Wann sind Stachelbeeren reif? So ernten Sie die Beeren richtig
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Die Vorfreude ist groß, wenn sich am Stachelbeerstrauch scharenweise die verheißungsvollen Beeren versammeln. Gut zu wissen, dass die verführerischen Früchte nicht auf einen fest zementierten Erntetermin pochen. Vielmehr geben Sorte und Verwendungszweck den idealen Zeitpunkt vor. Es kann sogar ein Vorteil sein, Stachelbeeren halbreif zu pflücken. Lernen Sie hier alle Optionen kennen für einen unbeschwerten Fruchtgenuss aus eigenem Anbau. Diese Anleitung erklärt, wann und wie Sie die Beeren richtig ernten.
Zeitfenster für die Ernte öffnet sich Ende Juni
Die lange Kulturgeschichte von Stachelbeeren beschert dem modernen Hausgärtner eine Vielzahl bewährter Sorten, die sich unter anderem auszeichnen durch gestaffelte Reifezeiten. Die sehr frühe Blütezeit ab April bietet in diesem Zusammenhang eine höhere Flexibilität, als bei später blühenden Beerenobst-Arten. Da die Selektion bereits im 16. Jahrhundert in Kloster- und Bauerngärten ihren Anfang nahm, steht heute für nahezu jeden Geschmack und Erntewunsch eine passende Stachelbeer-Sorte zur Verfügung. Grenzen setzen dabei lediglich die klimatischen Verhältnisse Mitteleuropas. Im Rahmen der Sortenwahl können Sie daher einen gewissen Einfluss darauf nehmen, wann Ihre Stachelbeeren reif für die Ernte sind. Der folgende Überblick zeigt die Optionen auf:
- Hönings Früheste: reif ab Ende Juni/Anfang Juli
- Rokula: reif ab Anfang/Mitte Juli
- Rolanda: reif ab Mitte/Ende Juli
- Weiße Triumph: reif ab Mitte Juli
- Rote Triumph: eine bis zwei Wochen später reif als die Schwestersorte
- Reflamba: reif ab Ende Juli/Anfang August
Diese repräsentative Liste zeigt auf, dass mit einer klugen Kombination aus frühen, mittelspäten und späten Sorten das Zeitfenster für die Ernte von Stachelbeeren von Juni bis August geöffnet bleibt.
Verschiedene Reifestadien bestimmen das Geschmackserlebnis
Geht es um den konkreten Tag für die Ernte, beweisen Stachelbeeren erneut ihre Flexibilität. Im Verlauf ihrer Reifezeit bieten die Sorten unterschiedliche Gaumenkitzel, abhängig vom aktuellen Zustand der Beeren. Wünschen Sie die belebende Wirkung eines säuerlichen Fruchtgeschmacks, pflücken Sie die Beeren etwas früher. Favorisieren Sie das Erlebnis fruchtiger Süße, sollten die Stachelbeeren ein wenig länger von der Sonne verwöhnt werden.
Erst eine Druckprobe gibt demnach die beste Antwort auf Ihre Frage: Wann sind Stachelbeeren reif?
So geht es:
- Die zu prüfende Beere zwischen Zeigefinger und Daumen erfassen
- Mit beiden Fingern einen leichten Druck auf die Schale ausüben
- Harte Schale und hartes Fruchtfleisch: saurer Geschmack für hartgesottene Stachelbeer-Freunde
- Harte Schale und weiches Fruchtfleisch: knackiger Genuss mit fruchtig-säuerlichem Aroma
- Weiche Schale und weiches Fruchtfleisch: der süßeste Geschmack, den Stachelbeeren zu bieten haben
Fernerhin gibt die Intensität der Schalenfarbe Auskunft über den Reifezustand einer Stachelbeere. Grüne Sorten sind im frühen, säuerlichen Stadium hell-grün. Vollreif nimmt die Schale eine gelbe Farbe an. Weiße Sorten verdanken ihren Namen dem Umstand, dass sie bei Vollreife nahezu durchsichtig erscheinen. Rote Sorten signalisieren einen sauren Gaumenschmaus, wenn sie noch grünlich-rot gefärbt sind. Erst mit dunkler, sattroter Farbe versprechen diese Stachelbeeren ein Maximum an Süße.
Grünpflücke für Marmelade und Kompott
Vollreife Stachelbeeren sind vornehmlich für den Frischverzehr geeignet, da sie nur kurze Zeit lagerfähig sind. Darüber hinaus befindet sich ihr Gehalt an Pektin zum Zeitpunkt der Genussreife auf dem niedrigsten Stand. Um ausgereifte Stachelbeeren einzukochen zu Marmelade oder Kompott, sind große Mengen an Gelierzucker hinzuzugeben. Das muss nicht sein, denn halbreife Früchte punkten mit einem hohen Gehalt an Pektin, was die Zugabe weiterer Geliermittel reduziert oder gar vollständig erübrigt.
Um Stachelbeeren natürlich, gesund und kalorienarm einzukochen, ernten Sie daher Mitte Mai einen Teil der noch grünen Früchte. Auf diese Weise sparen Sie einerseits die Zugabe von Gelierzucker oder anderen Geliermitteln. Andererseits haben die verbliebenen Beeren optimierten Zugang zum Sonnenlicht und mehr Platz für ihr Wachstum. Das ergibt bei Vollreife größere Stachelbeeren mit einem höheren Gehalt an Fruchtzucker, was die Freude am Frischverzehr hebt.
Stachelbeeren richtig ernten
Haben Sie mit Bedacht den perfekten Zeitpunkt für die Ernte ermittelt, ist eine letzte Hürde vor dem Fruchtgenuss zu nehmen. Zahlreiche Premium-Sorten sind mit Dornen bewehrt, die schmerzhafte Kratzer auf der Haut hinterlassen. Um dieser Belästigung aus dem Weg zu gehen, sollten Sie sich nicht ungeschützt den wehrhaften Beerensträuchern nähern. So ernten Sie Ihre Stachelbeeren richtig:
- Dornenfeste Handschuhe überziehen mit langen Stulpen über dem Ellbogen
- Die Beine mit hohen Gummistiefeln schützen
- Idealerweise eine Schutzbrille anlegen
- Mit einer Hand den Zweig erfassen und hochziehen
- Mit der anderen Hand die Stachelbeeren abpflücken
Den Wunsch nach dornenlosen Stachelbeer-Sorten haben kundige Züchter in großer Auswahl erfüllt. Wer sich nicht mit umständlichen Schutzvorkehrungen herumplagen möchte, baut unbewehrte Sträucher an. Bekannte Sorten sind Spinefree und Larell, mit süßen, roten Früchten. Allerdings geht der Verzicht auf Dornen in der Regel zulasten der Ertragskraft. Daher entscheiden sich Hausgärtner gerne für einen Kompromiss und bauen Sorten an mit wenigen Stacheln. Ein Paradebeispiel ist Redeva, ein Massenträger mit großen, purpurroten Stachelbeeren und geringer Bewehrung.
Fazit
Auf ihren säuerlich-fruchtigen Gaumenkitzel will kein Hausgärtner verzichten, denn erst mit Stachelbeeren ist der Pflanzplan mit Obstgarten komplett. Damit der Fruchtgenuss nicht in einer Enttäuschung endet, sollte der Termin für die Ernte mit Bedacht gewählt sein. Ende Juni öffnet die früheste aller Sorten, Hönings Früheste, das Zeitfenster für die Ernte, das sich erst mit späten Sorten, wie Reflamba, Anfang August schließt. Unschlagbar lecker für den Frischverzehr sind vollreife, durchgefärbte Beeren mit weicher Schale und weichem Fruchtfleisch. Für den säuerlichen Frische-Kick sorgen in den Tagen und Wochen zuvor Stachelbeeren, deren Schale auf leichten Fingerdruck noch fest ist. Bereits Mitte Mai beginnt die Grünpflücke und beschert Ihnen halbreife Stachelbeeren mit einem so hohen Pektingehalt, dass Sie für die Zubereitung von Marmelade und Kompott keinen oder sehr wenig Gelierzucker zugeben müssen. Damit Hautverletzungen durch die Dornen keinen Schatten werfen auf den saftigen Stachelbeer-Genuss, legen Sie bitte für die Ernte Schutzkleidung an oder bauen einfach unbewehrte Sorten an.