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Weinanbau im Garten | Grundlagen-Anleitung

Anbau ertragreicher Weinreben ist ein Traum, den sich jeder Hausgärtner erfüllen kann. Es ist modernen Sorten zu verdanken, dass die legendäre Kulturpflanze auch jenseits wintermilder Weinbauregionen prächtig gedeiht und eine reiche Traubenernte beschert. Damit das gärtnerische Bravourstück gelingt, sind wichtige Voraussetzungen zu beachten. Diese Grundlagen-Anleitung macht Sie vertraut mit einer sachkundigen Vorgehensweise rund um den ertragreichen Weinanbau im Garten. Lesen Sie hier praxisbezogen und nachvollziehbar, wie Sie Weinreben richtig pflanzen, pflegen und schneiden.

Video-Tipp

Aufschlussreiche Infos zum Wachstum

Zum Einstieg in die Grundlagen-Anleitung laden wir Sie ein zu einem kurzen Ausflug in die floralen Besonderheiten von Weinreben. Fundierte Kenntnisse zum Wachstum von Wein optimieren den privaten Anbau im Garten für Einsteiger auf Anhieb. Wilder Wein (Vitis vinifera) ist beheimatet im Mittelmeerraum und diente vor 5.000 Jahren als Stammvater von Edelreben (Vitis vinifera ssp. vinifera). Besonderer Vorteil von Edelreben ist das Wachstum mit zwittrigen Blüten, was den Prozess der Befruchtung erheblich vereinfacht.

Wein - Vitis

Weinreben gedeihen als wuchsstarke Kletterpflanzen, die ohne einen Schnitt bis zu 10 Metern Höhe erreichen, sofern eine Kletterhilfe zur Verfügung steht. Aus nahezu jedem Triebknoten sprießt ein Blatt von 5 bis 15 Zentimetern Größe, dem eine Sprossranke gegenüberliegt. Die gelb-grünen Blüten sind recht unscheinbar. Sie erscheinen zwischen Mitte Mai und Mitte Juli in dichten Rispen, stets an den Knoten diesjähriger Triebe. Die eigentlichen Weintrauben bilden sich bis zum Herbst aus den einzelnen Blüten. Weinreben sind ausgestattet mit einer ausgeprägten Schnittverträglichkeit, was Hausgärtnern mannigfaltige Optionen ermöglicht für eine ebenso dekorative, wie ertragreiche Erziehung. Bewährte Sorten verfügen über eine gute Winterhärte, was sie für den privaten Weinanbau interessant macht.

Standort und Bodenqualität

Bedenken Sie bei der Standortwahl, dass Weinreben hierzulande nicht auf den Heimvorteil anderer Beerensträucher zurückgreifen können. Je mehr die lokalen Licht- und Temperaturverhältnisse an mediterrane Bedingungen heranreichen, desto vitaler und ertragreicher wird Ihr Weinstock gedeihen. Damit Wein- und Tafeltrauben gut ausreifen, sollte der Standort so beschaffen sein:

  • Vollsonnige Lage am wärmsten Platz im Garten
  • Gerne an einer Fassade oder Pergola mit Südausrichtung
  • Nährstoffreicher, humoser und gut durchlässiger Boden
  • Frisch bis mäßig feucht ohne Gefahr von Staunässe

In Bezug auf die Bodenqualität gibt eine Weinrebe sich flexibel. Legendäre Weinbaulagen in Deutschland gibt es sowohl auf leicht sauren Sandsteinböden als auch auf kalkhaltigen Mergelböden. Wichtiger als der pH-Wert des Erdreichs, ist eine tiefgründige, feucht-mineralische Struktur, die sich im Frühling rasch erwärmt.

Kletterhilfe – Ideen und Tipps

Die erfolgreiche Erziehung von Weinreben im Hausgarten ist dem professionellen Weinbau abgeschaut und bezieht dekorative Aspekte mit ein. Gerne kombinieren Hobbygärtner Weinanbau und Fassadenbegrünung, indem Seilsysteme oder Gitterkonstruktionen an Hauswänden befestigt werden. Hoch im Kurs stehen fernerhin freistehende Rankgerüste. Je nach Spalier oder Kletterhilfe gedeiht ein senkrechter Weinstock mit einem, zwei oder drei langen, waagerechten Leittrieben, die das wertvolle Fruchtholz tragen. Für den Einstieg empfehlenswert sind zwischen Stützpfählen gespannte Drähte oder ein schlichtes Holzgerüst, um Weinranken daran festzubinden. Mittig positionieren Sie einen Holzpfahl, um daran den Stamm gerade und bruchsicher bis zur gewünschten Höhe aufzuleiten.

Tipp:

Am Wandspalier gezogene Weinreben können im Laufe der Jahre Mauerschäden verursachen. Ursache sind die langlebigen Leittriebe, die stetig dicker werden. Alle Äste, die zum tragenden Gerüst gehören, binden Sie bitte außen auf das Spalier. Kurzlebige Fruchtranken verschneiden Sie alljährlich, sodass die Triebe hinter dem Spalier angebunden werden können.

Pflanzen

Beste Pflanzzeit ist von Mitte April bis Mitte Mai. Tränken Sie vorab den eingetopften Wurzelballen in Wasser, bis keine Luftbläschen mehr aufsteigen. So pflanzen Sie eine Weinrebe richtig:

  • Eine 40 bis 50 Zentimeter tiefe Pflanzgrube ausheben
  • Grubensohle mit dem Spaten gut auflockern
  • Aushub vermischen mit Kompost und Hornspänen
  • Wassergetränkten Wurzelballen austopfen und mittig einsetzen
  • In leichter Schrägausrichtung zum Spalier pflanzen
  • Wichtig: verdickte Veredelungsstelle ragt 8 bis 10 Zentimeter aus dem Boden heraus

Treten Sie die Erde fest und formen mit dem Spaten einen Gießring. Anschließend gießen Sie die Weinrebe mit 5 bis 10 Litern Wasser an.

Tipp:

In Baumschulen und Gartencentern angebotene Weinreben sind selbstfruchtbar. Dank ihrer zwittrigen Blüten reicht eine Pflanze aus, um frische Trauben zu ernten. Die Bestäubung erledigt zumeist der Wind.

Erziehen und schneiden

Wein - Vitis

Die Schnittpflege beginnt im Pflanzjahr und setzt sich kontinuierlich fort. Idealerweise verschneiden Sie einen Weinstock zweimal im Jahr. Der Hauptschnitt erfolgt im Winter, gefolgt von einem Pflegeschnitt im Frühsommer. So meistern Sie den Rebschnitt im Garten vorbildlich:

Erziehungsschnitt

Professionelle Weinbauer erziehen ihre Reben mit kurzem Stamm und einjährigen Fruchtranken. Unter Einbeziehung einer dekorativen Komponente kultivieren Hobbygärtner Rebspaliere gerne mit einem langlebigen Gerüst, das etagenweise in die Höhe und zur Seite erzogen wird. Der ideale Abstand zwischen zwei Etagen beträgt mindestens 60 Zentimeter. Gerüsttriebe werden bis zu 10 Meter lang und bleiben viele Jahrzehnte lang vital. Nur in besonderen Ausnahmefällen wird ein Gerüsttrieb durch junges Holz ersetzt. Von einem Gerüsttrieb gehen die kurzlebigen Fruchttriebe aus, die einem alljährlichen Schnitt unterzogen werden. Diese klare Gliederung nimmt im Pflanzjahr ihren Anfang. So gehen Sie fachkundig vor:

  • Im Pflanzjahr den kräftigsten Trieb am Stützpfahl oder Spanndraht anbinden
  • Obacht: die ballige Veredelungsstelle nicht mit Bindematerial überdecken
  • Alle übrigen Bodentriebe entfernen
  • Im Sommer des Pflanzjahres seitliche Triebe und Blätter abschneiden

Bis zum Herbst des Pflanzjahres hat der Stamm eine Höhe von 60 bis 80 Zentimetern erreicht. Binden Sie den Trieb kontinuierlich am Stützpfahl an. Im Februar oder März des zweiten Standjahres schneiden Sie an einem frostfreien Tag den Stammtrieb oberhalb von zwei Augen, aus denen bis zum Sommer seitliche Leittriebe wachsen. Diese binden Sie rechts und links waagerecht an Drähten an. In den Folgejahren verlängern Sie die Gerüsttriebe in jede Richtung um maximal 100 Zentimeter, bis der Weinstock in Höhe und Breite das Spalier vollständig bewächst.

Sommerschnitt

Mit Beginn der Ertragsphase wächst aus jeder Knospe eines Gerüsttriebs ein Seitentrieb. Leiten Sie die Seitentriebe senkrecht am Spalier empor mit weichem Bindematerial, das nicht einschneidet. Der Abstand zwischen den Seitentrieben sollte etwa 20 Zentimeter betragen. Überzählige Triebe werden entfernt. An der Basis ausgewählter Seitentriebe bilden sich Knospen und Blüten. Achten Sie daher auf eine ausreichende Lichtzufuhr und entfernen alle Pflanzenteile, die Blüten und Fruchtanlagen beschatten. Im Juni schneiden Sie die langen, diesjährigen Fruchtranken zurück bis auf vier oder fünf Blätter oberhalb der letzten Traube. Somit fließt die Energie nicht in übermäßiges Triebwachstum, sondern wird investiert in saftige Weintrauben. Oberhalb der Schnittstelle bilden sich bis August neue Triebe. Diese Geiztriebe brechen Sie regelmäßig aus, solange sie sich im unverholzten Stadium befinden.

Winterschnitt

Den Hauptschnitt erhalten Weinreben im Februar oder März. Jetzt fokussiert die Schnittpflege auf die Entfernung abgetragener Fruchtruten und der Förderung junger Triebe. In diesen Schritten gehen Sie richtig vor:

  • Alle abgetragenen Triebe zurückschneiden auf zwei Knospen
  • Wichtig: nicht in die Knospen schneiden und keinen langen Stummel von mehr als 1 cm stehen lassen
  • Totholz, erkennbar schwache und ungünstig stehende Zweige herausschneiden
  • Aus den Knoten der Leitäste sprießende, diesjährige Fruchttriebe selektieren
  • Nicht mehr als zwei neue Fruchtranken je Austriebspunkt stehen lassen, alle anderen ausbrechen
Wein - Vitis

Sofern sich die senkrechten und waagerechten Gerüsttriebe noch in der Erziehung befinden, beschneiden Sie den letztjährigen Zuwachs auf maximal 100 Zentimeter. Beachten Sie bitte die Schnittführung an Knospen. Hierzu setzen Sie die Schere wenige Millimeter oberhalb eines Auges an. Da der Hauptschnitt während der laublosen Zeit stattfindet, haben Sie freie Sicht auf die Gesamtstruktur der Weinrebe. Scheuen Sie sich nicht, beherzt alles herauszuschneiden, was einem übersichtlichen Wachstum entgegenwirkt. Die ausgeprägte Wuchskraft eines Weinstocks verzeiht Schnittfehler im Handumdrehen.

Gießen und düngen

Kontinuierliches Gießen bei Trockenheit leistet einen wichtigen Beitrag zum Wachstum großer, saftiger Trauben. Deckt das Regenaufkommen den Wasserbedarf nicht ab, sind regelmäßige Patrouillengänge mit der Gießkanne unverzichtbar. Auf eine ergänzende Nährstoffzufuhr sind Weinstöcke im Garten nicht angewiesen. Die Obstgehölze sind von Natur aus extrem starkwüchsig. Stickstoffreiche Dünger treiben lediglich das Wachstum von Blattmasse voran, was zulasten des Fruchtertrags geht. Um einer Weinrebe etwas Gutes zu tun, reicht die einmalige Gabe von Kompost im Frühjahr aus.

Tipp:

Vorteilhaft für einen vitalen Stockaufbau ist regelmäßiges Mulchen der Pflanzscheibe. Eine 5 bis 8 Zentimeter dicke Schicht aus Gras, Stroh oder Laub beugt Trockenstress vor und unterdrückt Unkraut. Ein Bewuchs mit Rasen oder Blumen sollte zumindest in den Anfangsjahren unterbleiben.

Überwintern

Zu den Grundlagen im erfolgreichen Weinanbau im Garten zählt ein umsichtiger Winterschutz. Eine robuste Frosthärte muss sich der Rebstock im Laufe der Jahre sukzessive erarbeiten. Bis dahin bewahren Sie die Pflanze mit diesen Vorkehrungen vor Winterschäden:

  • Weinrebe im ersten Winter mit einer Vlieshaube schützen oder von allen Seiten mit Nadelreisig schützen
  • In den Folgejahren vor Wintereinbruch die Stammbasis locker mit Kompost oder Lauberde anhäufeln
  • Ende Februar/Anfang März Winterschutz entfernen, damit die Veredelungsstelle frei liegt

Im spätfrostgefährdeten Garten sollte zwischen März und Mai ein Vlies griffbereit sein. Verkünden Meteorologen nächtliche Bodenfröste, bewahren Sie Ihren Rebstock mit der atmungsaktiven Haube vor Erfrierungen an den frischen Knospen,

Krankheiten und Schädlinge

Wein- und Tafeltrauben sind je nach Sorte anfällig für weit verbreitete Pilzinfektionen. Vorbeugend gegen Echten oder Falschen Mehltau sowie den gefürchteten Grauschimmel (Botrytis) empfehlen wir, auf pilzfeste Sorten zurückzugreifen. Als resistent kategorisierte Weinreben sind dennoch nicht vollkommen gefeit gegen einen Befall. Vornehmlich bei nass-kaltem Sommerwetter schlagen die Krankheiten zu. Eine luftige Erziehung, konsequentes Entfernen von Geiztrieben und überzähligen Blättern hat sich als Prophylaxe gut bewährt. Waren Ihre Weinreben oder andere Gartenpflanzen bereits Opfer einer Pilzinfektion, beugen Spritzungen mit Netzschwefel einem erneuten Ausbruch vor. Die beste Option gegen listige Pilzsporen ist ein geschützter Standort entlang einer Fassade mit Vordach oder einer überdachten Pergola.

Wein - Vitis

Die Reblaus hat ihren Schrecken verloren, seit Weinreben auf resistenten Unterlagen veredelt sind. Seit einigen Jahren tritt die Kirschessigfliege in die fatalen Fußstapfen der Reblaus und legt ihre Eier unmittelbar in reifende Weinbeeren ab. Um die Früchte vor einem Befall zu schützen, sollten Sie die Trauben in engmaschige Gaze-Säckchen hüllen.

Empfehlenswerte Sorten

Weinreben in Premium-Qualität zeichnen sich aus durch robuste Winterhärte und weitgehende Pilzresistenz. In der Praxis gut bewährt für den Weinanbau im Garten haben sich folgende Sorten:

  • Calastra: helle, fein-süße, runde Beeren, ab Anfang September
  • Vanessa: nahezu kernlose, rosafarbene Trauben ab, süß im Geschmack
  • Venus: eine der besten blauen Sorten, fast ohne Kerne, Ernte ab Mitte September
  • Lakemont: wuchsstarker Klassiker mit hellen, süßen Trauben ab Anfang Oktober

Halten Sie Ausschau nach der idealen Weinrebe für Ihre Pergola im Garten? Dann möchten wir Ihnen die Sorte ‚New York Muscat‘ ans Herz legen. Die dunkelblauen Trauben verwöhnen den Gaumen mit leichtem Erdbeeraroma ab Anfang September. Zum Augenschmaus wird der Weinstock mit einer furiosen Laubfärbung im Herbst.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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