitt
Ein Erziehungsschnitt wird vorgenommen, um ein Gehölz in eine bestimmte Wuchsform zu zwingen. Dabei entfernen Sie alle Triebe, die außerhalb der gewünschten Wuchsrichtung wachsen. Außerdem können weitere Erziehungsmaßnahmen wie beispielsweise das Anhängen von Gewichten, das Drahten (vor allem bei Bonsai) sowie das Aufbinden von Trieben und Ästen erfolgen. Bei jungen Quitten wird empfohlen, diese durch die beschriebenen Maßnahmen sowie – wenn es nötig ist – auch durch Schneiden zu einer breiten Krone zu erziehen. Dies wird wie folgt erzielt:
- drei bis vier starke Leitäste auswählen
- diese sollten möglichst waagerecht wachsen
- falls notwendig, mit angehängten Gewichten in die Waagerechte bringen
- alle anderen Äste entfernen
- vor allem nach unten und innen wachsende Äste und Triebe
- Krone auslichten
Auf diese Weise gelangt besonders viel Sonnenlicht in die oberen, fruchttragenden Bereiche der Quitte. Außerdem kann das Holz sowie das Blattwerk nach einem Regenguss umso schneller abtrocknen.
Verjüngungsschnitt
Ein Verjüngungsschnitt wiederum wird immer an alten Obstbäumen durchgeführt, die schon länger nicht mehr beschnitten wurden und dementsprechend verkahlt sind. Solche ungepflegten Bäume bilden meist nur noch wenige oder sogar gar keine Früchte mehr aus, die zudem – da das fruchttragende Holz oft eher dünn und schwach ist – die Triebe zum Brechen bringen. Das Verjüngen eines Baumes ist nicht mit einem einzelnen Schnitt getan, stattdessen müssen Sie über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren hinweg immer wieder zur Gartenschere greifen. Außerdem bildet die Quitte während des Prozesses keine oder nur wenige, minderwertige Früchte aus. Dafür aber zeigt sich der Erfolg ab dem dritten Jahr umso nachhaltiger!
Darf ich einen Quittenbaum radikal zurückschneiden?
Bei manchen stark verkahlten Gehölzen wird empfohlen, diese radikal abzuschneiden. Aus dem verbliebenen Stumpf wächst schließlich neues Holz nach und der Baum wird verjüngt. Derart radikal vorzugehen ist bei der Quitte nicht anzuraten: Da der Baum nur sehr langsam wächst, müssten Sie in diesem Fall lange warten bis er sich wieder erholt hat. Dennoch kann ein radikaler Baumschnitt bei arg vergreisten Exemplaren, die anders nicht mehr zu retten sind, sinnvoll sein.
Eine Anleitung für einen Radikal-Schnitt bei der Quitte:
- niemals den Stamm kappen
- Quitten sind oft veredelt, dann treibt nach der Kappung lediglich die Unterlage aus
- stattdessen sämtliche Zweige und Triebe aus der Krone entfernen
- lediglich drei bis vier Leittriebe übriglassen
- diese stark einkürzen
- sämtliche Seitentriebe / Schösslinge entfernen
Hinweis: Am besten verteilen Sie die beschriebenen Schnittmaßnahmen über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren, da der Baum sie dann besser verkraftet. Nach einem Radikalschnitt kann das betreffende Exemplar sonst absterben. Es gilt die „Ein-Drittel-Regel“, die Sie unter dem Punkt „So verjüngen Sie einen alten Quittenbaum“ näher erläutert finden.
Wann der beste Zeitpunkt für einen solchen Radikalschnitt ist, hängt von der Witterung ab. Sie können ihn sowohl im Herbst als auch im zeitigen Frühjahr durchführen, lediglich frostig oder regnerisch darf es nicht sein.
Schritt-für-Schritt Anleitung: So lichten Sie die Krone aus
Bei einem regelmäßigen Auslichten der Krone sowie dem rechtzeitigen Entfernen von Schösslingen (das sind Seitentriebe, die aus der Unterlage treiben) und Wassertrieben (dünne, nach oben schießende Triebe) bleibt Ihr Quittenbaum lange jung und trägt viele Früchte. Junge Triebe erkennen Sie übrigens an dem feinen Flaum, mit dem sie überzogen sind. Ältere haben diesen nicht mehr, sondern färben sich mit den Jahren schwarzbraun. Gehen Sie beim Schneiden am besten wie folgt vor:
- Totholz und krankes Holz wegschneiden
- überalterte Triebe wegschneiden bzw. stark einkürzen
- alle Wassertriebe und Schösslinge entfernen
- nach innen wachsende und sich überkreuzende Triebe entfernen
- zu dicht stehende Triebe wegschneiden
- auf eine gleichmäßige Kronenform achten
- dazu überlange, dünne Triebe einkürzen
Achten Sie beim Schneiden immer auf die Hygiene! Verwenden Sie stets scharfes, desinfiziertes Schneidewerkzeug und berühren Sie frische Schnittwunden nicht mit den Fingern. Stumpfe Scheren etc. fügen dem Baum Quetschungen zu, die nur schlecht verheilen. Außerdem können durch nicht gereinigtes Werkzeug Krankheitserreger ins Holz eindringen.
Schritt-für-Schritt Anleitung: So verjüngen Sie einen alten Quittenbaum
Die Verjüngung eines alten, vergreisten Quittenbaums nimmt meist zwei bis drei Jahre in Anspruch, da Sie pro Rückschnitt nicht mehr als ein Drittel der vorhandenen Äste entfernen sollten. Bedenken Sie, dass das Wurzelwerk analog zur Baumkrone gewachsen ist und die vom Rückschnitt ebenfalls betroffenen unterirdischen Baumteile absterben – in der Folge kann der ganze Baum stark geschwächt werden und nicht mehr die Kraft zu einem Neuaustrieb haben. Einen radikalen Schnitt sollten Sie also nur dann in Erwägung ziehen, wenn die Alternative die Rodung des Baumes wäre. Doch nun zur Anleitung für den verjüngenden Baumschnitt:
Das erste und zweite Jahr
Nehmen Sie den Schnitt im Herbst oder Frühjahr vor, wann auch immer die Witterung gerade am günstigsten ist. Bevor Sie schneiden, schauen Sie sich den Baum zunächst in Ruhe aus einigen Metern Entfernung an.
- einen starken Mitteltrieb bestimmen
- konkurrierende Mitteltriebe entfernen
- bei sehr starken Konkurrenztrieben nur zwei bis drei entfernen
- den Rest im Folgejahr
- Äste mit Obstbaumkrebs (erkennbar an dicken Wucherungen) entfernen
- auch hier nur zwei bis drei, sofern diese sehr dick sind
- drei bis vier waagerecht wachsende Leitäste auswählen
- diese gegebenenfalls etwas einkürzen
- Konkurrenztriebe entfernen
- Totholz und abgebrochene Zweige entfernen
Falls Sie mehr als ein Drittel des Holzes entfernen müssten, teilen Sie die Schnittmaßnahmen auf zwei Jahre auf.
Das zweite und dritte Jahr
Im zweiten Jahr nach dem Verjüngungsschnitt entwickelt der Baum viele Wasserschosser, die senkrecht nach oben wachsen und sehr dünn sind. Diese sollten Sie im Sommer entfernen, wobei Sie sie am besten ausreißen – nicht abschneiden! Auch sollten im ersten und zweiten Jahr des Schnitts eventuelle Fruchtansätze entfernt werden, damit der Baum genug Kraft für einen Neuaustrieb hat.