Kartoffeln richtig ernten und lagern – im Kühlschrank, Wohnung & Keller
Inhaltsverzeichnis
Ende Juni eröffnen zarte Frühkartoffeln eine ertragreiche Erntezeit, die erst im Herbst mit aromatischen Lagerkartoffeln endet. Sind die mannigfaltigen Sorten im Nutzgarten clever kombiniert, stehen nahezu das ganze Jahr hindurch leckere Kartoffelgerichte aus eigenem Anbau auf dem Tisch. Dieser Ratgeber gibt wichtige Hinweise für eine fachgerechte Ernte und die optimale Lagerung für eine lange Haltbarkeit in bester Qualität. Erkunden Sie hier die Vor- und Nachteile verschiedener Lagerplätze, wie Kühlschrank, Wohnung und Keller. So ernten und lagern Sie Ihre Kartoffeln richtig.
Sorte entscheidet über Reifezeit – ein Kurzüberblick
Unter den weltweit mehr als 5.000 Kartoffelsorten, haben sich etwa 100 für den Anbau im mitteleuropäischen Klima qualifiziert. Die beiden wichtigsten Unterscheidungskriterien sind Verwendungszweck und Reifezeit. Im privaten Anbau richtet sich das Augenmerk auf Speisekartoffeln, da Futter- und Wirtschaftskartoffeln von nachrangiger Relevanz sind. Indem die mannigfaltigen Sorten klug miteinander kombiniert werden, erstreckt sich im Hausgarten die Erntezeit vom Frühsommer bis weit in den Herbst hinein. Zur besseren Orientierung im breit gefächerten Angebot, werden Speisekartoffeln in folgende 4 Reifegruppen unterteilt:
- Sehr frühe Sorten: Vegetationszeit 90-110 Tage – Ernte Ende Juni/Anfang Juli (z. B. Atica, Christa)
- Frühe Sorten: Vegetationszeit 110-120 Tage – Ernte ab Mitte/Ende Juli (z. B. Cilena, Sieglinde)
- Mittelfrühe Sorten: Vegetationszeit 120-140 Tage – Ernte ab Ende August (z. B. Linda, Nicola)
- Mittelspäte bis späte Sorten: Vegetationszeit 140-160 Tage – Ernte im September/Oktober (Donella, Aula)
Die Zuordnung der Sorten zu den verschiedenen Reifegruppen fungiert lediglich als grobe Orientierung für die richtige Erntezeit. Die lokalen Bedingungen im Beet sowie der diesjährige Verlauf der Witterung bestimmen letztendlich, wann die Erntezeit tatsächlich beginnt.
Lagerkartoffeln nicht zu früh ernten
Das Laub signalisiert, wann die Erntezeit für Ihre Kartoffeln beginnt. Frühkartoffeln können Sie bereits aus der Erde holen, wenn die Blätter zu welken beginnen. Mindestens 90 Tage sollten seit der Pflanzung sehr früher Sorten vergangen sein, damit Sie einigermaßen große Knollen erhalten. Überprüfen Sie an einer oder zwei Testknollen, ob sich die Schale nicht mehr abreiben lässt. Sollte dies der Fall sein, belassen Sie die restlichen Kartoffeln noch einige Tage im Beet. Sehr frühe und frühe Sorten eignen sich ausschließlich für den sofortigen Verzehr, da sie nicht lagerfähig sind.
Streben Sie für Ihre mittelfrühen bis späten Kartoffeln eine möglichst lange Haltbarkeit an, warten Sie mit der Ernte, bis das Laub vollständig abgestorben ist und hängen eine zusätzliche Wartezeit von 14 Tagen an. In diesem Fall können Sie sicher sein, dass die Erdäpfel perfekt ausgereift sind, über eine robuste Schale verfügen und eine gute Resistenz gegenüber Fäulnis und Schimmel entwickelt haben.
Kündigt sich der erste Frost an, wird der aktuelle Zustand der Blätter nachrangig. Damit die sehr kälteempfindlichen Kartoffeln infolge von frostigen Temperaturen nicht weich und faulig werden, ernten Sie bitte sogleich.
Anleitung für die Kartoffel-Ernte – so geht es richtig
Als Werkzeug eignen sich eine Kartoffelhacke mit 4 Zinken oder eine Grabgabel. Beide Gartengeräte stechen mühelos in die Erde und verursachen keine oder lediglich geringe Schäden an den wertvollen Knollen. Sind die erläuterten Kriterien für die Beurteilung der Reife erfüllt, empfehlen wir für den genauen Termin einen sonnigen und trockenen Tag. In diesen Schritten gehen Sie bei der Kartoffelernte fachmännisch vor:
- Zuerst das Kraut entfernen und in der Biotonne entsorgen, sofern es mit Krautfäule befallen ist
- Mit der Kartoffelhacke oder der Grabgabel seitlich in die Erde stechen und die Kartoffeln heraushebeln
- Von Hand das restliche Laub und grobe Erdanhaftungen entfernen
Idealerweise sortieren Sie bereits im Beet alle beschädigten Knollen aus. Diese sind nicht für eine Lagerung geeignet und kommen in den nächsten Tagen auf den Tisch. Waschen Sie Ihre Kartoffelernte bitte nicht ab. Trockene Erde bildet um die Schale einen natürlichen Schutz gegen Fäulnis. Die sauberen Kartoffeln im Ladenregal sind mit chemischen Fäulnishemmern behandelt, um im optisch blitzsauberen Erscheinungsbild präsentiert zu werden. Mit dem lapidaren Hinweis „nach der Ernte behandelt“ wird diese Vorgehensweise heruntergespielt.
Licht und Wärme verkürzen die Haltbarkeit
Um Kartoffeln richtig zu lagern, sind wichtige Kriterien zu beachten. Unmittelbar nach der Ernte verfügen die Knollen über eine natürliche Keimhemmung, die sich nach 5 bis 9 Wochen abbaut, abhängig von der Umgebungstemperatur. Sinkt die Lagertemperatur nicht spätestens zu diesem Zeitpunkt auf 4 bis 6 Grad Celsius, sprießen die Keimtriebe und die Freude am langen Kartoffelgenuß ist dahin.
Keine Toleranz haben die tollen Knollen gegenüber Licht. Herrscht am Lagerplatz Dauerbeleuchtung, setzt sogleich die Keimung ein. Zudem färben sich die Schalen grün, weil sich giftiges Solanin bildet, das uns mit bitterem Geschmack den Appetit auf Kartoffeln verdirbt und in größeren Mengen sogar gesundheitsschädlich ist.
Kühlschrank ist als Lagerplatz ungeeignet
Der klassische Kühlschrank ist zu kalt, um Kartoffeln darin zu lagern. Unter dem Einfluss zu niedriger Temperaturen setzt ein chemischer Prozess ein, in dessen Verlauf sich Stärke in Zucker umwandelt. Werden die Kartoffeln anschließend frittiert oder zu Bratkartoffeln verarbeitet, entsteht Acrylamid. Diese Chemikalie steht im Verdacht krebserregend zu sein. Bis wissenschaftliche Forschungsergebnisse den Verdacht bestätigen oder widerlegen, ist der Kühlschrank der falsche Ort für die Lagerung von Kartoffeln.
In der Wohnung kurzzeitig haltbar
Steht Ihnen eine Speisekammer mit Temperaturen zwischen 8 und 15 Grad Celsius zur Verfügung, können Sie hier Ihre Kartoffeln nach der Ernte für 1 bis 2 Wochen lagern. Idealerweise ist der Raum zugleich dunkel und luftig. Als ideales Gefäß für die Aufbewahrung kleiner Erntemengen in der Wohnung gilt ein spezieller Tontopf mit kleinen Öffnungen in Bodennähe für eine gute Luftzirkulation. Eine größere Anzahl Lagerkartoffeln bleiben im Kartoffelsack aus Jute oder in einer Holzkiste innerhalb einer Wohnung etwa 2 Wochen frisch. Unter dem Einfluss normaler Zimmertemperaturen in der Küche reduziert sich die Haltbarkeit auf 4 bis 5 Tage.
Keller bietet ideale Lagerbedingungen
Der kühle, dunkle Keller ist unübertroffener Lagerplatz für Ihre selbst geernteten oder gekauften Kartoffeln. Hier sind alle Kriterien erfüllt, damit Sie sich nach der Ernte monatelang über frische Kartoffeln auf der heimischen Speisekarte freuen können. So gelingt die Lagerung:
- Geeignet für die Aufbewahrung: Kartoffelhorde, Holzkiste, Weidenkorb, Holzregal
- Die trockenen Kartoffeln in den Behälter locker einfüllen bis auf eine Höhe von maximal 40 cm
- Lagerkartoffeln auf Regalen oder Rosten nebeneinander legen und mit Zeitungspapier abdecken
- Am dunklen Standort bei 4 bis 6 Grad aufstellen
- An frostfreien Tagen regelmäßig lüften
- Ein Mal wöchentlich faule oder kranke Knollen aussortieren
- Bei Temperaturen um 8 Grad Celsius die Kartoffeln wöchentlich umschichten
Vermeiden Sie bitte eine räumliche Nähe zwischen Kartoffeln und Äpfeln oder anderen nachreifenden Früchten. Diese verströmen das Reifegas Ethylen, unter dessen Einfluss die Knollen rasch verderben.
Fazit
Im Herbst ist Erntezeit für Kartoffelsorten, die sich ausgezeichnet für eine lange Lagerung eignen. Wenn das gesamte Laub vor dem ersten Frost abgestorben ist, holen Sie die schmackhaften Knollen mit Kartoffelhacke oder den Händen aus der Erde. Unbeschädigte Exemplare bleiben im kühlen, dunklen Keller bei 4 bis 6 Grad Celsius über viele Monate frisch. In der Speisekammer reduziert sich bei 8 bis 14 Grad Celsius die Haltbarkeit auf wenige Wochen. In der gut geheizten Wohnung büßen Kartoffeln bereits nach 4 bis 5 Tage ihre Qualität erheblich ein. Als Lagerort für Ernte-Kartoffeln ungeeignet ist der Kühlschrank.