Pflege von neuem Rollrasen – Mähen und Düngen im ersten Jahr
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Aufwendige Bodenvorbereitung, nicht so aufwendige, aber aufregende Verlegung – nun liegt der Rollrasen und will genossen werden, aber vergessen Sie im ersten Jahr auf keinen Fall die Pflege, sonst hat das Genießen bald ein Ende:
Rollrasen im ersten Jahr mähen
Gräser haben sich in Naturlandschaften zum flächendeckenden Bodenbewuchs entwickelt und werden in Kulturlandschaften als ebensolcher genutzt, weil die Pflanzen in ihrer ganzen Wuchsgestalt (bodennahe Erneuerungsknospen, schützende Blattscheiden am Halm, zahlreiche Teilblütenstände an besonders biegsamen Halmen) darauf ausgerichtet sind, laufend abgefressen zu werden. Einer Graspflanze macht es überhaupt nichts aus, wenn ihr oberer Teil dauernd entfernt wird, ob von Schaf, Kuh oder Rasenmäher.
Da jeder einzelne Halm und jede einzelne Pflanze eine mikromäßig andere Wuchsgeschwindigkeit haben, entwickeln sich Rasenflächen, die weder abgefressen noch abgemäht werden, zu Grünflächen mit Pflanzen ganz verschiedener Höhen und Stärken. Je öfter Sie die Graspflanzen auf eine Höhe bringen und damit auch die Wuchsbedingungen für die einzelnen Pflanzen angleichen (unterschiedlicher Wuchs potenziert sich, die Pflanze mit längeren Halmen ist auch kräftiger und beansprucht mehr Nährstoffe als ihr schwächerer Nachbar), desto gleichmäßiger werden sich die einzelnen Graspflanzen entwickeln.
Das optimale Ergebnis solcher Bemühungen, durch Pflege und Mähen jeder Graspflanze die gleichen Wachstumsbedingungen zu bieten, sieht aus wie eine Fläche dicht nebeneinander aufgestellter 5-cm-Halme und nennt sich „englischer Rasen“. Um unterschiedlichen Wuchs der Einzelpflanzen gleich im Ansatz zu unterbinden, wird ein junger Rasen möglichst früh gemäht, egal ob es sich um die jungen Halme einer Aussaat handelt oder um einen Rollrasen, der neu am Ort liegt.
In der Frage, wann ein Rollrasen das erste Mal gemäht werden soll, und den teilweise widersprüchlichen Antworten auf diese Frage in den Pflege-Anleitungen macht sich ganz besonders bemerkbar, dass der Rollrasen eben doch kein ganz normaler Rasen ist. Denn der ganz normale Rasen dürfte erst einmal ein paar Wochen oder ein paar Monate wachsen, bevor er richtet belastet wird, während bei Rollrasen versprochen wird, dass er in wenigen Tagen betreten werden kann.
Stimmt ja auch, oben liegt ein kräftiger, bis zu 1,5 Jahre alter Rasen, warum sollte der nicht betreten werden? Nur sind die Wurzeln untendrunter noch mit Anwachsen beschäftigt – und wenn einerseits zu lesen ist, dass der Rollrasen während der Anwuchszeit von 14 Tagen gut gegossen und möglichst nicht betreten werden soll, aber einerseits empfohlen wird, ihn spätestens nach einer Woche das erste Mal zu mähen, scheint sich das zu widersprechen.
Für „Kenner der Szene“ und aufmerksame Beobachter steckt in diesen Aussagen kein Widerspruch. Gemeint ist, dass der Rollrasen das erste Mal gemäht werden soll, wenn er soweit angewachsen ist, dass die Wurzeln sich bereits aus dem Boden ernähren. Denn ab diesem (natürlich sehr gleitenden) Moment fängt auch die Pflanzenmasse im oberen Bereich an zu wachsen, ab dann sollte der Rasen so oft wie möglich gemäht werden, weil jedes Mähen ihn gleichmäßiger macht und der Schnitt des Halmes den Wachstum und Verzweigung anregt.
Deshalb wird das erste Mal gemäht, wenn ein mit 4-5 cm Länge gelieferter Rollrasen durchschnittlich 6-7 cm hoch ist (oder ein mit 3-4 cm Länge gelieferter Rollrasen durchschnittlich 5-6 cm hoch ist; das ist aber nur bei sehr feinen Rasenqualitäten denkbar, weil bei Sport-Gebrauchs-Rasen eine so tiefe Mahd schon fast das Wurzelgeflecht ankratzt).
Vorher sollte der Rasen ein bis zwei Tage nicht gewässert werden, damit er besser zu betreten ist; und es wäre sehr viel günstiger, wenn der 45 kg schwere Sprössling mit dem alten, aber scharfen und leichten Handrasenmäher ans Werk geht als wenn das 110 kg schwere Familienoberhaupt die schweren neue Mähmaschine einweiht. Bei den ersten Mahden (bzw. immer, wenn Sie eine Fläche im Sinn haben, die einem englischen Rasen ähnelt) sollten ohnehin nicht mehr als 2 cm abgemäht werden.
Da das kaum jemand durchhält, können Sie sich für die Mahd der Zukunft folgende Faustregel merken: Mindestens einmal in der Woche mähen, aber nicht mehr als ein Drittel der Höhe wegnehmen – wenn Sie länger warten und dann vielleicht noch zu kurz mähen, um die Abstände zum nächsten Mähen zu vergrößern, laufen Sie Gefahr, dass einzelne Graspflanzen aufgeben und keine neuen Triebe mehr bilden, das kann Löcher im Rasen geben. Zu kurz ist die Mahd immer, wenn der gemähte Rasen merklich heller ist als der ungemähte, dann also Mäher etwas höher einstellen.
Am Anfang sollten Sie aber immer nur den wirklich trockenen (abgetrockneten) Rasen mähen; und den immer erst dann Mähen, wenn 2 – 3 cm nachgewachsen sind. Sie sollten den Rasenschnitt in der Anfangszeit auch nicht auf dem Rasen liegen lassen, selbst wenn Sie einen Mulchmäher gekauft haben und planen, im Rahmen organischer Düngung auch das Schnittgut als Biodüngung auf dem Rasen zu belassen. Denn der zum Anwachsen eifrig bewässerte Rasen ist in diesem Stadium ohnehin gesteigert pilzgefährdet, was durch Verdichtung mit feuchtem Schnittgut noch gefördert würde. Nach ca. 14 Tagen können Sie den Rollrasen vorsichtig öfter begehen, aber erst nach etwa sechs Wochen ist er so vollständig verwurzelt, dass er eine Einheit darstellt (und wahrscheinlich das erste Fußballspiel verträgt).
Rollrasen im ersten Jahr düngen
Je nachdem, wie die Weichen bereits bei der Bodenvorbereitung gelegt wurden, wird der Rollrasen im ersten Jahr wie folgt gedüngt:
Konventioneller synthetischer Mineraldünger (Kunstdünger)
Wenn Sie konventionell düngen, haben Sie Starterdünger aufgebracht, und schon vor Ausbringung dieses Starterdüngers hoffentlich per Bodenanalyse den Nährstoffbedarf bestimmen lassen. In diesem Fall wissen Sie, was Sie düngen müssen, vielleicht nur nicht genau, wann der Rasen das erste Mal gedüngt werden sollte. Das hängt bei konventioneller Düngung letztlich von der Versorgung beim Lieferanten bzw. davon ab, ob Sie den Rollrasen vorgedüngt bestellt haben. Im Allgemeinen wird empfohlen, 4 – 6 Wochen nach dem Anwachsen (ersten Mähen) des Rollrasens mit dem Düngen zu beginnen; je nach Vordüngung halbe oder ganze in der Bodenanalyse empfohlenen Menge.
Wenn Sie ohne Bodenanalyse düngen, können Sie sich nach den Anweisungen/Vorschlägen der Herstellers richten; je mehr sich der neue Standort bemerkbar macht, wird diese Art des Düngens allerdings zum „Düngen im Blindflug“. Was heute weniger denn je empfohlen wird: Die Güllemengen, die von der Landwirtschaft ausgebracht werden, setzen dem Grundwasser bereits genug zu; sinnvolles Düngen ist immer auch gezieltes Düngen, eine wichtige Voraussetzung für das längerfristige gute Gedeihen des Rollrasens.
Also sollten Sie im Zweifelsfall die Bodenanalyse möglichst schnell nachholen, um den Rasen anschließend mit dem empfohlenen Dünger zu verwöhnen. Bodenanalyse-Unternehmen in der Nähe Ihres Heimatorts nennt Ihnen das Umweltamt Ihrer Gemeinde oder das Internet auf Suche nach „Bodenanalyse“ +“Heimatort“. Im ersten Jahr sollten Sie jede Dünge-Empfehlung zurückhaltend auslegen, solange der Rasen gut wächst – ein wenig Anstrengung macht den Rasen nur kräftiger.
Auch später sollten Sie im „konventionell“, also unter Einsatz von Kunstdünger und Pflanzenschutzmitteln geführten Garten darauf achten, rechtzeitig die nächste Bodenanalyse anfertigen zu lassen, weil der schnell wirkende Dünger für das Bodenleben nur so lange ansatzweise erträglich ist, wie er nicht überdüngt wird.
Organisches Düngen
Wenn Sie wenig Arbeit mit Ihrem Rasen haben möchten, sollten Sie das Bodenleben nicht durch Mineraldünger gefährden, sondern durch organischen Dünger füttern.
Es gibt zahlreiche Argumente für organische Düngung, von denen die wichtigsten z. B. im Artikel „Rasenpflege im Frühjahr – so kalken, düngen und mähen Sie richtig“ nachzulesen sind; und es gibt zum ganzen Thema umfassende, faszinierende Abhandlungen im Netz, die z. B. hier: www.planet-wissen.de/natur/umwelt/lebendiger_boden/pwiebodenleben100.html aufzurufen sind.
Weshalb hier einmal vor allem auf die praktische Seite eingegangen werden soll: In einem natürlich gepflegten Gartenboden werden durch eben diese organische Düngung Millionen von Bodenlebewesen pro Quadratmeter gefüttert, die vollkommen umsonst entscheidende Gartenarbeit für Sie erledigen. Was anders herum heißt, dass Sie in einem organisch gedüngten Garten, in dem sich ein gewisses Gleichgewicht eingependelt hat, nicht mehr viel zu tun haben.
Sie können ohne schwierige Erdvorbereitung pflanzen und säen, nur bei besonders genügsamen oder besonders hungrigen Pflanzen muss vielleicht ein wenig Sand oder ein wenig Nährstoff zugegeben werden; und Sie sollten darauf achten, dass Sie die Vielfalt des Bodenlebens nicht verringern, indem Sie jahrelang die gleichen Pflanzen auf die gleichen Standorte setzen. Ansonsten müssen Sie noch die Pflanzen schneiden, die einen regelmäßigen Beschnitt brauchen, und sich überlegen, wo im Garten das Schnittgut am besten verrotten soll; bei viel zu trockenem Wetter irgendwann etwas gießen (wobei ein gut versorgter Boden mit Mulche oder Pflanzendecke sehr viel mehr Feuchtigkeit speichert als ein „nackter“ Mineraldünger-Boden) und laufend ein buntes Gemisch von Nährstoffen nachlegen, das von den Bodenlebewesen verarbeitet wird (die auch viele Haushaltsreste mögen) – that’s it, wenig Arbeit, viel Garten.
So betrachtet erscheinen alle Gärtner „wie mit dem Klammerbeutel gepudert“, die ständig für teures Geld Mineraldünger kaufen, den aufwendig verteilen, nachdem Sie vorher mit einigem Aufwand den Boden zur Bodenanalyse geschickt haben, mehrere Nachmittage im Monat damit verbringen, Pflanzenreste zur Entsorgung zu zerkleinern und zu verpacken und natürlich die ganzen Pflanzenkrankheiten und Schädlinge (teuer und aufwendig) zu bekämpfen, die sich in den „konventionell geführten Gärten“ regelmäßig einstellen.
Nun ist ein Garten nicht sofort im ökologischen Gleichgewicht, sondern braucht zum Einpendeln dieses Gleichgewichts ein wenig Unterstützung des Gärtners (im lässig verwilderten Staudengarten erstaunlich wenig, im rundum mit Nutzpflanzen belegten Zier- und Gebrauchsgarten etwas mehr); und die organische Düngung ist auch nur für Menschen zu empfehlen, die wenigstens etwas Natur (samt natürlicher Unordnung) in ihrem Garten ertragen können.
Aber konventionell im Sinne von traditionell und natürlich ist an dieser „konventionellen Gartenführung“ nur so viel, wie der Verkäufer im nächsten Gartencenter Ihnen zugesteht, wenn oder weil er merkt, dass er hier nicht mehr verkaufen kann.
Die Umstellung auf organische Düngung
Da das gerade immer mehr Menschen klar wird, erlebt die naturnahe Gartenführung mit organischer Düngung gerade einen gewaltigen Aufschwung. Immer mehr Menschen stellen deshalb auf organische Düngung um, was wieder eigene Fragen aufwirft:
Wenn Sie bereits auf organischen Dünger umgestellt haben, aber einen mit Mineraldünger vorgedüngten Rollrasen verlegt haben, können Sie bei der Bodenvorbereitung Kompost, kurz vor dem Verlegen den mitgelieferten Starterdünger (knapp bemessen) und 4-6 Wochen nach dem Anwachsen organisch-mineralischen Rasendüngen ausbringen, also zunächst beide Dünger mischen. In Zukunft fahren Sie die Mineraldüngermengen immer weiter zugunsten lang und langsam wirkender organischer Dünger zurück; wenn der Rasen zwischendurch in Mängelzustände abzugleiten droht, hilft schneller pflanzenverfügbarer Flüssigdünger aus dem Handel oder in Form von Pflanzenjauche.
Wenn die Umstellung auf organische Düngung mit dem Verlegen des Rollrasens beginnen soll, können Sie im Grunde genauso verfahren; die Umstellung dauert halt nur ein wenig länger. Wenn es geschafft ist, müssen Sie für das Düngen immer weniger Zeit aufbringen. Anfangs noch etwas mehr, um organischen Rasendünger aus dem Handel auszubringen; wenn Sie der Spaß am Kreislauf-Düngen packt, wird der Rasen vermutlich irgendwann nur noch mit Kompost, zerkleinerter Pflanzenmasse aus dem Mulchmäher und Haushaltsresten versorgt.
Bei dem, was im Haushalt übrig bleibt, sind nämlich viele nährreiche Substanzen dabei, die den Pflanzen zugeführt werden können, eine Zusammenstellung „natürlicher Dünger zum Appetitmachen“ finden Sie z. B. im Artikel „Geranien perfekt düngen – die besten Geraniendünger und Hausmittel“. Die Liste ist lang, von Aquarien-Wasser (mit Kalium und Stickstoff) bis zu Kaminasche (reich an Kalium und Kalk, Eisen und Phosphat), vom Kaffeesatz (der einen Volldünger ersetzen kann) bis zum Speisenatron (das bei saurem Rasenboden mit Moos den pH-Wert korrigiert, sodass es das Moos in Zukunft schwer hat).
Die Liste geht natürlich im Garten weiter: Zu Dünger werden Substanzen wie Pflanzenschrot (aus gehäckselten Pflanzenresten), der selbstverständlich dem Kompost zugeführt wird; Pferdedung (der mindestens ein paar Monate gelagert wurde), Hornspäne aus dem Reitstall und Jauche aus dem eigenen Unkraut (z. B. Brennnesseln als Dünger in vergorener und weit verdünnter Form, der frische Ansatz ist eines der wichtigsten natürlichen Pflanzenschutzmittel). Im Gartenbereich fällt auch manchmal Guano an, einer der besten organischen Dünger, der entsteht, wenn Vögel auf Kalkstein kötteln – Guano entsteht damit auch unter dem Futterhäuschen, das über einer Kalksteinpflasterfläche hängt, er muss nur eine Weile auf dem Kompost ausdampfen. Und wenn das alles einmal knapp sein sollte, hilft organischer Flüssigdünger (der eigentlich drinnen die Topfpflanzen düngt, aber auch dem Rasen schnell verfügbare Nährstoffe gibt, wenn es zwischendurch nötig sein sollte).
Da organische Dünger erst von Bodenlebewesen zersetzt werden müssen und der Rasen mit seinem dichten Wurzelgeflecht besser mindestens halb zersetzen Dünger aufnimmt, sollten all diese Stoffe zunächst dem Kompost zugeführt werden, um mit bzw. über diesen den Rasen zu düngen (leicht einharken). Nur der Rasenschnitt darf gleich auf dem Rasen verrotten, wenn er durch einen Rasenmäher mit Mulchfunktion entsprechend kleingehäckselt wurde.